Aufgefallen: Der 18. Spieltag in der Brack Super League
Fussball mitten in der Woche im kalten Dezember – auf den ersten Blick keine erquickende Proposition. Doch für einmal hatten all jene recht, die ihre Klubs trotzdem im Stadion unterstützten. Denn dort erlebten sie alles, was den Fussball emotional so faszinierend macht: Favoritensiege, Aussenseitersiege, Last-Minute-Siege und das alles garniert mit 21 Toren in fünf Spielen. Unser Rückblick auf die „mid-week“ Runde in der höchsten Schweizer Spielklasse.
Mal so, mal so
Der gute alte Trikotzupfer. Einst ein probates Mittel schlitzohriger Verteidiger gegen allzu torgefährliche Angreifer, in Zeit des VAR aber immer öfter der sichere Weg zum nächsten Foulpfiff oder gar Elfmeter. Es sei denn, man verteidigt in der Schweiz, wo sich die Schiedsrichter offenbar dazu entschieden haben, trotz aller technischer Hilfsmittel mal so, mal so zu entscheiden. Jüngster Nutzniesser dieser alles andere als zu begrüssenden Entwicklung: Der FC St. Gallen, der so um den eigentlich fälligen Elfmeter zum möglichen 0:2 herumkam. Durch den ausbleibenden Pfiff quasi beschwingt, legte der FCSG im Duell mit dem FC Sion dann aber auch eine zweite Halbzeit auf den Rasen, mit der er sich den Erfolg im Spitzenspiel nachträglich verdiente. Aliou Baldé (51.), Lukas Görtler (67.) und Debütant Alessio Besio (90.) machten aus dem 0:1 zur Pause (Ilyas Chouaref, 21.) ein 3:1 und sorgten damit für anhaltende Hochgefühle in der Ostschweiz. Gäbe es den FC Thun nicht, der Wintermeister-Titel wäre Grün-Weiss (18/ 34) kaum mehr zu nehmen.
Eins, zwei, vorbei
Von einem wichtigen Spiel schrieben wir an dieser Stelle, von einem möglicherweise wegweisenden Duell zweier Teams, deren Formkurve sich in den letzten Wochen gefühlt diametral entwickelt hatte. Und dann taucht der FC Thun einfach mal so auf der Winterthurer Schützenwiese auf und tut genau das, was all die vermeintlichen Spitzenteams gefühlt seit Jahren nicht hinbekommen: er entscheidet die Partie gegen einen zwar willigen, aber auch inferioren Gegner bei erstbester Gelegenheit. 20. Minute – 0:1 durch Ethan Meichtry. 22. Minute – 0:2 durch Elmin Rastoder. 26. Minute – rote Notbremse-Karte gegen Wintis Remo Arnold. Zack, zack, zack und die Berner Oberländer hatten die unangenehme Pflichtaufgabe beim Tabellenschlusslicht für sich entschieden. Genauso, wie das ein Spitzenteam eigentlich tu(h)n müsste. Der Rest und damit die Tore von Wintis Andrin Hunziker (38.), von Justin Roth (43.) und Christopher Ibayi (95.) waren Resultatkosmetik und für den Ausgang der Partie (Endstand 1:4) nicht mehr wirklich entscheidend. Holen die Thuner zum Vorrundenabschluss gegen den FC Zürich mindestens einen Punkt, ist der Aufsteiger auch der verdiente Wintermeister.
Ausgespielt
Fünf Spiele hatte der FC Zürich im Vorfeld der «Sechspunktepartie» gegen den FC Lugano nicht mehr verloren. Hatte den Abstiegskampf und ständige Unruhe gegen Aufbruchsstimmung und die Chance eingetauscht, mit einem Sieg im Duell der beiden formstärksten Teams der letzten Wochen ganz nah an die Top 6 heranzurücken. Doch dann zeigten die Tessiner in der 91. Minute eiskalt, weshalb sie in den letzten sechs Spielen sogar noch häufiger Punkte sammelten, als der Stadtklub. Mit vier Ballberührungen kombinierten sich Uran Bislimi, Yanis Cimignani und Kevin Behrens schnörkellos gekonnt durch die FCZ-Defensive, ehe der einmalige deutsche Nationalspieler mit dem fünften Kontakt den Ball zum 0:1ins Zürcher Tor schob. Und anstatt sich mit den Dennis Hedigers (Rang 7, 24 Punkte) und dem FC Sion (Rang 6, 27 Punkte) am Wochenende um das Überwintern in der oberen Tabellenhälfte zu balgen, können die Bianconeri (Rang 4 mit 30 Punkten) ihren Blick zum Abschluss der Vorrunde sogar noch einmal nach oben richten. Mit einem Sieg im Direktduell mit den Berner Young Boys (Rang 5 mit 29 Punkten) können die Ticinesi im Idealfall sogar am FC Basel vorbeiziehen.
Zahlenspiele
Endlich fiel es, dass erste Tor von Bundesliga-Transfer Moritz Broschinksi für den FC Basel (50.). Doch für sich allein hätte Mos Torpremiere den Bebbi noch nicht zum zweiten Vollerfolg im Monat Dezember verholfen. Nicht, nach dem Xherdan Shaqiri auch seinen dritten Elfmeter in Folge nicht im gegnerischen Kasten unterbrachte. Und nicht, nach dem Luzerns Julian von Moos die Partie mit seinem vierten Saisontor (54.) zwischenzeitlich ausgeglichen hatte. Nein, dafür bedurfte es schon Koba Koindredis Husarenstück, als er den fünften FCB-Elfer der letzten Wochen zum wichtigen 1:2-Erfolg verwandelte (75.). Dank diesem überholte der Titelverteidiger (Rang 3 mit 31 Punkten) in der Tabelle den Berner Rivalen, während der FC Luzern auch im sechsten Spiel in Folge sieglos blieb. Von gar elf Spielen ohne Sieg trennt die Zentralschweizer einzig der 6:0-Erfolg über die Hoppers von Anfang November, weshalb sich die Leuchten mittlerweile als drittes Team im Tabellenkeller verirrt haben (Rang 10 mit 18 Punkten). Vom Barrageplatz (GC) trennt den FCL aktuell noch ein Punkt.
Balla Balla
Jonathan Asp-Jensen zur GC-Führung in der dritten Spielminute. Luke Planges erster Streich vom Punkt zum 0:2 (14.). Dann Alvyn Sanchez’ YB-Schlenzer zum 1:2 (19.). Luke Planges vermeintliches 1:3 (29.), der VAR, noch einmal der VAR und schliess dann doch die Zürcher Zweitore-Führung durch Oscar Clemente (32.). Dazwischen (28.) ein Hechtkopfball von Hopper Dirk Abels an die eigene Torumrandung, eine vergebene Fünfhundertprozentige durch Clemente (45.) und das aus nächster Nähe verpasste 2:3 durch Dominik Pech (45. +2). Dann Pause und kurze Zeit später der abermals vergebene Anschluss durch Olivier Mambwa (52.), den Chris Bedia nach einer Stunde dann doch bewerkstelligte. Dann ein Foul an Lovro Zvonarek (68.), der VAR und schliesslich ein zweiter Zürcher Elfmeter, den der Gefoulte selbst nicht an YB-Keeper Keller vorbeibrachte (72.). Auf der Gegenseite ein geblockter Schuss, ein Handspiel (78.), der VAR und schlussendlich doch kein Elfer (82.), weil dem Hands eine Berner Abseitsstellung vorangegangen war. Und schliesslich die Entscheidung in der 85. Minute durch Luke Plange, trotz Schuh im Gesicht, gefolgt vom VAR, einer roten Karte gegen YBs Raveloson (88.) und den Toren Nr. 3 und Nr. 4 von Luke Plange in den Schlussminuten (90. und 92.) Macht summa summarum: YB 2, GC 6.