6er,-, 8er- oder 9er-Zahlenspiele aus der Mottenkiste, die als Referenz natürlich genauso wenig taugen wie die HSV-Auswärts-Siege 2006 und 2007 (jeweils 1:2) oder der spektakuläre und meisterschaftsvorentscheidende 4:3-Coup in München im April 1982.
Nach sieben Jahren Bundesliga-Zwangspause müssen beim HSV ohnehin sämtliche Masseinheiten neu justiert werden. Aufstiegscoach Merlin Polzin richtet seinen Blick dabei konsequent nach vorne: "Vergangenes interessiert mich wenig. Wir haben uns erarbeitet, dass wir dort im Topspiel antreten dürfen."
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Natürlich befindet sich der Aufsteiger kurz vor dem dritten Spieltag noch in der Findungsphase - das war bei der Derby-Niederlage vor zwei Wochen überdeutlich zu erkennen. Und doch fahren Polzin und sein Team nicht im Bonus-Spiel-Modus nach München, sondern mit einem geschliffenen Plan gegen die Überrollgefahr. "Es ist sicher nicht sinnvoll, den Bus zu parken. Es geht darum, in guten Höhen gut zu verteidigen, mit Fleiss und Laufbereitschaft. Gleichzeitig wollen wir bei Ballbesitz klar und zielstrebig Richtung Tor spielen. Wir fahren da nicht hin, um über die Höhe einer Niederlage zu sprechen - wir sind Wettkämpfer genug", betonte Polzin, der ein paar knifflige Personalfragen zu klären hat.
Vieira dürfte starten
Sambi Lokonga, frisch aus London transferiert, sollte eigentlich seine HSV-Premiere als Organisator im zentralen Mittelfeld begehen. Für einen Platz in der Startelf wird es wohl noch nicht reichen - "Belastungssteuerung" während der Woche. Gleiches gilt für Kapitän Yussuf Poulsen, der sein Team wohl frühestens daheim gegen Heidenheim erst mal zum Anpfiff auf den Platz führen wird.
Fabio Vieira, wie Lokonga vormaliger Arsenal-Profi, dürfte seinen Platz auf der rechten offensiven Aussenbahn hingegen sicher haben. Interessant wird es mit dem Blick auf Luka Vuskovic. Der 18-Jährige wird mit der Nummer 44 (trug zuvor sein wegen Dopings gesperrter Bruder Mario) auf dem Spielberichtsbogen erscheinen. Der hochveranlagte U21-Nationalspieler Kroatiens ist für die laufende Saison als Abwehrchef eingeplant - aber ohne Anlaufzeit aus der kalten Hose gegen Harry Kane & Co. debütieren?
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Komplizierte Güterabwägungen für Polzin. Lässt er in München die besten elf Spieler ran oder ist es sinnvoller, den Wackelkandidaten eine Woche mehr HSV-Erfahrung zu gönnen und ihre Fitness auf 100 Prozent zu schrauben? Der Gegner im kommenden Heimspiel ist ein direkter Konkurrent um den Klassenerhalt.
Ein geordneter HSV-Vortrag gegen Heidenheim mit ein paar hoch qualifizierten Debütanten ohne mentalen Ballast aus Bayern in den Köpfen - könnte sich als hilfreich erweisen. Theoretisch zumindest! Für Polzin zählt ausschliesslich das nächste Spiel und die Möglichkeiten, die sich bieten - das bekräftigt er glaubhaft: "Ich erwarte von meinen Spielern, dass sie sich gegen eine richtig gute Mannschaft das Trikot zerreissen und maximal bereit sind, Widerstände zu brechen."
HSV-Frauen machen es vor
Ein Überraschungscoup in München, zumindest aber ein wehrhafter Auftritt mit erkennbarem moralischen Kompass, könnte sich schliesslich positiv auf das Selbstverständnis des bislang torlosen Bundesliga-Rückkehrers aus Deutschlands Fussball-Hauptstadt auswirken.
Neben den beiden Herren-Teams vom HSV und dem FC St. Pauli haben sich ja auch noch die HSV-Frauen auf höchster Ebene zurückgemeldet. Deren Erstliga-Abwesenheit hatte bekanntlich sogar 13 Jahre angedauert - dementsprechend hatten sich viele Beobachter ausschliesslich mit der Höhe des Wolfsburger Sieges zum Saison-Auftakt im Volkspark beschäftigt.
Die Favoritinnen um Klub-Ikone Alexandra Popp hatten in der HSV-freien Zeit sieben Mal den Titel abgeräumt. Mit Haltung, Mut und ein bisschen Spielglück haben die Hamburgerinnen am vergangenen Wochenende ein 3:3 erzwungen. Artverwandte Voraussetzungen und exzellenter Anschauungsunterricht für die Männer vor deren (vermeintlich) unlösbarer Aufgabe.
Mehr zum Autor Sven Töllner
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