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Exklusiv - Nico Hischier: «…dann gibt es an den Olympischen Spielen ein paar Monster-Teams»

Andy

Nico Hischier (26) befindet sich mit den New Jersey Devils mitten in der NHL-Saison. Trotzdem hat der Walliser sich die Zeit genommen, um kurz auf das Jahr 2025 zurückzublicken und auch über das Jahr 2026 mit den Highlights Olympia und Heim-WM zu sprechen.

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Nico Hischier blickt mit Vorfreude auf seine ersten Olympischen Spiele. © KEYSTONE/Salvatore Di Nolfi

Weihnachten und Silvester stehen vor der Türe. Wie verbringt ein NHL-Profi die Festtage?
Nico Hischier: Grosse Parties sind nicht angesagt. In erster Linie geht es darum, sich ein wenig zu erholen. In den letzten Jahren habe ich gemeinsam mit Timo Meier und Jonas Siegenthaler gefeiert, in diesem Jahr reise ich nun für ein paar Tage nach Florida.

Eine kurze Auszeit ist also möglich?
Genau, ein paar Tage Stand an Weihnachten ist mal etwas ganz anderes. Das habe ich noch nie erlebt.

Finden Sie auch die Zeit, um zu geniessen, gut zu essen und ein schönes Glas Wein zu trinken?
Das auf jeden Fall. Hier daheim hätte ich auch Walliser Wein, aber den nehme ich nicht mit, es gibt auch hier in den USA guten Wein. (lacht)

Jahresende ist immer auch Zeit für einen Rückblick: Wie war für Sie das Jahr 2025?
Es war ein gutes Jahr. Ich bin sehr dankbar für die Gesundheit, die ist allgemein im Leben, aber auch in unserer Sportart sicher nicht selbstverständlich. Zudem konnte ich wieder super Dinge erleben – mit der WM, aber auch, indem wir uns mit New Jersey wieder für die Playoffs qualifizieren konnten. Das war cool. Ich hatte danach einen super Sommer und bin auch mit dem Einstieg in die bisherige Saison zufrieden.

«Als Zuschauer wird man zum Fan, und weil man die Jungs so gut kennt, ist man am Ende ein Hardcore-Fan»

Die erneute WM-Silbermedaille war super, aber Sie hatten das Pech mit Ihrer Knieverletzung… Wie haben Sie danach das Turnier erlebt?
Ganz anders! Es tönt zwar vielleicht blöd, aber ich bin irgendwie dankbar für dieses Erlebnis. Es ist ganz anders, wenn man plötzlich auf der Tribüne sitzt und zuschaut und dem Team nicht mehr auf dem Eis helfen kann. So wird man irgendwie zum Fan, und weil man die Jungs so gut kennt, ist man am Ende ein Hardcore-Fan. Und leidet beim Zuschauen fast noch mehr mit, als wenn man selber spielt. Rückblickend kann ich sagen, dass es eine spannende Erfahrung war.

Haben Sie nie gedacht: Jetzt gehe ich nach Hause oder irgendwohin ans Meer in die Ferien?
Ich habe mich ja nicht zu Beginn des Turniers, sondern mehr oder weniger mittendrin verletzt. Ich bin dann gerne beim Team geblieben und konnte gleichzeitig auch schon mit der Reha beginnen. Deshalb war es für mich auch nie ein Thema, von der WM abzureisen. Ich wollte die verbleibenden Tage mit den Jungs verbringen und zeigen, dass ich trotzdem hier bin, auch wenn ich nicht spielen kann.

Es war ein starkes Zeichen von Ihnen, aber auch ein Zeichen für den Zusammenhalt und die Stimmung im Team. Einverstanden?
Das ist auf jeden Fall so. Wir sagen nicht nur immer, dass wir eine coole Gruppe sind und eine coole Zeit zusammen haben, das ist wirklich so. Diese Atmosphäre ist ein Grund dafür, dass viele Spieler jedes Jahr in die Nationalmannschaft kommen. Wir haben alle Freude an dieser gemeinsamen Zeit.

«Wenn man selber spielt, denkt man schnell mal darüber nach, was man in welchen Situationen vielleicht hätte anders machen können, um den Match zu gewinnen»

Nach dem verlorenen WM-Final 2024 waren Sie wie das ganze Team niedergeschlagen und haben danach auch Zeit gebraucht, um dies zu verarbeiten. Wie war das nach der WM 2025?
Ich war zwar im Team und gehörte dazu, doch ich habe das Gefühl, dass die Verarbeitung ein wenig anders war, weil ich in den Final-Spielen fehlte. Wenn man selber spielt, denkt man schnell mal darüber nach, was man in welchen Situationen vielleicht hätte anders machen können, um den Match zu gewinnen. Es war extrem hart, alle nach der zweiten Finalniederlage so zu sehen. Vor allem auch, weil wir wussten, dass es das letzte Spiel von Andres Ambühl. Es war sehr emotional, doch ich wollte relativ schnell eine andere Rolle einnehmen, zu den enttäuschten Kollegen gehen, mit ihnen reden und versuchen, sie ein wenig aufzustellen.

Nun stehen die Olympischen Spiele an. Wie gross ist die Vorfreude?
Ich freue mich enorm! So etwas habe ich noch nie erlebt und für einen Athleten sind Olympische Spiele sicher ein riesiges Erlebnis.

Es wird das Turnier der Superstars. Ist es bei euch in der NHL ein grosses Thema?
Ein wenig, denn wir haben bis dahin noch so viele Spiele zu bestreiten, dass Olympia noch kein dominierendes Thema ist. Klar, man liest Berichte über die Arena und das Eis, aber gross darüber gesprochen wird nicht.

Diese Eis-Thematik und Boykottdrohungen sind am Ende hoffentlich nur ein Säbelrassen...
…das hoffe ich auch. Ehrlich gesagt weiss ich im Moment auch nicht, was da genau abläuft und am Ende herauskommen wird.

«Wir sind ein gutes Team, ein sehr gutes Team, und wir müssen uns vor niemandem verstecken»

Wie an jedem Turnier gehört die Schweiz auch an Olympia zum Favoritenkreis. Einverstanden?
Ich würde eher sagen: Wir sind ein gutes Team, ein sehr gutes Team, und wir müssen uns vor niemandem verstecken. Das Level ist enorm gestiegen, das Eishockey hat sich so entwickelt, dass fast jeder gewinnen kann. Auch wenn es logischerweise Favoriten gibt und sich Olympische Spiele und Weltmeisterschaften ein wenig unterscheiden.

Wenn beispielsweise die Kanadier mit all ihren Stars anreisen, werden sie nur schwierig zu bezwingen sein.
Auf jeden Fall. Wenn alle Spieler an den Olympischen Spielen mit dabei sind, gibt es ein paar Monster-Teams. Das ist ein Fakt und anders als bei einer WM, wo beispielsweise die Kanadier meistens mit einem sehr guten Team antreten, aber noch eine viel bessere Aufstellung haben könnten. Aber auch da: Wir müssen uns nicht verstecken und können vielleicht unseren Team- und Kampfgeist als Vorteil nützen. Am Ende ist der Sport bekanntlich unberechenbar.

Nationaltrainer Patrick Fischer muss bis zum 31. Dezember das Olympia-Aufgebot bekannt geben. Werden die Führungsspieler da einbezogen?
Nein, nein, das ist sicher die Aufgabe des Coaches.

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Ein erfolgreiches Duo: Nico Hischier und Nationaltrainer Patrick Fischer.
«Was Fischi mit dem Team kreiert und für unser Eishockey gemacht hat, ist unglaublich. Er kann stolz auf sich sein!»

Er hat erst gerade bekannt gegeben, dass er nach dieser Saison als Nationalcoach aufhören wird. Wie sehen Sie diesen Entscheid?
Es sind gemischte Gefühle vorhanden. Einerseits akzeptiert man es, es ist sein Entscheid, andererseits bin ich schon auch ein wenig traurig. Was Fischi mit dem Team kreiert und für unser Eishockey gemacht hat, ist unglaublich. Er kann stolz auf sich sein! Ich habe Freude für ihn, für alles was er erreicht und erlebt hat. Es war eine coole Zeit. Und ich denke, dass es vielleicht auch noch eine Extramotivation für die zwei anstehenden Turniere gibt. In diesen Jahren haben wir eine spezielle Beziehung zu ihm aufgebaut und wissen, dass wir einander auch in Zukunft sicher sehen werden. Und wenn man will, kann man ihn immer anrufen und vielleicht auch mal zusammen ein Bier trinken gehen. Er ist ein sehr authentischer Mensch und cooler Charakter. Ich habe und hatte es sehr gut mit ihm.

Ist es ein Vorteil, dass die Spieler seinen Nachfolger Jan Cadieux bereits kennen?
Das ist sicher positiv. Es war ein Entscheid, hinter dem wir Spieler sicher stehen können. Und es hilft natürlich, wenn er jetzt schon involviert ist.

Die wohl grösste Hinterlassenschaft von Patrick Fischer ist, dass alle gerne kommen, wenn die Nati ruft, das ist einzigartig. Ist auch für Sie klar, dass Sie wenn immer möglich für die Schweiz spielen?
Für mich war eigentlich immer klar, dass ich sehr gerne dabei bin, wenn ich mich körperlich und mental genügend fit fühle, um eine WM zu bestreiten.

Viele Schweizer Eishockeyfans hoffen, dass Sie nicht nur an Olympia, sondern dann auch an der Heim-WM dabei sind, bei Ihnen wird das wohl ein wenig anders aussehen…
Das ist schon so, ja. Wenn ich dabei wäre, würde das gleichzeitig heissen, dass für uns mit den New Jersey Devils die Saison bereits vorbei wäre. Das möchte ich natürlich auch nicht. Wenn dies aber trotzdem der Fall wäre und ich gleichzeitig fit bin, wäre ich sicher sehr gerne dabei.

Bei den Devils fehlt in dieser Saison bislang ein wenig die Konstanz.
Das ist so, zudem hatten wir auch mit Verletzungspech zu kämpfen.

Sie selber sind aber aktuell der erfolgreichste Schweizer Skorer in der NHL und der zweitproduktivste Spieler in Ihrem Team. Da können Sie zufrieden sein, oder?
Ich werte meine Saison nicht aufgrund von Skorerpunkten, bin aber sicher zufrieden, wie ich momentan spiele. Ich versuche, in jedem Spiel dem Team etwas zu geben und zu helfen, aber es ist nicht einfach. Im Grossen und Ganzen bin ich zufrieden, auch wenn wir zuletzt ein paar Spiele verloren haben. Da versuche ich als Captain, das Team wieder aufzubauen.

«Wichtig ist, dass man gerade in solchen Situationen den Stock nicht zu fest in die Hand nimmt, sondern relaxt ist und versucht, das Spiel zu vereinfachen»
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NHL-Star Nico Hischier ist auch in dieser Saison kaum zu stoppen.

Wie macht man das?
Ich suche die Konversation mit dem Team. Wichtig ist, dass man gerade in solchen Situationen den Stock nicht zu fest in die Hand nimmt, sondern relaxt ist und versucht, das Spiel zu vereinfachen. Dass man nicht zu kompliziert spielt, sondern zurück zu den Grundregeln geht, einen ganz einfachen Spielplan verfolgt und probiert, diesen während 60 Minuten durchzuziehen.

Wenn Sie sich fürs Jahr 2026 allgemein und sportlich etwas wünschen könnten: Was wäre das?
Das wäre sicher eine Medaille an den Olympischen Spielen und der Gewinn des Stanley Cup, dazu kommen die Gesundheit und auch die Zufriedenheit.

Der Triumph im Stanley Cup würde heissen, dass die anderen Schweizer ohne Sie Patrick Fischer zum Abschied WM-Gold schenken müssten.
Ja, deshalb habe ich die WM auch nicht erwähnt. Sollte es 2026 mit dem Stanley Cup nicht klappen, würde ich mir den WM-Titel selbstverständlich schon auch wünschen. Die Ziele gehen mir definitiv nicht aus.

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