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Interviews Eishockey

«...dann hat man als Mannschaft versagt»

Andy

Der SC Bern kommt einfach nicht in Schwung. Doch die vielen Verletzungen und die schwierige Zeit sind auch eine Chance für die jungen Spieler, die bei den Mutzen Eiszeit erhalten und Erfahrungen für die Zukunft sammeln können. So wie Stürmer Alain Graf (20), der in der Meisterschaft bereits vier Tore erzielt hat.

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Der 20-jährige Stürmer Alain Graf ist beim SCB mit vier Treffen der drittbeste Torschütze. © IMAGO / STEINSIEK.CH

19 Spiele, 20 Punkte, Rang 12,  wie haben Sie den Saisonstart erlebt?
Alain Graf: Es ist wie wir alle wissen nicht, was wir erwartet haben und was wir wollen. Und es entspricht nicht unseren Erwartungen. Es ist schwierig, wir befinden uns in einer Negativspirale. Wir müssen es nun als Team, als Klub irgendwie schaffen, da herauszukommen.

In Ihrer zweiten National League-Saison hat der SCB den Trainer gewechselt und Jussi Tapola durch Heinz Ehlers ersetzt. Wie ist das für einen jungen Spieler?
Aus dem Juniorenhockey kennt man diese Situation nicht. Und weil ich das zuvor noch nie erlebt habe, ist es auch schwieriger einzuordnen als für andere, für die dies nicht neu ist. Es ist schade, wenn eine solche Massnahme ergriffen werden muss, denn dann hat man als Mannschaft versagt. Aber es ist halt auch ein Teil des Sports. Und am Schluss müssen wir dafür sorgen, dass wir es zurück auf die Siegesstrasse schaffen. 

Ein gutes Zeichen war der Sieg am vergangenen Samstag in Fribourg. Danach gab es Stimmen, die sagten, beim SCB seien die Jungen entscheidend und könnten den Ausfall von Stammspielern abfedern…
Wir haben viele Verletzungen zu beklagen, ganz klar. Aber am Schluss darf das keine Ausrede für irgendetwas sein, egal, ob wir nun gewinnen oder verlieren. Logischerweise muss jeder einzelne Spieler in solchen Situationen ein paar Schritte vorwärts machen, Verantwortung übernehmen. In diesem Fall auch die Jungen, aber ebenso die älteren Stammkräfte. Für uns Jungen ist es sicher eine wertvolle Erfahrung und eine gute Challenge. Ab er im Endeffekt müssen wir alle zusammenhalten. Wir gewinnen und verlieren als Team, entsprechend spielt es keine grosse Rolle, wer spielt. 

Letzte Saison hatten Sie pro Spiel durchschnittlich 8:53 Eiszeit, jetzt stehen Sie bei 13:21 und waren in den letzten Spielen über 20 Minuten im Einsatz. Mit dem Vertrauen und der Praxis wird man immer besser…
Je mehr man spielt, desto besser wird man und desto mehr entwickelt man sich, das ist sicher so. 

Mit vier Treffern sind Sie hinter Waltteri Merelä und Benjamin Baumgartner drittbester Torschütze. Was ist Ihr Erfolgsgeheimnis?
Meine Tore waren nicht unbedingt schön, ich hatte logischerweise gute Mitspieler, die mir die Arbeit einfach gemacht haben, so dass ich die Scheibe eigentlich nur noch reinschieben musste. Schlussendlich erzielen wir aber alle zu wenig Tore, auch ich hätte mehr machen müssen.

Es ist aber bemerkenswert, dass Sie mit 20 Jahren als Center zwischen den Imports Victor Ejdsell und Emil Bemström spielen…
Ein Grund dafür sind sicher auch die vielen Ausfälle, die zu Verschiebungen innerhalb des Teams und den Linien geführt haben. Es zeigt aber auch das Vertrauen des Trainers. Mit solchen Spielern in einer Linie zu spielen, macht natürlich Spass und vieles einfacher. Am Ende geht es jedoch darum, als Linie einen Weg zu finden und gut zu spielen. Die Mannschaftsleistungen und das Resultat stehen im Zentrum. 

Die Heimniederlage gegen Ajoie am Dienstag war ein Rückschlag. Wie bekommt man nach einem solchen Spiel den Kopf frei?
Es ist allgemein schwierig im Moment. Wir bringen es einfach nicht zustande, zwei Spiele hintereinander zu gewinnen oder konstant zu spielen. Irgendwie muss man diese Spiele vergessen und sich sofort wieder auf den nächsten Match konzentrieren, viel mehr kann man nicht machen. 

Jetzt folgen die Spiele am Freitag gegen Biel und am Samstag gegen die ZSC Lions. Vor der Nati-Pause sollten schon noch ein paar Punkte her…
Es wäre wichtig, mit einem guten Gefühl in diese Pause gehen zu können und ein paar Punkte mitzunehmen, damit der Abstand gegen vorne nicht grösser wird.

An der letzten U20-WM waren Sie Captain der Schweiz, Sie sind erst 20 Jahre alt. Welche Träume und Ziele haben Sie?
Es ist sicher das Ziel, irgendwann zum A-Nationalteam zu gehören und allgemein mit meinem Team Erfolg zu haben.

Für diesen Weg können die aktuell schwierigen Zeiten hilfreich sein.
Ich denke schon, insbesondere einen jungen Spieler prägen und formen solche Erlebnisse. Es ist auch eine gute Challenge und eine Möglichkeit, um selber zu wachsen. Aber cool ist es nicht. 

Der SCB hat auf diese Saison hin Assistenztrainer Patrick Schöb als Bindeglied zu den Jungen verpflichtet. Wie wertvoll ist er?
Die Assistenztrainer allgemein und auch Skills-Coach Toni Szabo sind sehr hilfreich. Wir haben einen sehr guten Staff, der uns die Möglichkeit bietet, besser zu werden.

Es ist eigentlich alles vorhanden, um es aus der Krise zu schaffen, teilweise fehlt extrem wenig…
Das ist so. In der Negativspirale ist das Selbstvertrauen weg, es funktionieren einige Dinge einfach nicht mehr, die Pucks springen über die Schaufel, während sie beim Gegner auf dem Blatt landen. Deshalb müssen wir versuchen, das Spiel einfach zu halten, irgendwie diese Treffer zu erzielen. Es ist wie erwähnt meistens nicht so, dass wir keine Chance haben, entscheidend sind kleinere und grössere Fehler und die ungenügende Chancenauswertung. Irgendwann hängt es aber an und wechselt es. 

Das haben am Dienstag ja auch die ZSC Lions gezeigt, die nach einer schwierigen Zeit gegen die Rapperswil-Jona Lakers plötzlich 7:0 gewannen.
Ja, aber es geht darum, nicht nur ein Spiel zu überzeugen, sondern konstant zu werden. Und dann fallen plötzlich auch die Tore wieder.

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