Aufgefallen: Der 37. Spieltag in der Credit Suisse Super League
Der entthronte Titelverteidiger zeigt dem neuen Meister die Grenzen auf. Direkt dahinter klammert sich ein Altmeister mit Vehemenz an den zweiten Tabellenrang und ganz im Keller steht der Rekordmeister vor dem zweiten Abstieg in den letzten sechs Jahren. Unser Rückblick auf das vorletzte Meisterschafts-Wochenende.
In weiser Voraussicht
Möglicherweise, war das Uli Fortes beste Tat als Trainer des FC Winterthur. Am 10. Februar, unmittelbar nach der 2:3-Pleite der Eulachstädter in Luzern, schritt der 51-Jährige vor die TV-Mikrofone und bezichtigte Verband, Liga und Schiedsrichter unverhohlen der Parteinahme gegen seinen FCW. Nationale Verwunderung und eine Sperre von zwei Spielen folgten auf dem Fuss, gleichzeitig aber erreichte der Zürcher sein wichtigstes Ziel: Die Zeit der strittigen Entscheide gegen Winterthur fand ein Ende. Mehr noch - mittlerweile ist es sogar so, dass es seine Mannschaft ist, die in entscheidenden Situationen das Glück und die Schiedsrichter auf ihrer Seite weiss. Zuletzt am Samstag gegen Yverdon-Sport, als Schiedsrichter Wolfensberger in der Schlussphase gleich zweimal in höchst umstrittenen Situationen auf den Punkt zeigte. Eine dieser Chancen nutzte der FCW (Rang 10, 37 Punkte) durch Fabian Frei (90. +6) und sicherte so in Extremis jenen Punkt, der am Ende den Unterschied zwischen direktem Ligaerhalt und direktem Abstieg ausmachen könnte. Bitter für die Waadtländer (Rang 12, 36 Punkte), die durch ein Eigentor Loic Lüthys (14.) und Marley Aké (38.) erst mit 2:0 in Führung gegangen waren, kurz vor der Pause jedoch den Anschluss durch Matteo Di Giusto (45. +1) hinnehmen mussten. Sie sind es nun, die am letzten Spieltag gegen den FCZ mit Sicherheit punkten und gleichzeitig auf Schützenhilfe aus St. Gallen (bei GC) oder Sion (bei Winterthur) hoffen müssen.
Das macht Laune
Kommt der FC Zürich nach St. Gallen, hebt das die Laune in der Ostschweiz. So war es Ende September, als die Ostschweizer den Stadtzürchern mit einem begeisternden 4:1 die erste Saisonniederlage beibrachten. Und so war es am frühen Samstagabend, als Grün-Weiss den Tabellen-7. in einem abermals attraktiven Match mit 3:2 in die Schranken wies. Daschner (8.), Geubbels per Elfmeter (42.) und Vandermersch (49.) trafen für den FCSG, der sich damit trotz Gegentoren durch Zuber (31., Elfmeter) und Ballet (58.) auch die Punkte Nr. 10, 11 und 12 aus den Duellen mit dem FCZ sicherte. Nicht auszudenken wie die Saison für die Zürcher hätte verlaufen können, hätten sie aus den direkten Duellen mit Grün-Weiss nur schon drei oder vier Punkte geholt. So aber begegnete man sich zum vierten und letzten Mal in dieser Spielzeit in einem bedeutungslosen Spiel der Relegation Group, das den abermals ausverkauften Kybunpark bei dessen Dernière wenigstens mit einem kleinen Fussball-Spektakel in die bevorstehende Sommerpause entliess.
Verzockt
Auf der einen Seite der FC Sion, sich des Ligaerhalts durch die Punkteilung in Winterthur bei Spielbeginn seit wenigen Minuten bewusst. Auf der anderen Seite der Grasshopper Club, 5:0-Sieger gegen Yverdon unter der Woche und mit der Chance, mit einem Sieg einen riesigen Schritt in Richtung direkten Ligaerhalt machen zu können. Und dann passiert fast eine Stunde lang gar nichts, treten insbesondere die Hoppers so auf, als ob es in diesem Spiel um nichts mehr ginge. Ohne Tempo, Druck und Überzeugung wartet der Rekordmeister einfach darauf, einen Punkt aus dem Wallis mit nach Hause zu nehmen – ehe Benjamin Kololli (56. und 60.) die Zürcher jäh aus ihrer Passivität zwingt. Doch wer erst bei einem Zweitore-Rückstand damit beginnt, auch etwas kreieren und Tore erzielen zu wollen, muss sich nicht wundern, wenn ihm am Ende die Zeit davon läuft. Das könnte am Ende auch für GCs Super-League-Uhr gelten, die kontinuierlich ihrem Ablaufdatum entgegentickt. Immerhin wissen die Hoppers (Rang 11 mit 36 Punkten) eines: Mit einem Sieg in Runde 38 gegen St. Gallen bleibt ihnen zumindest der direkte Abstieg erspart.
Too little, too late
So hätte die Saison 2024/2025 auch verlaufen können. Mit einem offensiv-dominanten BSC YB, so spielfreudig und effizient, dass auch ein FC Basel zuweilen überfordert wirkt. Aber genauso selten wie die Berner in den letzten Monaten derart überzeugten, so regelmässig oft hatten ihre Auftritte wenig Inspirierendes an sich. Und so war das gestrige 6:2 im Direktduell mit dem neuen Meister zwar ein versöhnlicher Saisonabschluss vor eigenem Anhang, viel mehr aber auch nicht. Immerhin: Dank den Doppeltorschützen Cedric Itten (10. und 46.) und Christian Fassnacht (86. und 90. +3), dem ex-Basler Darian Males (29.) sowie Chris Bedia (89.) unterhielt Gelb-Schwarz (60 Punkte) das Wankdorf nicht nur mit sechs Toren, sondern sammelte gleichzeitig noch drei wichtige Zähler im noch nicht verlorenen Kampf um Platz 2. Auf der anderen Seite dürfte sich die der neue Meister aus Basel (Torschützen Albian Ajeti und Kevin Carlos) damit trösten, in zwei Wochen noch einmal beweisen zu können, in Bern gewinnen zu können. Dann steht im Final gegen den FC Biel der Cupsieg und somit der Gewinn des Doubles auf dem Spiel.
Rätselraten
War das nun ein gewonnener Punkt oder waren es zwei verlorene? Und was nützt der eine Zähler schlussendlich im Kampf um Europa? Nach dem 1:1 zwischen Lausanne-Sport und dem FC Lugano müssen die Antworten auf diese Fragen noch eine weitere Woche warten. Nach wie vor liefern sich die Tessiner (53 Punkte) und die Waadtländer (52 Punkte) nämlich ein Kopf-an-Kopf-Rennen um die europäischen Plätzen Nr. 4 und 5 (vorausgesetzt, der FCB holt das Double), neu mit minimalen Vorteilen gegenüber dem FC Luzern (52 Punkte). In diesem Sinne machten gestern Sonntag beide Teams ein wenig Boden gut, verpassten aber gleichzeitig die Gelegenheit, sich möglicherweise vorentscheidend von der Konkurrenz abzusetzen. Entsprechend dürfte der Ärger über die verpasste Chance bei den Lausannois etwas grösser gewesen sein, waren sie es doch, die die Partie in Halbzeit eins überlegen gestalteten, in Führung gingen (Diabaté traf in der 27. Minute) und den Gästen den Ausgleich schlussendlich dennoch auf dem Silbertablett servierten (Handspiel von Morgan Poaty). Anto Grgic nahm dankend an (43.), womit die Frage nach den Schweizer Europacup-Vertretern in der kommenden Spielzeit erst am kommenden Samstag geklärt werden wird.
Auf der Zielgeraden
Sieben Tore in den letzten 25 Minuten des Spiels? Aussergewöhnlich. Vier Elfmeter nach vier VAR-Interventionen? Vielleicht noch eine Spur aussergewöhnlicher. Immerhin verteilten sich diese gleichmässig auf beide Seiten, so dass die Partie zwischen dem FC Luzern und dem Servette FC schliesslich doch den richtigen Sieger fand. Mit 3:4 setzten sich die Grenats am späten Sonntagnachmittag in der Swissporarena durch und verteidigten damit erfolgreich den zweiten Platz in der Tabelle (62 Punkte). Elfmeter-Doppelpacker Miroslav Stevanovic (4. und 27.) und Dereck Kutesa (73.) sorgten gegen lange Zeit ideenlose Luzerner für eine vermeintlich beruhigende Führung, die in der Schlussphase aber noch einmal ins Wanken geriet. Erst verkürzte Jakub Kadak (77.), dann Adrian Grbic (89., Elfmeter) und schliesslich kam der FCL durch Grbic’ zweiten Elfer (97.) auch nach Aliou Ndoyes 2:4 (90.) noch einmal bis auf ein Tor an die Westschweizer Gäste heran. Zu mehr reichten Zeit, Energie und Können an diesem Nachmittag jedoch nicht, womit der FC Luzern (52 Punkte) vor dem finalen Spieltag der Saison 2024/2025 auf den sechsten Platz abrutschte und die europäischen Plätze zu verpassen droht. Die Bilanz mit nur einem Punkt aus den letzten fünf Spielen deutet nicht darauf hin, dass Mario Fricks Männer ausgerechnet bei der grossen Meister-Party im Basler Joggeli ein letzter Exploit gelingen könnte.