Dank Schällibaum: GC lebt wieder
Für Rekordmeister GC wird der direkte Ligaerhalt tendenziell eher ein Traum bleiben und die Realität stattdessen Barrage heissen, auch wenn bei den Zürchern plötzlich wieder Herz und Leidenschaft zu sehen sind. Oder erleben wir am Ende noch ein Fussballwunder?
Die akute Abstiegsgefahr ist abgewendet. Drei Runden vor Ende der Relegation Group liegen die Zürcher acht Punkte vor Schlusslicht Stade-Lausanne-Ouchy. Ein Sieg heute Abend daheim gegen Yverdon oder eine Niederlage von Ouchy in Basel – dann ist schon mal der direkte Abstieg definitiv abgewendet. Gegen vorne ist aber realistisch gesehen auch nicht mehr viel zu erwarten. In den letzten drei Runden sieben Punkte auf Lausanne, acht auf Basel oder neun auf Yverdon gutmachen? Schwierig.
Und so werden die Hoppers mit grösster Wahrscheinlichkeit am 26. Mai daheim und am 31. Mai auswärts gegen den Zweiten der Challenge League den «Überlebenskampf» Barrage bestreiten –und dies wohl gegen den FC Thun. Die Berner Oberländer liegen in der Challenge League zwei Runden vor der Abrechnung drei Punkte (und 15 Tore) hinter dem FC Sion. Das heisst, dass die Walliser in den letzten zwei Spielen gegen Bellinzona und Schaffhausen noch einen Sieg für den direkten Wiederaufstieg brauchen. Da wird der Weisswein wohl schon bald fliessen…
So kann GC in den letzten drei Spielen der Relegation Group gegen Yverdon, Basel und Lausanne-Sport wohl die Duelle gegen Thun um den letzten Platz an der Sonne respektive in der Super League vorbereiten. Und da ist durchaus Morgenröte am Horizont auszumachen. Als Marco Schällibaum vor rund einem Monat den gefeuerten Cheftrainer Bruno Berner ersetzte, startete er mit zwei 0:1-Niederlagen gegen Lugano und Servette in die «Mission Ligaerhalt».
Doch zuletzt war – endlich – eine Aufwärtstendenz zu erkennen. Das im Kampf gegen den Abstieg kapitale Spiel gegen Stade-Lausanne-Ouchy wurde trotz zweimaligem Rückstand und dank eines Last-Minute-Treffers von Giotto Morandi mit 3:2 gewonnen, und am vergangenen Freitag schnupperten die Zürcher auswärts gegen den FC Luzern am Sieg, kassierten den 1:1-Ausgleichstreffer erst in der 89. Minute. Dieses Spiel hat gezeigt: Die nicht selten totgesagten Hoppers leben noch, und so sagte Trainer Marco Schällibaum nach dem Match und dem späten Gegentreffer, dass das Resultat einen bitteren Nachgeschmack habe, gleichzeitig gab er aber auch zu Protokoll, dass er stolz sei auf seine Spieler: «Sie sind unglaublich unterwegs gewesen. Sie haben irgendwie etwas gefunden, dass sie jetzt wissen, worum es geht. Die Leistung meiner Mannschaft macht mir Hoffnung. Wir sind gut unterwegs, es ist eine tolle Mannschaft, die mitzieht.»
Die harmlosen und blutleeren Auftritte unter den ehemaligen Coach Bruno Berner – es scheint, als würden sie der Vergangenheit angehören. Dass es Schällibaum gelungen ist, seinem Team Herz, Leidenschaft und Arbeitsmoral zu vermitteln. Dass das klinisch tote GC der Vergangenheit angehört, dank Schällibaum, diesem heissblütigen Antreiber, der schon bei der Präsentation sagte, dass der Ligaerhalt nur über Emotionen und Leidenschaft zu schaffen sei. «Das braucht es, und ich bin bekannt, dass ich das bringen kann. Ohne geht es nicht, Emotionen zeigen, dass man etwas gerne macht. Ich muss das Feuer entfachen und vorleben», erklärt der Trainer. Und: «Ich will einfach ein schönes Ende, dafür stehe ich jeden Tag auf. Ich bin unglaublich stolz, Trainer von GC zu sein!»
Schällibaum hat gezeigt, dass ein schönes Ende realistisch ist. Zumindest via Barrage gegen den FC Thun, gegen den die Zürcher ganz sicher nicht chancenlos wären. Aber vielleicht schreibt der Fussball ja schon vorher wieder einmal ein Märchen und gelingt dem Rekordmeister auf der Zielgeraden ein fulminanter Endspurt, verbunden mit der eigentlich nicht mehr erwarteten direkten Rettung.