Aussichtsreicher Aussenseiter: Der Servette FC auf dem Weg in die Champions League
Dritte Runde in der Qualifikation zur UEFA Champions League. Nach dem Coup gegen den KRC Genk treffen die Genfer im Hinspiel in Glasgow auf die Rangers. Wie stehen die Chancen gegen den schottischen Rekordmeister?
Schottische Exzellenz
55 Meisterpokale stehen in der stolzen Trophäen-Vitrine des Rangers FC. Kein Wunder, waren die Rangers bis vor wenigen Jahren inoffizieller Weltrekordhalter im Männerfussball. Mittlerweile haben die «Gers» diesen Titel zwar an den nordirischen Linfield FC (56 Meisterschaften) abtreten müssen, dafür erlebten sie zuletzt nach schwierigen Jahren eine Art Renaissance auf internationaler Ebene. Nach dem Champions-League-Qualifikationsaus in der Saison 2021/2022, stürmten die Rangers durch die Europa League und erreichten das Endspiel, wo sie Eintracht Frankfurt im Elfmeterschiessen unterlagen. Auf dem Weg nach Sevilla eliminierten sie jedoch die deutlich höher eingestuften Borussia Dortmund und RB Leipzig, was dem Klub viel Anerkennung bescherte. In der vergangenen Spielzeit erfolgte schliesslich die erstmalige Qualifikation für die Gruppenphase der Champions League seit 2010/2011, wo man gegen Ajax Amsterdam, Liverpool und den SSC Neapel allerdings chancenlos blieb. Dennoch haben die Rangers in den vergangenen Jahren bewiesen, dass sie auf europäischem Niveau bestehen können. Von den 15 im Europa-League-Final eingesetzten Spielern sind zehn immer noch für die Rangers aktiv.
Parallelen zu Servette
Dafür, dass die Rangers während zwölf Jahren nicht mehr in der Gruppenphase der Champions League auftauchten, sorgte eine erstaunliche Parallele zum Servette FC. Wie die Genfer, waren auch die Schotten in den 2010-er Jahren von finanziellen Problemen geplagt, die im Anschluss an die Saison 2011/2012 in der Zwangsrelegation in die vierte schottische Liga und damit dem zwischenzeitlichen Abschied vom Profi-Fussball gipfelten. Seitdem hat sich der traditionell bürgerlich-protestantische Klub jedoch gefangen und kehrte zur Saison 2016/2017 in die «Scottish Premiership» zurück. In der Spielzeit 2020/2021 folgte der erste Meistertitel seit 2011 und seitdem duellieren sich die Rangers wieder jährlich mit dem grossen Stadtrivalen Celtic um die Meisterschaft. Insofern verlief die Entwicklung der «Gers» sogar noch etwas rasanter als diejenige der Grenats, deren Rückkehr in den Kreis der Titelkandidaten trotz der Vizemeisterschaft in der vergangenen Spielzeit noch bevorsteht.
Gute Schweizer Bilanz
In diesem Jahr ging der Start in die neue Saison jedoch in die Hose. Zum Auftakt unterlagen die Rangers am vergangenen Wochenende überraschend beim letztjährigen Abstiegskandidaten FC Kilmarnock mit 0:1. Kein guter Start für die Truppe von Trainer Michale Beale (42), der den Klubs seit Ende November 2022 betreut. Der ehemalige Rangers-Assistent (2018 – 2021 unter Steven Gerrard) hat bei seiner erst zweiten Station als Cheftrainer (zuvor fünf Monate bei den Queens Park Rangers) bislang gute Arbeit geleistet und in der vergangene Saison kein einziges Heimspiel mit den «Gers» verloren. Die mangelnde Erfahrung im Vergleich zu Servette-Coach René Weiler könnte in diesem Duell jedoch ein Nachteil sein, wie auch die Tatsache, dass die Schotten erst einen Ernstkampf in den Beinen haben. Dies ist insofern von Bedeutung, als dass die Rangers auf diese Spielzeit hin mit Danilo (24, BRA), Cyriel Dessers (28, NIG/BEL) und Sam Demmers (26, NED) gleich drei neue Mittelstürmer verpflichtet haben, denen allerdings nachgesagt wird, dass es ihnen auf höchstem Niveau etwas an Tempo mangelt. Möglicherweise könnte das ein weiterer Vorteil für die Genfer sein, die nach dem Sieg über Genk über reichlich Moral und Rückenwind verfügen müssten. Zudem spricht auch die Statistik eher für die Romands: In bislang vier Duellen mit Schweizer Teams konnten die Rangers noch nie auf Schweizer Boden gewinnen und trennten sich zuletzt (2019) auch zu Hause gegen YB «nur» mit 1:1.