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Aufgepasst auf Chihadeh, FCB!

Andy

Heute Abend trifft der FC Basel mit seinem neuen Trainer Fabio Celestini im Cup auswärts auf den SC Kriens und will den ersten Schritt aus der Krise machen. Doch aufgepasst, beim Tabellenachten der Promotion League stürmt ein Nati-Spieler.

Kriens
Kann Kriens-Stürmer Saleh Chihadeh heute Abend den FC Basel ärgern? © IMAGO / Geisser

Die Trennung von Trainer Heiko Vogel war beim FCB unumgänglich, das Team liegt am Boden. Symbolisch dafür steht, dass bei den Baslern im Oktober kein Tor des Monats gewählt werden konnte – weil sie in vier Spielen keinen Treffer zustande brachten, viermal verloren und ein Torverhältnis von 0:10 aufwiesen. Der Letzte der Super League steckt in seiner grössten Krise in diesem Jahrtausend.

Nun soll also Fabio Celestini mit den Baslern für den Turnaround sorgen; es ist ein schwieriges Unterfangen. Bereits heute Abend, an seinem zweiten Tag im Amt, muss der neue Trainer ein erstes Ausrufezeichen setzen, im Cup-Achtelfinal gegen den Promotion-Ligisten SC Kriens. Der FCB steckt zwar tief im Schlamassel, ein Sieg gegen Kriens ist trotzdem absolute Pflicht. Doch der Gegner ist trotz des Klassenunterschieds nicht gänzlich ungefährlich. Nach einem harzigen Saisonstart gewann das Team von Sven Lüscher zuletzt dreimal in Folge und holte sich Schwung für den Cup-Kracher gegen den FCB. «Bei uns muss alles passen. Wir müssen alles reinwerfen. Herz, Kopf und Seele. 90 bis 95 Minuten lang. Vielleicht 120. Sonst haben wir keine Chance», sagt Kriens-Coach Lüscher auf der Klub-Website. Entsprechend bereite man sich auf dieses Spiel vor. «Natürlich sprechen wir über die Taktik, über stehende Bälle, über Laufwege, aber entscheidend ist der bedingungslose Einsatz, die kompromisslose Solidarität füreinander.»

12 Länderspiele für Palästina

Einer, der bei den Innerschweizern für Nadelstiche oder gar eine Sensation sorgen kann, ist Stürmer Saleh Chihadeh. Der 29-Jährige hat in seiner bewegten Karriere seine Fähigkeiten bereits gezeigt, 14 Super League-Spiele für den FC Thun auf dem Buckel und da zwei Tore erzielt, zudem stehen 86 Challenge League-Einsätze mit 27 Treffern in seiner Statistik – und 12 Länderspiele (zwei Tore) für Palästina; mit dem Nationalteam hat er sich auch für den Asian Cup 2024 in Katar qualifiziert. Doch der Reihe nach.

Geboren ist Chihadeh in Altenkirchen, in der Nähe von Bonn. Doch schon früh gehts zurück nach Palästina, woher seine Eltern kommen. Bald darauf findet sein Vater aber einen Job in einer Elektrofirma in Naters, weshalb die Familie ins Oberwallis disloziert. Saleh ist fünf Jahre alt und wächst hier auf, so dass er heute reines Walliserdeutsch spricht. Er absolviert in Brig die Handelsmittelschule für Sportler und Künstler und eröffnet später einen Coiffeursalon. Und er spielt Fussball, in Naters, im Nachwuchs des FC Thun, wechselt 2017 zum SC Kriens und schafft den Sprung ins Rampenlicht. In seiner ersten Saison ist er mit 20 Treffern massgeblich am Aufstieg in die Challenge League beteiligt, in der zweithöchsten Liga erzielt er dann acht Tore und trifft im Cup in vier Spielen siebenmal, was ihm einen Wechsel zum FC Thun einbringt. Bei den Berner Oberländern kommt er wie erwähnt zu 14 Super League-Spielen (zwei Tore), kann aber den Abstieg auch nicht verhindern. In Challenge League ist er dann der beste Torschütze der Berner Oberländer – und wechselt im Januar 2022 mit einem gut dotierten Dreijahresvertrag zum FC Future nach Kairo.

Ägypten-Wechsel als Missverständnis

Es ist ein Abenteuer – und ein Missverständnis. In den ersten fünf Meisterschaftsspielen wird er beim ägyptischen Erstligisten dreimal eingesetzt, steht einmal in der Startformation – doch dann wird er plötzlich nicht mehr aufgeboten. Eine Corona-Erkrankung und verschiedene Verletzungen komplizieren seine Situation in Kairo, zudem fühlt er sich in der mit über 22 Millionen Einwohnern grössten Stadt Afrikas nicht wohl. Ein halbes Jahr nach dem Transfer nach Ägypten zieht er die Notbremse; sein Vertrag wird aufgelöst, der Stürmer verzichtet dabei auf viel Geld. «Es hat nicht mehr gepasst für mich Ich hatte keine Lebensqualität mehr. Ich traf viele unehrliche Menschen, und ohne mich wohlzufühlen, kann ich keine Leistung bringen», sagt er in jener Zeit gegenüber dem «Walliser-Bote». 

Im Sommer 2022 schliesst er sich wieder dem FC Naters an. Kickt in der 1. Liga, erzielt für die Oberwalliser in 25 Spielen neun Tore – und kann sich danach nicht auf einen neuen Vertrag einigen. Stattdessen wechselt er zum FC Rapperswil-Jona in die Promotion League. Bei den ambitionierten St. Gallern passt es aber nicht, auch weil Chihadeh seine im Wallis begonnene Ausbildung zum Fachmann in Bewegungs- und Gesundheitsförderung unbedingt abschliessen will. So löst er – ohne einen Ernstkampf für Rappi bestritten zu haben – den Vertrag auf und zieht weiter zum SC Kriens, der für ihn einst das Sprungbrett auf die ganz grosse Bühne gewesen war. 

Der Profifussball ist für den 29-Jährigen damit zwar weit weg und wohl auch in Zukunft kein Thema mehr. Doch dass er die gegnerischen Defensiven nach wie vor in Bedrängnis bringen kann, hat Chihadeh in den letzten vier Meisterschaftsspielen mit fünf Toren eindrücklich bewiesen. Und das sollte auch für «Goliath FCB» im Duell gegen «David Kriens» eine Warnung sein. Zumal der SC Kriens in vergangenen Jahren immer wieder für Cup-Krimis gesorgt hat. 

2021 zitterte sich der FC Zürich in der zweiten Runde zu einem 1:0. 2020 gewann Servette den Viertelfinal erst mit 3:2 nach Verlängerung, und auch in der Saison 2018/19 waren erst die Viertelfinals Endstation – 1:2 gegen den FCZ. Ein Jahr zuvor gab es gegen den FC Luzern eine 0:1-Niederlage, 2015 gewannen die Young Boys im Kleinfeld knapp mit 2:1. Und im April 2010 schnupperte der SC Kriens unter dem damalige Trainer Maurizio Jacobacci gar am Einzug in den Final. Die grosse Sensation blieb aber aus, der FC Basel mit Coach Thorsten Fink und Grössen wie Valentin Stocker, Benjamin Huggel oder auch David Abraham und Behrang Safari gewann den Halbfinal dank eines Treffers des Argentiniers Federico Almerares 1:0 und wurde danach dank einem 6:0 im Final gegen Lausanne-Sport Cupsieger.

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