Austin Czarnik: Der Punktesammler vom Dienst
In der Champions Hockey League hat der Lausanne HC die Qualifikation für die K.o.-Phase verpasst, in der Meisterschaft mischt der Vizemeister dagegen vorne mit – vor allem auch dank Topskorer Austin Czarnik.
Der Amerikaner ist eine gewaltige Verstärkung für die Waadtländer. Letzte Saison stürmte er noch für den SC Bern und war in der Regular Season der beste Skorer der National League. Seine Ausbeute: 20 Tore und 36 Assists in 49 Spielen, was zu einem Durchschnitt von 1,14 Punkten pro Spiel führte. Czarnik war damit ein wichtiger Grund, weshalb der SCB die Qualifikation auf dem dritten Platz abschloss. Und seine Verletzung war dann massgeblich dafür verantwortlich, dass die Mutzen im Playoff-Viertelfinal an Gottéron scheiterten.
1,43 Punkte pro Spiel
Nach der Saison zog Czarnik weiter nach Lausanne – und ist auch da top. Während der SCB schleppend in die neue Saison gestartet ist und Headcoach Jussi Tapola bereits durch Heinz Ehlers ersetzt wurde, führt Czarnik bereits wieder die Skorerliste der National League an. Fünf Tore und 15 Assists nach 14 Spielen, ein Schnitt von 1,43 Punkten – es ist überragend. Am Freitagabend gastiert der 32-Jährige nun mit seinem neuen Arbeitgeber Lausanne bei seinem ehemaligen Klub Bern – und will natürlich auch in der PostFinance Arena eine Duftmarke setzen. Genauso wie Dominik Kahun, der in Bern nicht ins Konzept von Coach Tapola gepasst hatte und ins Waadtland weitergezogen ist, im Gegensatz zu Czarnik an seinem neuen Arbeitsplatz allerdings noch nicht wunschgemäss auf Touren gekommen ist.
Austin Czarnkik ist einer jener Spieler, die zu gut sind für die AHL, denen es aber nicht ganz für die NHL reicht. In seiner Statistik stehen zwar 206 Spiele (und 51 Punkte) in der besten Liga der Welt, doch der finale Durchbruch ist ihm weder in Boston, noch bei den Calgary Flames, den New York Islanders, den Seattle Kraken oder den Detroit Red Wings gelungen. In der National League ist der 1,75 m kleine Stürmer dagegen ein absoluter Leistungsträger. Und ein Spieler, der sich in den Dienst der Mannschaft stellt. «Ich konzentriere mich darauf, was ich in jedem Spiel tun kann, um mich von meiner besten Seite zu zeigen. Jeder will Leistung bringen und punkten. Und selbst diejenigen, die nicht so viele Punkte wie die anderen haben, leisten einen wichtigen Beitrag, indem sie Schüsse blocken oder Checks ausführen. Es ist eine gemeinsame Anstrengung», so Czarnik.
Ein Glücksfall für jedes Team
Der Amerikaner war ein Glücksfall für den SCB und ist nun ein Glücksfall für die Lausanner, denen es gelungen ist, ihn aus Bern wegzulotsen. Eigentlich ist er ja letzte Saison eher zufällig beim SCB gelandet. Die Berner hatten sich zuerst für den Finnen Kalle Kossila entschieden, der danach aber den Medizintest nicht bestand. Czarnik, der aus einer religiösen, konservativen Familie stammt – sein Vater ist Priester, auch die Mutter arbeitet im kirchlichen Dienst – wurde so zum maximal starken Lückenbüsser. Umso schmerzhafter war es dann für den SCB, dass Czarnik sich entschied, nach Lausanne zu wechseln, wo Headcoach Geoff Ward, mit dem er schon in der NHL bei den Calgary Flames zusammengearbeitet hatte, an der Bande das Sagen hat. Und so ist es auch verständlich, dass in Bern gemunkelt wird, dass der Stürmer den SCB nur als Eintritt in die National League gebraucht hatte und schon lange klar war, dass er in seinem zweiten Jahr in der Schweiz für Lausanne stürmen wird.
Wie auch immer: Czarnik ist ein Volltreffer und dürfte auch vom SCB im Direktduell nur schwierig zu bändigen sein. Im ersten Saisonduell, Ende September, hatte er sich gegen die Berner noch zurückgehalten: Beim 6:3-Sieg des LHC hatte er sich «nur» zwei Assists gutschreiben lassen. Und nun sind die Waadtländer sowieso heiss, nachdem es ihnen zuletzt nicht wunschgemäss gelaufen ist. In der National League verloren sie vier Spiele in Folge (gegen Zug, die ZSC Lions, Biel und Servette), da sie aber zuvor fünf Siege in Folge gefeiert hatten, liegen sie aber dennoch auf dem dritten Platz.
Klar ist trotz dieser Baisse: Das Team von Headcoach Geoff Ward zeigt sich in dieser Saison sehr offensivstark, hat bislang pro Spiel durchschnittlich 3,67 Tore erzielt – es ist hinter dem HC Davos (3,86) der zweitbeste Wert der Liga. Vor allem die Stürmer sind treffsicher, sie waren für 89,09 Prozent der Tore verantwortlich. Eifrigster Punktesammler war bislang, natürlich, Austin Czarnik mit seinen fünf Toren und 15 Assists, mit Théo Rochette (10/6), Erik Brännström (5/11), Damien Riat (5/8), Drake Caggiula (7/5) und Ahti Oksanen (1/10) haben bereits sechs Spieler der Lausanner mindestens zehn Skorerpunkte auf ihrem Konto – es ist ein eindrückliches Zeichen für die geballte Offensivpower, die in diesem Team steckt und die sicher auch dem SC Bern Probleme bereiten wird.