Teaminterne Unruhen, Probleme mit dem Auto und sogar Wechselgerüchte beschäftigten den Australier zuletzt. Sky Sport F1-Experte Ralf Schumacher ordnet Piastris Situation im Sky Sport F1-Podcast Backstage Boxengasse nun ein.
Nach dem Grossen Preis von Mexiko gibt es im spannenden Endspurt um den Formel-1-Titel weiter Verschiebungen im Machtgefüge. Während McLarens Lando Norris das Fahrerfeld nun wieder anführt (Zum WM-Stand) und auch Max Verstappen wichtige Punkte sammeln konnte, brodelt es bei Norris-Teamkollege Oscar Piastri hinter den Kulissen ordentlich.
Weil Piastri in Mexiko-Stadt nur als Fünfter ins Ziel kam, ist er nun erstmals seit April nicht mehr Führender der Weltmeisterschaft. Die Leichtigkeit der ersten Saisonhälfte ist längst verflogen. In den ersten 15 Rennen der Saison fuhr der Australier sieben Siege ein, bei den fünf Rennen danach reichte es dann nur noch für einen einzigen Podestplatz. In Monza wurde Piastri immerhin Dritter.
"Iceman" Piastri wirkt zunehmend verunsichert
Der Grosse Preis von Italien war aber gleichzeitig auch eine Art Knackpunkt für den 24-Jährigen F1-Piloten. Seit dem Rennen in Monza sind die Papaya-Regeln McLarens immer wieder Mittelpunkt von hitzigen Diskussionen - Nebengeräusche, die offensichtlich auch Piastri nicht kalt lassen.
Nach dem Chaos in Monza folgten eine Beinahe-Kollision in Singapur und ein tatsächlicher Crash der beiden Titelrivalen beim Sprint in Austin. Einen Profit aus den Unruhen zog bei McLaren nur Norris. Der über grosse Teile der Saison so souveräne Spitzenreiter Piastri befindet sich mittlerweile in einem handfesten Tief. Das Image des "Iceman", das Piastri lange Zeit anhaftete, beginnt mehr und mehr zu schmelzen.
Schumacher sieht keine teaminterne Bevorteilung von Norris
F1-Experte Ralf Schumacher sprach im Sky Sport Podcast Backstage Boxengasse jetzt über die Verunsicherung, die Piastri im WM-Endspurt sichtlich befallen hat: Demnach bemerke man bei dem 24-Jährigen, "dass er das Gefühl hat, Dinge haben sich verändert um ihn herum. Und das ist ganz, ganz gefährlich", erklärte Schumacher.
- Das ist der aktuelle WM-Stand
Von einer teaminternen Bevorzugung von Norris wollte der ehemalige Rennfahrer hingegen nichts wissen. "Was hat McLaren für einen Grund, den ein oder anderen zu bevorzugen? Gar keinen." Laut dem 50-Jährigen mache es "für gar kein Team Sinn, dem einen oder dem anderen Fahrer ein schlechtes Auto zu geben."
Genau diese Gedanken scheinen Piastri derzeit jedoch zu beschäftigen. Der McLaren-Star fremdelt - ganz im Gegensatz zu Teamkollege Norris übrigens - regelrecht mit seinem Auto. Zuletzt verriet er zudem, dass er seinen Fahrstil in den vergangenen Wochen habe anpassen müssen.
Gedanken über einen Teamwechsel?
Schumacher erkennt in diesem Auftreten vor allem eine gefährliche Aussenwirkung, sowohl von Piastri als auch von dessen Umfeld. "Wenn man natürlich jetzt hergeht und Ausreden sucht, gegebenenfalls sagt, das Auto ist ganz anders oder irgendwas stimmt hier nicht und dann Webber (Piastri-Manager Mark Webber, Anm. d. Red.) ständig am Telefon sieht, dann kann man von aussen schon mal das Gefühl bekommen, man ist da nicht mehr ganz zufrieden. Und das wäre natürlich fatal", meinte Schumacher. "Also da ist jetzt auch das Management gefragt, zu sagen: 'Mensch, konzentriere dich.'"
Bahnt sich also ein Wechsel zu einem anderen Team an? "Eigentlich kann ich es mir nicht vorstellen, weil er erst Anfang des Jahres verlängert hat", äusserte sich Schumacher. Zumindest im kommenden Jahr sieht er Piastri noch im McLaren-Cockpit. Danach könne nach Ansicht von Schumacher allerdings ein Engagement bei Aston Martin interessant werden.
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Unterm Strich bleibt festzuhalten: Ganz egal, ob man etwaige Gedanken über eine teaminterne Bevorteilung von Norris Glauben schenkt, die Unruhen in seinem Umfeld kommen für Piastri zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. Vier Rennen vor dem Ende der Weltmeisterschaft wird der Druck für den Australier nicht geringer. Die Konkurrenten Norris und Verstappen sind bereit, jede Chance eiskalt zu nutzen.