Das Nati-Mittelfeld: Chef Xhaka und seine starken Männer
Er war in der vergangenen Saison der Anführer beim Gipfelsturm von Bayer Leverkusen. Nun soll Captain Granit Xhaka diese Rolle auch in der Nati mit dieser Überzeugung und Klasse wahrnehmen.
Xhaka war der Denker und Lenker beim deutschen Double-Gewinner. Der verlängerte Arm von Trainer Xabi Alonso. Entsprechend wurde der Nati-Captain auch mit Lob überschüttet und als einer der wichtigsten Transfers der vergangenen Saison im europäischen Fussball bezeichnet. Sein Coach Alonso sagte: «Er ist ein wahrer Leader – auf und neben dem Feld. Er hat einen grossen Einfluss, auch auf die jungen Spieler. Er hat uns zu einem viel besseren und erwachseneren Team gemacht.»
Was Xhaka geleistet hat, ist immens und bewundernswert. Und es ist auch die Messlatte für seine Rolle in der Nati, wo er ebenfalls als Schaltstelle und Taktgeber gefordert ist. In der Vergangenheit ist ihm dies nicht immer wunschgemäss gelungen, wobei er einerseits ab und zu Energie auf Nebenschauplätzen verpuffte. Andererseits war es bei ihm teilweise aber schon auch so wie nicht selten im Leben: dass daheim die Leistungen weniger wertgeschätzt werden als in der Fremde. Wie auch immer, klar ist: Die Schweiz braucht an der EM einen starken und fokussierten Xhaka, wenn das Turnier erfolgreich verlaufen soll.
Die Entwicklung von Freuler
Im zentralen Mittelfeld ist er nicht allein. In den vergangenen Jahren hat sich Remo Freuler zu einer fixen Grösse entwickelt. Der Zürcher Oberländer hat beim FC Bologna eine starke Saison gezeigt und war massgeblich daran beteiligt, dass der Klub erstmals die Qualifikation für die Champions League geschafft hat. 65 Länderspiele stehen mittlerweile auf Freulers Konto – in Deutschland werden zweifellos weitere dazu kommen. Ein Fragezeichen steht dagegen noch hinter Denis Zakaria, der im Zentrum variabel einsetzbar ist, sich aber mit einer Oberschenkelverletzung herumschlägt.
Wie Freuler hat auch sein Teamkollege Michel Aebischer in Bologna überzeugt, genau so wie der Walliser Vincent Sierro in Toulouse. Der Captain des Ligue-1-Klubs ist erst in diesem Jahr zu seiner Nati-Premiere gekommen, hat aber Coach Yakin als Spieler und Persönlichkeit sofort für sich eingenommen. Sierro hat eindrücklich gezeigt, dass er jederzeit ins Spiel kommen und die ihm anvertraute Aufgabe erfüllen kann.
Geniestreiche von Shaqiri
Auf der Verbandswebsite werden nach dem Ausscheiden von Filip Ugrinic und dem Nicht-Einrücken von Uran Bislimi noch sechs weitere Spieler dem Mittelfeld zugeordnet. Angefangen bei Xherdan Shaqiri, der nach wie vor über die Fähigkeit verfügt, ein Spiel mit einem Geniestreich zu entscheiden oder mit seinem Zauberfuss einen Standard mirakulös zu verwandeln. Es geht weiter zu Noah Okafor, der wie bei der AC Milan offensiv auf der Aussenbahn oder als Mittelstürmer eingesetzt werden kann. Steven Zuber hat nach seiner fast einjährigen Abwesenheit sowohl im Trainingscamp als auch im Spiel gegen Estland überzeugt – und in der Vergangenheit schon bewiesen, dass er auch gegen namhafte Gegner Akzente setzen kann: 2018 erzielte Zuber an der WM gegen Brasilien das 1:1, an der EM 2021 war er mit vier Assists der Vorlagenkönig des ganzen Turniers. Renato Steffen ist ein äusserst dankbarer Ergänzungsspieler – und mit Ardon Jashari und Fabian Rieder sind momentan noch zwei Mittelfeldspieler im Kader, die in der Gegenwart in der Nati noch keine grosse Rolle spielen, aber in der Zukunft zweifellos tragende Säulen sein werden.
Natürlich ist in diesem Mittelfeld Captain Granit Xhaka der «primus inter pares», doch dahinter folgen zahlreiche Spieler, die ihre immensen Fähigkeiten auch schon international unter Beweis gestellt haben und hoffentlich dafür sorgen werden, dass sich die Schweiz an der EM in Deutschland in jedem Spiel mit dem Gegner auf Augenhöhe messen wird.