Aufgefallen: Der 6. Spieltag in der Brack Super League
Da waren es noch zwei: Nur noch Servette Genf und der FC Winterthur verbleiben nach dem sechsten Spieltag und dem 3:1 von GC gegen Lausanne ohne Saisonsieg. Trotzdem war es nicht der Rekordmeister, der an diesem Wochenende für die grossen Schlagzeilen sorgte. Diese gehörten dem neuen Tabellenführer aus St. Gallen, dem FC Basel und den Berner Young Boys, welche allesamt Big Points sammelten.
Machtwechsel
Gefühlt ging Aufsteiger Thun gegen Meister Basel trotz Tabellenführung als klarer Aussenseiter ins Rennen. Tabellarisch ist es zwar trotz der ersten Saisonniederlage noch nicht soweit und dennoch scheinen die Super-League-Machtverhältnisse nach dem 1:3-Erfolg der Bebbi bereits wieder zurechtgerückt. Tatsächlich aber zeigten sich die Thuner Spieler und Fans am Samstagabend von ihrer besten Seite, hatten aber keinen Shaqiri, der an allen drei Toren (Doppelpack in der 24. und 97. Minute, Assist in der 41.) beteiligt war und keinen Albian Ajeti, der kurz vor der Pause im Stile eines Tor des Jahres zum 0:2 traf. Da konnten sich die Berner Oberländer in Halbzeit zwei noch so strecken, zu mehr als Leonardo Bertones Anschlusstreffer (51., per Elfmeter) und einigen Halbchancen reichte es nicht mehr, auch, weil sich Verteidiger Genis Montolio in der 78. nach einer Tätlichkeit frühzeitig unter die Dusche verabschiedete. So feierte der FCB den zweiten Auswärtssieg in Folge und konnte sich dabei sogar einen Xherdan Shaqiri leisten, der beim Spitzenspiel mehr als einmal den besten Stehplatz im Stadion für sich beanspruchte.
Doppelter Tsawa
War es jugendlicher Leichtsinn? Denn eigentlich hat Cheveyo Tsawa in seiner Funktion als defensiver Mittelfeldspieler beim FCZ ganz andere Aufgaben, als Tore zu erzielen. Doch wenn das 18-jährige Eigengewächs überperformt, beim 2:1 gegen den Servette FC sogar zweimal trifft und damit den ersten Zürcher Heimsieg ins Trockene schiesst, nimmt man das beim Stadtklub natürlich gerne mit. Umso mehr man am Samstagabend nicht das bessere Team war, von einem sehr umstrittenen zweiten Treffer profitierte und schliesslich nach zwei Platzverweisen (Mohamed Bangoura in 84., Ilan Sauter in 96.) im Anschluss an Noah Severins 1:2 (80.) trotzdem noch um die drei Punkte zittern musste. Am Schluss gingen die Genfer beim fünften Meisterschaftsspiel zum dritten Mal als Verlierer vom Platz – weil sie auch im Letzigrund viel zu wenig aus den vorhanden Möglichkeiten machten. Nun warten mit dem Nachtragsspiel in Sitten und dem Cupspiel bei Yverdon zwei brisante Partien auf die zuletzt eher unglücklichen als schwachen Calvinstädter. Die Equipe von Trainer Jocelyn Gourvennec ist dann gut beraten, den verbesserten Leistungen auch positive Ergebnisse folgen zu lassen.
Vorhersehbar
Diese Geschichte haben wir alle schon einmal gesehen. Da reist ein FC Lugano in der Krise nach St. Gallen, trifft in der 3. Minute die Latte (Bottani), in der Schlussphase den Pfosten (Parsemain) und vergibt Sekunden später auch eine letzte Grosschance (Alioski), um wenigstens einen (verdienten) Punkt aus der Ostschweiz zu entführen. Doch am Schluss bleibt ein nächster Dreier beim FCSG, der fünfte in sechs Spielen, womit Grün-Weiss zum ersten Mal in dieser Saison alleine von der Tabellenspitze grüsst. Zu verdanken hat St. Gallen das Sommer-Neuzugang Carlo Boukhalfa, der nach 29. Minuten mit einem wunderbaren Volley haargenau in die entfernte Ecke traf. David von Ballmoos, der während der Nati-Pause ins Tessin wechselte, blieb dabei ohne Abwehrchance. Dass dem langjährigen YB-Keeper direkt das Vertrauen geschenkt wurde, konnte ebenfalls nicht wirklich überraschen. Dass Vorgänger Amir Saipi nicht einmal auf der Bank sass, hingegen schon. Aber auch das bringen grosse Krisen, vom Format wie sie der FC Lugano seit Monaten durchlebt, manchmal so mit sich.
Szenenwechsel
Dass es im Fussball hin und her geht, liegt in der Natur der Sache. Nur selten sind Freud und Leid allerdings so nahe beieinander wie gestern Sonntag auf der Winterthur Schützenwiese, als der heimische FCW in der 27. Minute den vermeintlichen Führungstreffer bejubelte - und nur acht Minuten später mit 1:3 in Rückstand lag. Dazwischen hatte der VAR Elias Maluvunus zweites Tor (er hatte in der 21. Minute bereits zum 1:1 getroffen) aufgrund eines Fouls annulliert, ehe Noé Sow (32.) und der ex-Winterthurer Josias Lukembila (35.) innert kürzester Frist die Vorentscheidung herbeiführten. Denn von diesem Nackenschlag erholten sich die Eulachstädter lange nicht, wirkten ideen- und überzeugungslos, bis Andrin Hunziker mit dem 2:3 spät (85.) noch einmal für Spannung sorgte. Für mehr reichte es dem FCW allerdings nicht mehr, während die in den letzten Spielsequenzen teilweise fahrlässigen Walliser den wichtigen Dreier irgendwie nach Hause schaukelten. Dort wartet am Mittwoch zum «Derby du Rhône» der Servette FC auf die mit zehn Punkten hervorragend gestarteten Sittener. Auf der anderen Seite verbleibt Winterthur mit zwei Punkten im Tabellenkeller.
Aufbauhilfe
So richtig durchziehen, konnten die Grasshoppers ihr Spiel auch gestern nicht. Selbst mit einem 3:0 Vorsprung im Rücken gelang es der Mannschaft von Trainer Gerald Scheiblehner nicht, einen eigentlich bereits geschlagenen Gegner ohne Ehrentreffer wieder nach Hause zu schicken. Doch gegen dieses Lausanne spielte das am Ende keine Rolle. Denn die Waadtländer agierten nicht nur spielerisch ungenügend, sondern leisteten sich ab der 49. Minute auch noch den Luxus, nach einer gelb-roten Karten gegen Souleyman N’Diaye nur noch zehnt auf dem Platz zu stehen. Dies nachdem die nur wenig besseren Hoppers kurz vor der Pause nach einem Eckball bereits mit 1:0 in Führung gegangen waren (Luke Plange, 40.). In der Summe waren diese beiden Aktionen ausreichend, um GC den Weg zum ersten Saisonsieg zu ebenen. Die Waadtländer waren nicht mehr in der Lage zu reagieren, was GC in der Folge zu weiteren Toren durch Youngjun Lee (68., Penalty) und Jonathan Asp-Jensen (74.) nutzte, ehe Muhanad Al-Saad (76.) noch etwas Resultatkosmetik betrieb. Die vierte Lausanner Meisterschaftsniederlage in Folge war da aber längst Tatsache.
Heimnachteil
Nach dem sechsten Heimspiel in Folge ohne Sieg schleckt es keine Geiss mehr weg: Der FC Luzern fühlt sich in der heimischen Swissporarena momentan ungefähr so wohl, wie der Grasshopper Club Zürich im Letzigrund. Nach dem FCZ (1:1) und Thun (1:2), war die Reihe gestern deshalb an den Young Boys, um drei wertvolle Punkte aus der Zentralschweiz zu entführen. Geschenkt wurden den Bernern dabei allerdings nichts. Mit etwas mehr Fortune und einem milder gestimmt VAR hätten die Leuchtenstädter durchaus einen Punkt in der Heimat behalten können, so aber mussten sie sich schlussendlich mit Lucas Ferreiras zwischenzeitlichem Ausgleich zum 1:1 (60.) begnügen. Das war an diesem Nachmittag zu wenig, da Gelb-Schwarz in der zweiten Hälfte durch Chris Bedia (54.) und Christian Fassnacht (64.) seinerseits zweimal zuschlug und mit dem zweiten Meisterschaftssieg in Folge den Anschluss an die Tabellenspitze wahrte. Den hat der FCL vorderhand verpasst, bleibt mit aktuell acht Zählern aber in Tuchfühlung mit den Top 6. Im Cup stehen kommendes Wochenende für beide Klubs die Sechzehntelfinals an.