Akira Schmid: Einst abgeschoben, heute gefeiert – und bald vergoldet?
Es ist nicht gerade der berühmte Weg vom Tellerwäscher zum Millionär, aber nicht weit davon entfernt. Der 22-jährige Emmentaler Akira Schmid hat sich bei den New Jersey Devils auf die ganz grosse Bühne gehext.
Fünf Jahre ist es her, da wechselte Akira Schmid von den SCL Tigers, für die er in der National League einmal gespielt hatte, nach Übersee. Und er erlebte einen schweren Start, wurde beim Juniorenteam Lethbridge Hurricanes nach seinem ersten und gleichzeitig schwachen Spiel wieder entsorgt, weil der Klub zuviele Europäer engagiert hatte. Schmid blieb am Puck, auch nach einer Zwangspause wegen einer Hüftoperation, kämpfte sich bei den bei Corpus Christi IceRays, Omaha Lancers und Sioux City Musketeers durch die Juniorenligen und wurde in der Saison 2021/22 mit Einsätzen bei den Utica Cornets in der AHL und ersten NHL-Spielen für die New Jersey Devils belohnt. Die Auftritte in der besten Liga der Welt verliefen allerdings wenig vielversprechend; Schmid hielt nur 83,3 Prozent der gegnerischen Schüsse.
Dennoch bekam er in dieser Saison wieder seine Chancen, wurde aus Utica in die NHL heraufgeholt – und überzeugte bei den Devils in der Regular Season in 18 Spielen mit einer Save Percentage von 92,2 Prozent. Der Lohn: Als die Devils in den Playoffs gegen die New York Rangers mit 0:2 Siegen hinten lagen und das schnelle Saisonende drohte, wurde er eingesetzt und schlussendlich beim 4:3-Sieg in der Serie zum grossen Helden. Zweimal hielt er seinen Kasten sauber, auch einen zwischenzeitlichen Rückschlag mit einer Niederlage steckte er weg; in seinen fünf Playoff-Spielen parierte er bemerkenswerte 95,1 Prozent der Rangers-Schüsse.
Nun ist der 1,95-Meter-Hüne bei den Devils eine fixe Grösse und wird mit Lob überschüttet. «Er ist eiskalt, hat keinen Puls und ist immer locker und beherrscht», sagt Devils-Star Jack Hughes. Stürmer Erik Haula verpasste ihm die Bezeichnung «Schmido the torpedo», er sei «on fire». Und Captain und Landsmann Nico Hischier lobt: «Er verliert nie seinen Fokus, lässt es einfach aussehen und das gibt uns Vertrauen.» Mit seinen starken Leistungen gegen die Rangers hat sich Akira Schmid auch beim nächsten Gegner, den Carolina Hurricanes, viel Respekt erarbeitet. So sagte beispielsweise Coach Rod Brind'Amour vor dem ersten Duell in der Nacht auf Donnerstag, Schmid habe wirklich gut gespielt. Normalerweise würde sich ein Trainer nicht damit beschäftigen, wie man den gegnerischen Torwart zu bespielen habe, es gehe stattdessen darum, Chancen zu kreieren: «Aber natürlich gibt es gewisse Tendenzen. Er ist gross und macht einen abgeklärten Eindruck. Er sieht nicht aus wie ein kleiner Junge. Es gibt einen Grund, warum sie ihn einsetzen.» Auch Hurricanes-Center Martin Necas ist beeindruckt und sagt über den Schweizer Keeper der Devils: «Er spielt gut und ihre Verteidigung blockiert viele Schüsse für ihn. Er ist ein grosser Kerl. Er spielt gerne mehr im Tor, er kommt nicht wirklich raus. Er hat einige Spiele für sie gewonnen.» Und Spielmacher Derek Stepan erklärt: «Tore sind schwer zu erzielen. Die Torhüter, die im Netz stehen, sind sehr selbstbewusst. Er ist ein neuer Torhüter, der offensichtlich wirklich gut für sie spielt, aber zu dieser Jahreszeit geht es darum, Pucks irgendwie ins Netz zu bringen.»
Akira Schmid hat definitiv für Aufsehen gesorgt und Geschichte geschrieben. Seit 15 Jahren und Carey Price (Montreal) hat in einem Game 7 kein Rookie mehr einen Shutout geschafft. Und die letzten Neulinge, die ihr erstes Entscheidungsspiel gewonnen hatten, waren Jordan Binnington (2019, St. Louis) und Matt Murray (2016, Pittsburgh). Beide gewannen in der Folge den Stanley Cup.
Es wäre ein Traum, wenn die Devils mit Hischier, Jonas Siegenthaler und Timo Meier als weiteren Schweizern die Trophäe gewinnen sollten und sich Schmid nach David Aebischer (2001 mit Colorado) und Martin Gerner (2006 mit Carolina) als dritter Schweizer Keeper als Stanley Cup-Sieger feiern lassen könnte. Doch das ist aktuell Wunschdenken. Viel klarer scheint, dass Akira Schmid, der nächste Saison im dritten und letzten Einstiegsvertragsjahr mit der Salärlimite von 775'000 Dollar steht, ab Sommer 2024 mit einem Millionenvertrag vergoldet wird.