Anschliessend äusserten Verstappen und Red Bull schwere Vorwürfe in Richtung Norris.
Max Verstappen greift Lando Norris nach der Singapur-Qualifikation verbal an!
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Der vierfache Weltmeister lieferte sich mit George Russell ein hochkarätiges Duell um die Pole. Beide Piloten knackten dabei in Q3 den bisherigen Streckenrekord. Russell lag nach seinem finalen Versuch 0,182 Sekunden vor Verstappen. Der 28-Jährige war auf seiner entscheidenden Runde. Im dritten Sektor lief der Red-Bull-Fahrer langsam auf Norris auf, der sich auf seiner In-Lap befand.
Verstappen verpasste prompt den Bremspunkt in Kurve 16 und erwischte auch Kurve 17 nicht optimal. Der Weltmeister brach daraufhin seine Runde ab und fuhr wild gestikulierend an Norris vorbei. Während der McLaren-Pilot in die Box abbog, rollte Verstappen mit seinem RB21 noch über die Ziellinie, verpasste aber die Pole und musste sich am Ende mit P2 zufriedengeben.
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Verstappen und Marko angesäuert
"Es war sehr eng. Aber die Aktion von Lando Norris ist unverständlich. Wir waren schon anderthalb Zehntel gegenüber unserer Runde zuvor besser und der hat den Max da in den letzten zwei Kurven richtig blockiert. Für Norris ging es um nichts, das ist mir unverständlich. Es wäre ganz knapp um die Pole geworden. Ich hoffe, er hat einfach nicht in den Spiegel geschaut und nicht, dass es Absicht war", echauffierte sich Red Bulls Motorsportberater Dr. Helmut Marko am Sky Sport Mikrofon.
Verstappen lag bei seiner Runde nach den ersten beiden Sektoren rund zwei Zehntel virtuell hinter Russell, war im letzten Sektor aber drauf und dran, diesen Rückstand aufzuholen. "Das passiert, wenn ein Auto vor einem rumtrödelt. Das werde ich mir merken. Es hätte knapp sein können, was die Pole angeht. Etwas enttäuscht, nicht auf dem ersten Platz zu stehen", meinte der Niederländer im Interview der Top-Drei.
Auf der Pressekonferenz giftete Verstappen weiter: "Ich hatte leider ein Auto zwei Sekunden vor mir in der letzten Schikane. Im Qualifying kannst du das nicht haben. Du kannst keine Störung haben, wenn du in Q3 pushen willst. Daher musste ich die Runde abbrechen. Im Qualifying versucht man einen Abstand von sechs bis sieben Sekunden zu lassen. Auf Stadtkursen sind die Leute aber manchmal gelangweilt, machen Fehler. Du brauchst die komplette Clean Air, wenn du voll am Limit bist. Ich habe dadurch an Downforce verloren und die Kurve verpasst. Es ist nicht schön, wenn so was passiert."
Norris und Brown mit Unverständnis
Angesprochen auf die Verstappen-Kritik reagierte Norris irritiert. "Keine Ahnung. Da war ein riesiger Abstand. Ich weiss überhaupt nicht, worüber gesprochen wird. Red Bull beschwert sich ja immer. Max war weit hinter mir, überhaupt kein Ding", sagte der Vizeweltmeister am Sky Sport Mikrofon zu dem Vorfall. Auch McLaren-CEO Zak Brown sah bei Sky Sport keinen Grund für eine Diskussion und betonte: "Lando stand Max da überhaupt nicht im Weg."
Ralf Schumacher schlug sich in der Debatte zwischen Red Bull und McLaren auf die Seite von Norris. "Da ist er aber schon weit weg. Jetzt können wir von der Dirty Air sprechen. Aber Lando ist auf seiner In-Lap, ausser visuell kann Max da nichts stören. Lando macht seinen Job, fährt in die Box rein. Er fährt langsam und nach links. Tut mir leid, aber in dem Fall kann ich Max kein Recht geben", erklärte der Sky Sport F1-Experte.
Schumacher fügte allerdings auch hinzu, dass McLaren in der Situation noch ein Stück weit vorausschauender hätte handeln können: "Das Einzige, was man machen kann, wenn man es 100 Prozent fair macht, ist, wenn der Renningenieur zu Norris sagt: 'Du, pass auf. Von hinten kommt der Max. Guck, dass du nicht zu langsam wirst. Dann sieht er dich vielleicht auch gar nicht.' Das hätte man machen können, aber im Weg war er nicht."
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Russell als McLaren-Trumpf?
Sportlich bleibt aber nach diesem Singapur-Samstag festzuhalten: McLaren hat seine dominante Position verloren, Oscar Piastri (Startplatz drei) und Norris (P5) fahren der Konkurrenz nicht mehr wie über grosse Teile der Saison um die Ohren. "Wir waren nicht schnell genug. Das zeigt, wie schnell sich dieser Sport entwickelt", brachte es auch McLaren-CEO Brown auf den Punkt.
Und Verstappen? Der mischt nach zwei Siegen in Folge auch in Singapur - auf einer Strecke, auf der er in seiner Karriere bislang weder eine Pole holte noch ein Rennen gewann - wieder ganz vorne mit. "Wir sind auf unserer Angststrecke wettbewerbsfähig, das macht Mut für die restliche Saison. Solange wir hier vor den zwei McLaren ins Ziel kommen, ist es für uns ein Erfolg", resümierte Red Bulls Motorsportberater Marko.
Der Einzige, der Verstappen in Singapur - und damit auch mit Blick auf den WM-Kampf - ärgern kann, scheint nicht Piastri oder Norris zu sein, sondern etwas überraschend Mercedes-Pilot Russell.
*Albon und Sainz wurden nach dem Qualifying disqualifiziert