Zudem blickt der Experte auf die Situation der Trainer in Gladbach und Augsburg.
Um Lennart Karl vom FC Bayern und Said El Mala vom 1. FC Köln ist ein kleiner Hype entstanden. Beide haben selbst dafür gesorgt, weil sie sehr gute, freche und selbstbewusste Fussballer sind. Beide brillieren mit Geschwindigkeit, Technik, Dribbelstärke und einem guten Torabschluss.
Ich hoffe, dass diese beiden Talente, die gerade ihre ersten Schritte im Profifussball machen, weiter behutsam aufgebaut werden. Und ich wünsche mir, dass sie in den Medien nicht jeden zweiten Tag die Worte Nationalmannschaft und Weltmeisterschaft hören oder lesen.
Karl wird regelmässig Einsätze bekommen
Vincent Kompany hat Karl langsam herangeführt, über Kurzeinsätze in der Bundesliga, im DFB-Pokal und vergangene Woche zum ersten Mal in der Champions League über 90 Minuten. Gegen Brügge und in Gladbach hat Karl mit seinen Toren für Furore gesorgt, aber er muss sich weiter tagtäglich im Training anbieten. Er ist ehrgeizig und will sich entwickeln, das sind die Grundvoraussetzungen.
Ob Karl den Weg einschlagen kann, den vor ihm Jamal Musiala gegangen ist? Die Möglichkeiten sind immer da, es liegt am Spieler selbst und er braucht einen Trainer, der ihm vertraut. (Jamal Musiala debütierte als 17-Jähriger unter dem damaligen FCB-Trainer Hansi Flick bei den Bayern-Profis, Anm. d. Red.)
Ich denke, dass Kompany ihm aufgrund seiner jüngsten Leistungen vertraut und keine Sorge hat, für ihn auch mal einen gestandenen Spieler auf die Bank zu setzen oder auszuwechseln. Und ich glaube, dass Karl regelmässig Einsätze bekommen wird, weil er geliefert hat, wenn er auf dem Platz stand.
Karl kann ein wichtiger Spieler für Bayern werden
Für den FC Bayern bietet sich eine grosse Chance, nach Pavlovic und Stanisic einen weiteren Spieler aus dem Campus bei den Profis einzubinden, wie es sich Uli Hoeness immer gewünscht hat. Ich glaube, dass Karl für Kompany, der gerade seinen Vertrag bis 2029 verlängert hat, ein wichtiger Spieler werden kann.
Wenn Musiala nach seiner Fussverletzung zurückkommt, ist für die drei Positionen hinter der Nummer neun ein Spieler mehr da, der eher gesetzt sein wird, als dass er auf der Bank sitzt.
Aber Konkurrenz belebt das Geschäft, und es wird auch immer wieder Möglichkeiten für Karl geben. Eine Mannschaft braucht gute Spieler, die mögliche Verletzungen auffangen können. Deshalb ist es wichtig und vernünftig, gemeinsam weiter an diesem Weg zu arbeiten.
Urbig kann vielleicht irgendwann Neuers Nachfolge antreten
Im Tor wird am Mittwoch in Köln wieder Jonas Urbig stehen. Am Samstag in Mönchengladbach konnte er sich schon an die Stadion-Atmosphäre gewöhnen, die ihn so ähnlich auch im Pokal bei seinem Ex-Verein erwartet.
Urbig hat seine Sache bei Bayern bisher, abgesehen von einem Fehler in Berlin, gut gemacht und war zur Stelle, als es darauf ankam. Im Training kann er jeden Tag von Manuel Neuer lernen. Wenn er sich entsprechend entwickelt, kann er vielleicht irgendwann Neuers Nachfolge antreten. Auch Stuttgarts Alexander Nübel gehört zum Kreis der potenziellen Neuer-Nachfolger, denn er steht immer noch bei Bayern auf der Gehaltsliste. Man muss abwarten, wie lange Nübel sich diese Situation noch anschaut.
Bayern hat es in Köln selbst in der Hand
Bayern ist zwar seit 2020 drei Mal in der zweiten Pokalrunde gescheitert, aber für mich sind die Münchner in Köln klar favorisiert. Im Pokal ist zwar vieles möglich, ein K.o.-Spiel ist wie ein Endspiel, aber Bayern kann Endspiele. Es liegt an ihnen selbst. Wenn ihr Fokus stimmt, sollte auch die Hürde in Köln kein allzu grosses Problem sein.
Bei Frankfurt gegen Dortmund sehe ich die Chancen eher ausgeglichen. Der BVB stand in München in der ersten Halbzeit gar nicht auf dem Platz, die erste Hälfte gegen Köln war auch nicht überragend, aber sie haben sich in beiden Spielen gesteigert.
Polanski in Gladbach und Wagner in Augsburg unter Druck
Mönchengladbach braucht gegen den KSC ebenso ein Erfolgserlebnis wie Augsburg gegen Bochum. Aber beide Spiele werden für die Bundesligisten keine Spaziergänge.
Eugen Polanski kam in Gladbach als Interimstrainer für Gerardo Seoane, beim FCA hat man mit Sandro Wagner ein grosses Projekt geplant.
Wenn man das System ändert, muss man dazu stehen und dem Trainer Zeit geben, andererseits bekommt man im Fussball nicht viel Zeit, wenn die Ergebnisse ausbleiben.
…dann muss man über die Trainer nachdenken
Als Trainer muss man sich überlegen, ob man nicht zumindest ein bisschen von seiner Spielidee abgeht und das spielen lässt, was besser zur Mannschaft passt. Ich weiss nicht, ob Augsburg das offensive Pressing spielen kann, das Wagner im Kopf hat.
Wenn es schiefgehen sollte, muss man in Gladbach und beim FCA langsam über die Trainer nachdenken.