Aufgefallen: Der 35. Spieltag in der Credit Suisse Super League
Ende März stand der FC Basel kurz davor, seinen Trainer zu entlassen und der FC Winterthur war eigentlich schon abgestiegen. Sechs Wochen später feiern die Bebbi den 21. Meistertitel, während der FCW Spieltag für Spieltag am unglaublichsten Comeback der Super-League-Geschichte feilt. Unser Rückblick auf das Schweizer Fussball-Wochenende.
Molto Forte
4:1 in St. Gallen, vierter Sieg in Folge und die Punkte Nr. 14, 15 und 16 aus den letzten sechs Spielen. Keine Frage, der FC Winterthur (36 Punkte) ist gemeinsam mit dem FC Basel die Mannschaft der Stunde in der CS Super League. Nur, dass die Eulachstädter ihre Serie mit dem kleinsten Etat der Liga auf die Beine stellten, ohne Xherdan Shaqiri und unter maximalem Druck im SL-Tabellenkeller. So weit war der FCW einst vom rettenden Ufer entfernt, dass er auch jetzt – als frischgebackener Tabellen-10. - «nur» drei Punkte vom direkten Abstiegsplatz entfernt ist. Doch davon scheint sich in Winti aktuell niemand einschüchtern zu lassen. Warum auch? Wer mit vier Toren in Serie (Lukembila und Di Giusto vor, Burkart und Bajrami nach der Pause) auf ein frühes 0:1 (Daschner, 21.) reagieren kann, muss sich auch vor den kommenden zwei Wochen und der gänzlich neuen Rolle als Gejagter nicht fürchten. Mittlerweile spricht sogar das einst katastrophale Torverhältnis nicht mehr zwingend gegen den FCW. Keine Frage, auf der Schützenwiese liefert der immer wieder Mal bereits abgeschriebene Trainer Uli Forte gerade sein Meisterstück ab.
Besser als gar nichts
Natürlich, es hätte mehr sein können. Aber halt genauso auch weniger. Und so dürften nach zwei komplett unterschiedlichen Halbzeiten im Stade Municipal schlussendlich beide Teams mit dem Remis leben können. Sicher der FC Sion, der sich mit dem 1:1 (Torschützen Varol Tasar und Théo Bouchlarhem) nicht nur einen direkten Verfolger vom Hals hielt, sondern mit mittlerweile 40 Punkten auch so langsam auf die Zielgerade in Richtung Ligaerhalt einbiegt. Etwas weniger Gastgeber Yverdon, dass zwar auch im zweiten Heimspiel der vergangenen Woche punktete, sich mit 35 Punkten jedoch vom entfesselten FC Winterthur überholen lassen musste. Vor dem Abstiegs-Schocker bei GC am Mittwoch liegen die Waadtländer somit nurmehr auf Rang 11 und könnten bei einer Niederlage im Letzi sogar auf den direkten Abstiegsplatz zurückfallen. Auf der anderen Seite winkt gegen die zuletzt desolaten Zürcher die Gelegenheit, sich zumindest der direkten Abstiegssorgen zu entledigen und allenfalls auch die Eulachstädter (zu Gast beim FCZ) direkt wieder zu überholen. Das würde dann auch dem Punkt gegen Sion eine andere Bedeutung zumessen.
Zementiert
Eines muss man den Grasshoppers lassen: Viel eindrücklicher, als das der Rekordmeister in den letzten Wochen getan hat, kann man nicht unter Beweis stellen, zur Zeit nur die Nr. 3 im Kanton Zürich zu sein. Wobei die vier Niederlagen in vier Derbys seit Ende März aktuell sogar nur das kleinere Übel sind. Viel schlimmer ist die Art und Weise, wie sich die Hoppers seit ein paar Wochen präsentieren und, dass sie sich nach dem diskussionslosen 0:3 gegen FCZ vom Samstag mittlerweile ganz alleine am Tabellenende wiederfinden (33 Punkte). Zu wenig Kampf und noch weniger Glaube prägen aktuell das Spiel des Rekordmeisters, der so keinerlei Anzeichen von sich gibt, dem Abstieg irgendwie noch entrinnen zu können. Vergeben die Hoppers am Mittwoch auch ihre quasi letzte Chance gegen Yverdon-Sport (35 Punkte), dürfte ihr Schicksal besiegelt sein. Auf der anderen Seite feierte der FC Zürich (Rang 7 mit 50 Punkten) dank Toren von Cheveyo Tsawa (18.), Jahnoah Markelo (22.) und Damienus Reverson (85.) den zweiten Vollerfolg in den letzten sechs Partien. Dass dabei beide gegen dieses GC zustande kamen, relativiert zwar den sportlichen Stellenwert, nicht aber die Bedeutung für die Fans im ewigen Prestige-Duell in der grössten Schweizer Stadt. Nun folgt am Dienstag gegen Winterthur das letzte Kantons-Derby dieser Spielzeit. Gegen die Mannschaft der Stunde ein positives Ergebnis zu erzielen, dürfte deutlich schwieriger werden, als noch am Samstag.
Meisterlich
Was passiert wohl als Nächstes? Schiesst der FCB Lausanne-Sport mit 7:1 aus dem Stadion, erzielt Shaqiri fünf Tore in einer Halbzeit oder vielleicht sogar beides zusammen? Fakt ist, dass der FC Basel und sein Spielmacher gerade den unwiderstehlichsten Eindruck einer Super-League-Mannschaft hinterlassen, seit das Championat diesen Namen trägt. Nicht über eine halbe oder gar eine ganze Spielzeit, aber mit Sicherheit in den letzten Wochen, seit der Rückkehr aus der Nati-Pause mit Siegen gegen die Kellerkinder Winterthur und GC. Schlappe 21:3 lautet das Basler Torverhältnis der letzten fünf Partien, gegen Gegner wie Lugano (2x), Servette oder den FCZ. Und Shaqiris Neun-Minuten-Hattrick am Samstagabend? Einfach Weltklasse, zumindest in der Art und Weise wie XS seine Qualität wie selbstverständlich in Tore ummünzte. Dass sich das Ganze zutrug, als die Beppi nur noch zu zehnt auf dem Platz standen (Gelb-Rot gegen Ajeti in 42.) braucht den frischgebackenen Meister (67 Punkte) nicht zu kümmern, die unterlegenen Tessiner aber sehr wohl. Wie man in Überzahl und vor eigenem Publikum vier Tore in 13 Minuten zulässt (Leroy traf drei Minuten nach Shaqiris drittem Treffer auch noch), spricht Bände über die Rückrunde, die Lugano (Rang 5 mit 52 Punkten) in diesem Frühjahr auf den Platz zaubert. Dass die Bianconeri trotzdem noch alle Chancen auf einen Platz in Europa haben, ist kein Gütesiegel für die diesjährige Ausgabe der CS Super League.
Kopf an Kopf
Wenig gewonnen, aber halt auch nichts verloren. So lautete das Fazit des 1:1 zwischen Luzern und Lausanne-Sport (Tore durch Kaly Sène in 59. und Adrian Grbic in 81.), welches beiden Teams (fast) alle Möglichkeiten im Kampf um Europa offen lässt. Drei Spieltage vor Saisonschluss sind die Zentral- und Westschweizer somit Teil einer Gruppe von vier Teams, die in der Tabelle nur durch drei Punkte getrennt werden. Das Gute daran: Mit hoher Wahrscheinlichkeit (= Cupsieg des FC Basel) werden drei dieser vier Teams in der kommenden Spielzeit einen europäischen Wettbewerb in Angriff nehmen können. Welcher das sein wird? Das haben die Leuchten und die Lausanneois in den finalen zwei Wochen des Championats in den eigenen Füssen.
Chance(n) verpasst
Seit gestern Nachmittag ist es amtlich. Der FC Basel ist Schweizer Meister der Saison 2024/2025. Zu den Geschlagenen gehören Titelverteidiger YB, das gemessen an den vorhandenen finanziellen Möglichkeiten eine ungenügende Saison spielte, und natürlich auch Servette, dass noch im März die SL-Tabelle anführte, um dann zu Hause Yverdon-Sport zu unterliegen. Für beide Klubs war und ist die zu Ende gehende Spielzeit eine der verpassten Möglichkeiten, was sich auch im gestrigen Direktduell um Rang zwei widerspiegelte. Athekame, Bedia, Males oder Hadjam vergaben für Gelb-Schwarz vor der Pause mehrfach, nach dem Seitenwechsel taten es ihnen auf Seiten der Grenats Stevanovic, Varela, Cognat oder Severin gleich. 0:0 hiess deshalb nach 90 animierten Minuten, eine Punkteteilung, die den Genfern (Rang 2 mit 56 Punkten) wohl die Qualifikation für einen europäischen Wettbewerb sicherte. Um diese müssen die Berner (54 Punkte) in den verbleibenden drei Runden noch etwas mehr kämpfen. Als Tabellendritter besitzen sie aktuell einen Vorsprung von mindestens zwei Punkten auf die Verfolger aus Luzern (52), Lugano (52) und Lausanne (51).