Aufgefallen: Der 5. Spieltag in der Brack Super League
Der neue Schwingerkönig kommt aus dem Bünderland, der neue und alte Tabellenführer noch immer aus dem Berner Oberland und am Boden- sowie am Genfersee könnte die Stimmungslage kaum unterschiedlicher sein. Unser landesweiter Rückblick auf das vergangene Fussball-Wochenende.
Ehrenloge
Mittendrin statt nur dabei. So nah wie nur möglich, verfolgten FCZ-Präsident Ancillo Canepa und Sportchef Milos Malenovic am Samstag den wichtigen 3:1-Erfolg ihres Klubs beim FC Winterthur. Die Beiden sassen auf der Schützenwiese nämlich auf der Zürcher Ersatzbank – genauso, wie man das Wochenende für Wochenende bei den ganz grossen dieser Fussballwelt (nicht) beobachten kann. Immerhin: Die Präsenz des Führungsduos zeigte zumindest in der Schlussphase der Partie Wirkung, als der Stadtklub durch einen Doppelpack Matthias Phaëtons (72. und 95.) sowie den Game-Winner durch Steven Zuber (80.) die Entscheidung im Kantonsderby doch noch herbeiführte. Ob der Effekt der Massnahme allerdings länger anhalten wird, werden die kommenden Wochen zeigen. Vorerst ist Nati-Pause und damit auch Gelegenheit, um sich in Zürich allenfalls noch einmal Gedanken bezüglich Stärkung und Schwächung des eigenen Trainers zu machen. Winti hat derweil ein anderes Problem. Trotz Christian Gomis’ zwischenzeitlichem Anschlusstreffer (89.), verbringen die Eulachstädter die erste Natipause dieses Herbsts auf dem letzten Tabellenplatz und müssen hoffen, dass Leistungsträger wie Loic Lüthi und Nishan Burkart möglichst bald von ihren Verletzungen zurückkehren.
Premiere
Der Eine deutete letzte Woche mit einem Assist an, dass seine Zeit bald kommen könnte. Der Andere blickte in seiner Karriere vor dem samstäglichen Direktduell zwischen Thun und GC auf ganze 10 Minuten Super-League-Erfahrung zurück. Die Rede ist von Nils Reichmuth, dank dessen allererstem SL-Treffer (50.) die Berner Oberländer vermeintlich auf die Siegesstrasse einbogen, und von Pantaleo Creti, der für die Hoppers nur eine Minute nach seiner Einwechslung (83.) zum 1:1 Endstand ausglich. Und dabei war die Tatsache, dass mit Creti ein erst 17-jähriger Verteidiger seine Schweizer Torpremiere feierte fast genau so überraschend wie die Feststellung, dass der Ausgleich überhaupt fiel. Denn in den Minuten nach dem Thuner Führungstreffer war es eigentlich das Heimteam gewesen, das dem Spiel seinen Stempel aufdrückte, scheinbar alles im Griff hatten – ehe der ehemalige Monza-Junior für die Zürcher im richtigen Moment am richtigen Ort stand. Für einmal waren sie es gewesen, die einem Spiel in den Schlussminuten noch eine Wende hatten geben können, während der Aufsteiger zum ersten Mal in dieser Saison nicht mit dem Punktemaximum in die Kabine ging. Dafür bleibt der FC Thun auch nach fünf Runden die einzige ungeschlagene Mannschaft der Super League.
Unterfordert
20 Tage Pause lagen zwischen den letzten beiden Super-League-Spielen des FC Sion, unterbrochen einzig von einem Cupausflug zum Unterklassigen FC Ajoie-Monterri. Möglicherweise genau die Art von Spielplanung, um dem zuletzt aufstrebenden FC Sion etwas von dem Elan zu nehmen, den sich jener vor der ungewohnt langen Meisterschaftspause mit zwei Siegen und einem Unentschieden erarbeitet hatte. Gegen den FC Basel gelang es den Wallisern jedenfalls fast nie, den notwendigen Verve und Drive zu entwickeln, um die unter der Woche im CL-Playoff noch unterlegenen Bebbi ernsthaft in die Bredouille zu bringen. Zu ideenlos agierte Sion, zu abgeklärt gleichzeitig der FC Basel, der nach Junior Zé’s 0:1 nach 14 Minuten die Partie ohne grössere Probleme nach Hause spielte. Dank den drei Zählern machte der FCB auch in der Tabelle ein wenig Boden gut und ist nun wieder in Schlagdistanz zu den überraschenden Top-Teams aus Thun und St. Gallen.
Wie gehabt
Er kam, sah und siegte. Noch vor wenigen Wochen war Alessandro Vogt nur Fussball-Insidern ein Begriff, heute ist der St. Galler Topskorer (fünf Saisontore) ligaweit in aller Munde. Der Grund: Der 20-jährige Mittelstürmer trifft quasi nach Belieben. Gestern in Lausanne, schnürte der gebürtige Aargauer seinen zweiten Doppelpack (55. und 64.) im fünften Saisonspiel und sorgte damit quasi im Alleingang dafür, dass die Ostschweizer die passende Antwort auf die Niederlage gegen Luzern in der Vorwoche fanden. Auf der anderen Seite warfen die Waadtländer drei Tage nach dem Coup von Instanbul auch gegen den FCSG alles in die Waagschale, verfügten am Ende aber nicht mehr über genügend Körner, um Olivier Custodios erstem Treffer (46.) auch noch einen Zweiten folgen zu lassen. Zu zehnt unterlagen sie im vierten Meisterschaftsspiel zum dritten Mal, weshalb Gaoussou Diakités Tätlichkeit kurz vor der Pause intern noch zu reden geben könnte. So leichtsinnig kann man im Profifussball eigentlich nicht in Kauf nehmen, seine Reihen in einer bereits so schwierigen Saison-Startphase zu schwächen.
Matchwinner
Das Christian Fassnacht für die Berner Young Boys ein Spieler von besonderer Bedeutung ist, ist schon ziemlich lange bekannt. Daran ändert auch eine erste Halbzeit wie die gestrige gegen den FC Lugano wenig, die der 31-Jährige mit ganzen sieben Ballkontakten abschloss. Denn mit dem neunten Ballkontakt (Nr. 8 erfolgte beim Anstoss zur zweiten Hälfte) schoss der gebürtige Zürcher die Berner auf die Siegesstrasse, traf drei Minuten nach der Pause zum 2:1 für YB. Den Rest erledigten Chris Bedia (Tore in der 11. und in der 80. Minute) und eine Berner Mannschaft, die im Anschluss an Fassnachts Treffer endlich das Zepter in die Hände nahm und nicht mehr in Gefahr geriet, den zweiten Vollerfolg in dieser Spielzeit noch zu verspielen. Das hatte in Halbzeit eins trotz der frühen Führung noch anders ausgesehen, als Gelb-Schwarz unmittelbar im Anschluss an das 1:0 den Ausgleich kassierte und bis zur Pause mehrmals nur haarscharf um ein weiteres Gegentor herumkam. Doch von dieser gefühlten Überlegenheit konnten sich die Bianconeri am Ende nichts kaufen, unterlagen im vierten Saisonspiel zum dritten Mal. Immerhin: Die zwei Wochen Spielpause seit dem Aus im Cup scheinen die Luganesi dazu genutzt zu haben, mannschaftlich wieder etwas geschlossener aufzutreten.
Immerhin
Seit fünf Spielen ist Jocelyn Gourvennec mittlerweile Trainer beim Servette FC. Und während der grosse Befreiungsschlag weiterhin auf sich warten lässt, geht es im äussersten Westen der Schweiz möglicherweise tatsächlich langsam aufwärts. Zumindest wenn man die zweite Halbzeit des gestrigen Heimspiels gegen den FC Luzern zum Masstab nimmt, in der die Grenats stark auftrumpften, zwei Tore erzielten (58. Alexis Antunes, 89. Miroslav Stevanovic) und so immerhin noch einen Punkt sicherten. Das es nicht mehr wurden lag zum einen am Duo Von Moos / Di Giusto, dass in der 75. Minute einen Konter zum zwischenzeitlichen 1:2 für den FCL abschloss, und zum anderen an einer ersten Hälfte, die den Genfern weitaus weniger einfach von der Hand ging. Keinen einzigen Schuss auf das Zentralschweizer Tor konnte der SFC nämlich in jener Phase für sich beanspruchen und weiss somit genau, wo er den Hebel während der anstehenden Natipause ansetzen muss. Dann wartet der FC Zürich, während sich der FC Luzern auf ein Heimspiel gegen YB freuen darf. In Genf verpassten es die Leuchten vorab in der Startphase, das Spiel nach Kevin Spadanudas 0:1 (5.) in die gewünschten Bahnen zu lenken. Mit vier Punkten aus den beiden Auswärtspartien in St. Gallen und Genf kann der FCL aber mit Sicherheit leben.