Es war die neunte Niederlage in den letzten zwölf Spielen, was den Druck auf Cheftrainer Slot weiter erhöht. Sky Sports Experte Jamie Carragher glaubt dennoch, dass seine Zeit noch nicht abgelaufen ist.
"Liverpool unterscheidet sich von fast allen anderen Vereinen im europäischen Fussball, der Trainer ist der König und die Trainer bekommen Zeit. Liverpool hat noch nie einen Trainer entlassen, der die Meisterschaft gewonnen hat. Niemals in der Geschichte", sagte Carragher und führte weiter aus: "Nach ein paar Jahren sind sie gegangen, sie sind zurückgetreten. Ich konnte am Wochenende kaum glauben, dass die Leute über den Job des Trainers sprachen, als ich nach der Heimniederlage gegen Nottingham Forest mit Liverpool-Fans sprach. Das wird jetzt nur noch lauter werden."
Weiter: "Ich war immer der Meinung, dass man zum Trainer halten sollte, weil ich wütend auf die Spieler bin. Aber es kommt bei jedem Trainer in jedem Verein irgendwann zu einem Punkt, an dem es sich fast so anfühlt, als könne es nicht mehr weitergehen. Ich persönlich bin noch nicht ganz so weit, was den Trainer angeht, aber ich weiss, dass viele Fans es sind", meinte die Reds-Legende.
Van Dijk mit mysteriösem Fehler
Die alternde Führungsriege von Liverpool wurde am Mittwochabend ein weiteres Mal blossgestellt, als van Dijk gegen PSV einen Elfmeter wegen Handspiels verursachte, während Salah erneut weder ein Tor schoss noch eine Vorlage gab. Zudem wird auch Torhüter Alisson schmerzlich vermisst, der seit Wochen fehlt. Carragher ist der Meinung, dass die anderen Spieler im Kader nicht in die Bresche gesprungen sind.
"Das ist vielleicht ein Blick in die Zukunft von Liverpool, wenn Mo Salah, Virgil van Dijk und Alisson den Verein verlassen", sagte er. "Liverpool begann 2018 unter Klopp seine Reise zu einer grossartigen Mannschaft, und sieben Jahre später kommt Slot dazu. Die Katalysatoren für Liverpool zu Beginn dieser Entwicklung waren Alisson, van Dijk und Salah. Alisson ist derzeit oft verletzt und spielt daher nicht so viel. Aber wenn man sich van Dijk jetzt ansieht, ist er nicht mehr derselbe Spieler, und bei Salah sieht es so aus, als hätte er seine Beine verloren. Ich kritisiere sie nicht gerne auf dem Spielfeld, denn sie haben absolut Legendäres geleistet, aber ihre Beine machen einfach nicht mehr mit, insbesondere bei Salah."
Schlechteste Phase seit 1953/54
Der im Sommer mit beinahe einer halben Milliarde Euro verstärkte englische Meister, bei dem Nationalspieler Florian Wirtz erneut verletzt fehlte, durchläuft gerade die schlechteste Phase seit dem Abstieg im Jahr 1954. Damals blieben die Reds 15 Spiele in Serie sieglos, davon waren zehn Niederlagen.
Das 0:3 bei Manchester City, das 0:3 gegen Nottingham Forest und das 1:4 gegen Eindhoven sind ebenfalls Negativrekord: Zuletzt hatten die Reds im Dezember 1953 drei Spiele in Serie mit mindestens drei Toren Unterschied verloren.
Vor allem die Abwehr wackelt immer wieder bedenklich, sieben Gegentore innerhalb von fünf Tagen an der normalerweise festungsartigen Anfield Road sind Ausdruck der Verunsicherung.
Gerrard: Liverpool noch nicht in der Krise
Der ehemalige Kapitän von Liverpool, Steven Gerrard, sagte gegenüber TNT Sports, dass er dennoch der Ansicht ist, dass der Verein noch nicht in einer "Krise" steckt, sich dieser aber immer mehr nähert.
Er sagte: "Mit jeder Niederlage, insbesondere mit der Art und Weise, wie sie zustande kommt, rückt man näher an die Krise heran. Ich verwende diesen Begriff nicht gerne, denn für mich ist eine Krise ein Verein, der Jahre braucht, um wieder an die Spitze zu gelangen. Ich glaube nicht, dass Liverpool überhaupt an diesem Punkt angelangt ist. Sie haben immer noch grossartige Spieler. Dies ist eine Mannschaft oder zumindest der Grossteil einer Mannschaft, die vor vier Monaten die Meisterschaft gewonnen hat. Ich finde, das Wort Krise ist zu stark."
Nach Ansicht von Gerrard kann man auf der anderen Seite nicht leugnen, "dass diese Mannschaft massiv zu kämpfen hat. Sie befindet sich in einer furchtbaren Phase. Das Selbstvertrauen ist auf einem Tiefpunkt angelangt. Und sie blutet weiter aus. Sie kassiert weiterhin Gegentore. Sie ist völlig offen. Und wenn der Trainer keine Antworten und keine Stabilität in der Mannschaft findet, wird sich daran nichts ändern."