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Daniel Gygax über das Derby und die Krise im Zürcher Klubfussball

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Die drei Zürcher Klubs sind die formschwächsten der Super League. Daniel Gygax, einst Spieler beim FCZ und in Winterthur und heute TV-Experte bei blue, ortet die Probleme an unterschiedlichen Stellen.

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Der Ex-Internationale Daniel Gygax ist als TV-Experte und seit dieser Saison als U21-Trainer des FC Thun aktiv © KEYSTONE/URS FLUEELER

Daniel Gygax, am Samstag steht das Zürcher Derby an. Einst ein Spitzenspiel, treffen nun der Tabellenachte und der -vorletzte aufeinander. Was dürfen die Zuschauer erwarten?

"Wenn man das letzte Derby im Kopf hat (3:0 für die Grasshoppers; d. Red.), hat der FCZ sicher etwas gutzumachen, vor allem bei den Fans. Gewinnst du das Derby, kannst du die Saison neu lancieren und vieles vergessen machen. Auf der anderen Seite kannst du auch viel verlieren."

Aus Ihren Worten hört man heraus: Der Druck liegt beim FCZ.

"Berücksichtigt man die Tabellensituation, ist der Druck eher bei GC. Die Hoppers müssen endlich mal anfangen zu gewinnen, um sich etwas Luft zu verschaffen. Wenn man es aber nur auf das Derby herunterbricht, würde ich schon sagen, dass der FCZ mehr unter Druck steht. Die Niederlage gegen GC ist noch präsent und war vor allem zum damaligen Zeitpunkt nicht absehbar."

Alle drei Teams aus dem Kanton Zürich stehen in der unteren Tabellenhälfte, zwei davon gar am Ende. Steckt der Zürcher Klubfussball in einer Krise?

"Wenn man es tabellarisch betrachtet, ist das der Fall. Doch man muss das Ganze differenziert anschauen."

Dann beginnen wir doch von hinten mit dem Tabellenletzten.

"Winterthur hat sich in der vergangenen Saison fantastisch gerettet und ist in dieser Saison von vielen als Abstiegskandidat Nummer 1 gehandelt worden. Im Moment haben sie etwas Mühe, sie kommen nicht so vom Fleck. Viele Experten prognostizieren, dass sie bis zum Ende ganz unten bleiben."

Auch Sie?

"Ich wünsche mir, dass sie den Turnaround schaffen. Aber dafür müssen sie vor Heimpublikum wieder punkten, wie zu Patric Rahmens erster Amtszeit. Damals war die Schützenwiese eine Festung."

Ist Rahmen, der für offensiven Fussball steht, denn der richtige Trainer für die Situation, in der sich Winterthur befindet? Vergangene Saison holte man in einer schier aussichtslosen Lage mit Forte einen Trainer mit einer ganz anderen Spielphilosophie.

"Sie reden mit einem ehemaligen Offensivspieler (lacht). Für mich ist Angriff immer die beste Verteidigung. Die ersten Auftritte unter Rahmen waren erfrischend. Winterthur kann an einem guten Tag jeden grossen Gegner ärgern. Ich bin mir sicher, dass es Winterthur und Rahmen schaffen können, auch wenn der Abstand schon etwas gross ist. Aber mit einer Siegesserie kann schnell Boden gutgemacht werden."

Wie sehen Sie die Grasshoppers?

"Ich habe erwartet, dass sie sich ein wenig von den letzten Jahren lösen können. Der neue Trainer Gerald Scheiblehner hat Inputs reingebracht - das hat man auch am vergangenen Wochenende gegen Basel gesehen. Sie liefen mit einer ersatzgeschwächten Truppe auf, die keine Erwartungen schürte, gegen den Meister einen Punkt zu holen. GC ist eine Wundertüte, man weiss nie genau, was kommt. Aber der Output ist momentan nicht schlecht, auch wenn Punkte fehlen."

GC hat sich in den letzten zwei Spielzeiten jeweils erst in der Barrage gerettet. Momentan steht man wieder auf dem vorletzten Platz. Wie lange kann das gut gehen?

"Nochmals bis zum Schluss um den Klassenerhalt zu kämpfen, würde extrem an den Kräften zehren. Der Klub befindet sich in einer Phase der Selbstfindung, kommt langsam in ruhigeres Fahrwasser. Es wird auf junge Spieler aus dem Ausland, aber auch auf eigene Talente gesetzt. Dafür haben sie den optimalen Trainer. Das kann ein spannender Weg sein."

Die Grasshoppers waren mal eine grosse Nummer. Wann hat der Niedergang des Rekordmeisters seinen Anfang genommen?

"Gute Frage (überlegt lange). Es geht schon länger so. Einen Zeitpunkt zu definieren, ist schwierig. Zumal sie 2013 mit dem Cupsieg ein Zwischenhoch hatten. Man ist - wie an vielen anderen Orten auch - auf der Suche nach Identifikation. Am Ende ist es auch immer eine Frage des Geldes. Früher war der Klub gut aufgestellt, auch finanziell. Mit dem Einstieg der Investoren hat sich die Konstellation etwas verändert. Wenn die Mittel nicht mehr zur Verfügung stehen, muss man einen anderen Weg gehen. Aber der braucht viel Zeit und Geduld. Beides hat man im Fussball leider nicht."

Dies sah man auf der anderen Seite der Gleise, wo Ancillo Canepas einstiger "Wunschtrainer" Mitchell van der Gaag nach nur elf Spielen wieder gehen musste.

"Ich war überrascht, denn Van der Gaag hat viel Know-how. Dass man sich so früh von ihm getrennt hat, hat vielleicht auch was mit der Mannschaft gemacht. Wenn man sich die Qualität im Team anschaut, ist der FCZ klar hinter den Erwartungen zurück. Er gehört nicht dorthin, wo er momentan steht."

Von den letzten sieben Spielen hat man nur eines gewonnen. Im Cup ist man zudem am unterklassigen Stade Nyonnais gescheitert. Was ist das Problem beim FCZ?

"Man könnte jetzt extrem ausholen. Die Kurzform: Die Unruhen im Klub gehen nicht spurlos an den Spielern vorbei. Es gibt zu viele Nebenschauplätze, es wird zu viel über Dinge diskutiert, die neben dem Platz passieren. Es wird nicht ruhig."

Ist daran Präsident Ancillo Canepa schuld? Oder hat Sportchef Milos Malenovic zu viel Macht? Ist es die Kombination?

"Da enthalte ich mich. Über das sollen andere urteilen."

In der letzten Saison schaffte es kein Zürcher Klub in die Championship Group. In dieser Spielzeit droht ein ähnliches Szenario.

"Den Teams spielt in die Karten, dass erneut alles sehr eng beisammen ist. Ich bin nach wie vor der Meinung, dass jeder jeden schlagen kann in dieser Liga. Mit einer Serie kann man schnell einen Sprung nach vorne machen. Aber eben: Die Frage ist, wann man diese Serie startet."

Das Derby wäre ein guter Zeitpunkt.

"Absolut. Der FCZ hat, wie gesagt, etwas gutzumachen. Für die Grasshoppers spricht, dass sie am Wochenende gegen Basel einen guten Match gezeigt haben. Die Frage bei GC stellt sich: Wer steht zur Verfügung? Es gibt viele Verletzte, nun noch zwei Gesperrte. Die Partie wird auf jeden Fall wegweisend. Es ist ein Spiel, aus dem man Selbstvertrauen tanken, aus dem man Power ziehen kann."

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