Ex-Bayern-Vorstand Oliver Kahn, Sky Experte Didi Hamann und Sky Reporter Florian Plettenberg diskutieren dieses Thema facettenreich bei Sky90 – die Fussballdebatte.
Verlässt nach Erfolgstrainer Xabi Alonso auch Florian Wirtz die Werkself?
Die Wahrscheinlichkeit liegt bei"50:50", zeigte sich Bayer-Boss Fernando Carro jüngst zurückhaltend. Wie Sky schon enthüllte, tendiert Florian Wirtz im Falle eines Bayer-Abschieds zum FC Bayern. Sky Reporter Florian Plettenberg legt bei Sky90 noch einmal nach und offenbart, dass auch die Münchner zunehmend zuversichtlicher werden, Wirtz bereits in diesem Sommer in die bayerische Landeshauptstadt lotsen zu können. So seien sich alle Verantwortlichen an der Säbener Strasse in der Causa "Wirtz" einig: "Ich erlebe die Bayern aktuell so, dass wirklich alle hinter einem Wirtz-Transfer stehen. [...] So eine Bayern-Wucht habe ich in den letzten zwei, drei Jahren selten erlebt - zuletzt bei Harry Kane."
Hamann: Bayern kann bei Wirtz keinen Rückzieher mehr machen
Sollte der Rekordmeister im Wirtz-Poker All-in gehen, werden Ablösesummen jenseits der 100-Millionen-Euro-Marke gehandelt. Ein Gesamtpaket, welches die Bayern in dem Ausmass nicht mal bei Harry Kane geschnürt haben.
Für Sky Experte Didi Hamann können sich die Münchner trotz dieser Mondsummen keinen Rückzieher mehr erlauben: "Die Bayern sind schon seit fünf Jahren hinter Wirtz her. Die waren schon interessiert, als er sich damals das Kreuzband gerissen hat. Was ich höre, ist, dass er vom Verein eine mündliche Zusage hat, dass wenn er gehen will, gehen kann. Das wird die Bayern nördlich von 100 Millionen Euro kosten. Da kommt der FC Bayern ja gar nicht mehr raus. Selbst wenn er 125 oder 130 Millionen kosten würde, müssen die Bayern [das zahlen]."
Hamann begründet seine Aussage mit dem grossen öffentlichen Werben um den deutschen Nationalspieler: "Uli Hoeness und Karl-Heinz Rummenigge haben sich so weit aus dem Fenster gelehnt. Letztes Jahr hatten sie mit Jonathan Tah so eine Situation. Bei Jonathan Tah hat sich das versendet. Bei Spielern wie Wirtz kannst du es dir nicht erlauben. Da kommen die Bayern nicht mehr raus, auch wenn Leverkusen 140 Millionen Euro fordern sollte."
Plettenberg sieht diesen Poker ebenfalls nicht ganz ohne Risiko für den FCB: "Wenn Wirtz zu Leverkusen geht und sagen würde, dass er gerne zu den Bayern wechseln möchte, dann muss er sich ja auch sicher sein, dass die Bayern auch zupacken. Die Bayern sind Wirtz schuldig, diesen Transfer dann auch zu finalisieren."
Das Positionsrätsel um Wirtz
Neben der finanziellen Gemengelage stellt sich auch die sportliche Frage, wie beziehungsweise wo Wirtz im Bayern-System seinen Platz finden könnte. Hamann hat in der Vergangenheit bereits Zweifel geäussert, ob das Duo Jamal Musiala und Wirtz auf Dauer auch auf Vereinsebene funktionieren kann.
Der Sky Experte ist der Meinung, dass es diesbezüglich einen Leidtragenden geben könnte: "Es wird ja erzählt, dass man vielleicht mit zwei Zehnern spielen will. Ich glaube nicht, dass das der Fall sein wird. Das würde ja heissen, dass ein Michael Olise, der dieses Jahr wahrscheinlich der beste Bayern-Spieler war, keinen Platz hätte. Ich gehe davon aus, falls Wirtz kommt, dass er auf der Zehn hinter Harry Kane spielt und dass sie weiter mit zwei Aussenspielern spielen werden."
Hamann weiter: "Deswegen weiss ich auch nicht, wie erfreut die Musiala-Seite sein wird, sollte Wirtz kommen. Weil er (Musiala, Anm.d.Red.) derjenige sein wird, der aussen spielen wird. Beide sind zentrale Spieler, die den Ball am Fuss haben wollen. Ich glaube, dass einer darunter leiden wird. Ich könnte mir vorstellen, dass es möglicherweise Musiala ist."
Kahn: So kann Bayer Wirtz noch halten
Solange Wirtz offiziell noch keinen Abschied forciert, ist auch ein Verbleib unter dem Bayer-Kreuz weiterhin möglich. Schliesslich bezifferte Carro dieses Szenario ebenfalls mit 50 Prozent. Doch wie könnte Leverkusen sein Juwel von einem Verbleib überzeugen?
Oliver Kahn, der einst bei den Bayern Vorstandsvorsitzender war, zeigt auf, wie die Bayer-Bosse handeln müssen: "Das ist eine Menge Arbeit für die Vereinsverantwortlichen, um den Spieler von einem Verbleib zu überzeugen. Es geht schon darum, welche Spieler in Zukunft kommen und wer der neue Trainer sein wird. Mit diesen Fragen wird sich Wirtz beschäftigen. Wenn du den Spieler dann überzeugen kannst, dass es weitergeht, dann kann sich so ein Spieler auch mal für einen Verbleib entscheiden, um die Vereinsgeschichte weiterzuschreiben. Die aktuelle Gemengelage ist aber alles andere als einfach."
Allerdings macht der "Titan" auch klar, dass Leverkusen nicht alle Zügel im Poker in der Hand hat: "Möchte der Spieler weg, dann kannst du dir die Frage stellen, welche Einnahmen man generieren kann. Die Rede ist immer von 100 bis 120 Millionen Euro - das ist natürlich eine Menge Geld. Da stellst du dir als Verein die Frage, dass man mit diesem Geld zwei, drei andere Spieler holen könnte, die die Mannschaft weiter verstärken könnten. Das sind die Fragen, die sich der Verein in dieser Situation stellen muss. Wirtz' Vertrag läuft bis 2027. Das heisst, dass Bayers Verhandlungsposition gar nicht so komfortabel ist. Sollte Wirtz noch ein Jahr bleiben, würde die Ablöse runtergehen, weil sein Vertrag nur noch ein Jahr läuft. Das ist das Spielfeld, auf dem sich alle befinden."
Die Causa "Wirtz" bleibt weiter spannend! Verpasst keine Entwicklungen und schaltet montags und freitags ab 18 Uhr bei Transfer Update - die Show ein.