Das Schnäppchen vom FCZ überzeugt in England
Für vergleichsweise wenig Geld wechselte Wilfried Gnonto kurz vor Transferschluss im letzten Sommer vom Meister FC Zürich in die Premier League zu Leeds – und ist nun an der Elland Road der Publikumsliebling. Im FA Cup geht es heute Abend gegen Fulham.
Die Fans des FC Zürich hatten Wilfried Gnonto längst in ihr Herz geschlossen. Vor allem als Joker erzielte der kleine Italiener (1,72 m) wichtige Treffer auf dem Weg zum Meistertitel in der Saison 2021/22. Als Lohn wurde er für die italienische Nationalmannschaft aufgeboten und verzückte die Tifosi auch im Dress der Azzurri. Entsprechend wurden auch die Scouts auf den technisch versierten Teenager aufmerksam, den der FCZ einst ablösefrei aus der Jugendabteilung von Inter Mailand verpflichtet hatte. Weil sein Vertrag nur noch eine Saison lief, war im letzten August für den FCZ quasi die letzten Chance, zumindest noch etwas Geld mit einem Transfer einzunehmen. Leeds United übernahm den 19-Jährigen für kolportierte 4,5 Millionen Euro.
Die Adresse an der Elland Road hat inzwischen einiges vom einstigen Glanz verloren und auch Gnonto dürfte einzig die Trikotfarbe weiss an die glorreiche Titelsaison in Zürich erinnert haben. Ansonsten fand er sich zu Beginn der Saison auf der Tribüne oder als Dauergast auf der Ersatzbank. Doch das sollte sich rasch ändern. Zwar strauchelte Leeds und steckt deswegen mitten im Abstiegskampf – inklusiver aller branchenüblichen Massnahmen wie Trainerwechsel.
In dieser für Leeds eher düsteren Zeit war Gnonto der Lichtblick für die Fans des dreifachen englischen Meisters. Der 19-Jährige debütierte in der 14. Runde beim 1:2 gegen Liverpool und entwickelte sich in der Folge zu Leeds' Impulsgeber und Quelle der Kreativität. Nicht selten wurde der Ball auf die linke Seite in seine Richtung gespielt, in der Hoffnung, dass er etwas aus dem Hut zaubert. Die Fans reagierten verzückt, wenn Gnonto an den Ball kommt. Und besonders begeistert waren sie, als er beim Gastspiel im Old Trafford seine Farben schon nach weniger als eine Minuten gegen den Erzrivalen in Führung brachte. Es war das zweite und bisher letzte Saisontor Gnontos. Auch die Sky-Kommentatoren lobten die Leistungen des Teenagers begeistert, zumal er (nicht nur) für englische Verhältnisse ein absolutes Schnäppchen war.
Der Trainerwechsel, so wird nun auf der Insel vermutet, vom Amerikaner Jesse Marsch zum Spanier Javier Gracia könnte allerdings ausgerechnet dem bisherigen Lichtblick von Leeds schaden. Gnonto brillierte vor allem weit aussen an der linken Seitenlinie, brachte die gegnerischen Defensivsspieler mit seinen Dribblings und Rushes immer wieder in Schwierigkeiten. Da Gracia ein engeres System bevorzugt, könnte der 19-Jährige nicht mehr so viele Chancen bekommen. Erstmals überhaupt in diesem Kalenderjahr oder seit sieben Ligaspielen wurde Gnonto vom Trainer vorzeitig vom Feld beordert. Leeds gewann das Spiel gegen Schlusslicht Southampton 1:0 und hievte sich fürs erste aus den Abstiegsplätzen. Heute Abend, im FA Cup bei Fulham, darf Leeds für einmal frei von Abstiegsängsten aufspielen. Und Gnonto möchte seinem neuen Trainer beweisen, wie wertvoll das Schnäppchen ist.