Der «ältere» Elvedi träumt vom Pokalfinal
In der 2. Bundesliga kämpft der 1. FC Kaiserslautern gegen den Abstieg. Im DFB-Pokal spielen die Roten Teufel gross auf und haben heute Abend gegen den Drittligisten Saarbrücken die fast einmalige Gelegenheit, in den Final einzuziehen. Dies auch dank Jan Elvedi, dem älteren Zwillingsbruder von Gladbach-Star Nico Elvedi.
RW Koblenz, der 1. FC Köln, der 1. FC Nürnberg und zuletzt Ende Januar Hertha BSC Berlin: Die Liste der Opfer des 1. FCK auf dem Weg in den Cup-Halbfinal umfasst auch grosse Klubs mit einer ruhmreichen Vergangenheit. Dass Lautern, mit vier Meistertiteln und zwei Cupsiegen ebenfalls ein Verein mit einer erfolgreichen Geschichte, sie alle bezwungen hat, ist keinesfalls selbstverständlich. Und auch ein Verdienst von Jan Elvedi, dem Zwillingsbruder von Gladbachs Nico Elvedi. Beim 3:1-Sieg im Viertelfinal auswärts gegen Hertha Berlin erzielte der Innenverteidiger nach fünf Minuten das 1:0 für sein Team und war auch einmal mehr hinten eine Bank. Der 27-Jährige ist bei den Roten Teufeln eine Fixgrösse, hat am meisten Einsatzminuten des ganzen Kaders erhalten. Schade nur, dass in einem anderen Viertelfinal Mönchengladbach mit Jans Zwillingsbruder Nico am Drittligisten Saarbrücken scheiterte und so das Bruderduell im Halbfinal platzte.
Fünf Minuten schneller als Nico…
Der heutige Halbfinal gegen Saarbrücken ist der Höhepunkt in der Karriere von Jan Elvedi, der bislang immer im Schatten von Nico stand. Bei der Geburt war Jan zwar fünf Minuten schneller als sein Zwillingsbruder, Nico schaffte dagegen auf dem Fussballplatz schneller den Durchbruch. Er debütierte mit 17 Jahren für den FC Zürich, bei dem er schon seine Juniorenjahre verbracht hatte, in der Super League und mit 19 Jahren für Gladbach in der Bundesliga, zudem hat er bereits 51 Länderspiele für die Schweiz absolviert.
Jan wechselte mit elf Jahren gemeinsam mit Nico vom FC Greifensee zum FC Zürich, wo es aber irgendwann nicht mehr weiterging. «Ich wusste schon bald, dass es beim FCZ für mich nichts wird. In der U14 und U15 bekam ich weniger Spielzeit als erhofft. Ich hätte die U16 auch noch machen können, aber mit der Gefahr, noch weniger Spielpraxis zu erhalten», sagte Jan später einmal. Er orientierte sich deshalb neu, wechselte zum FC Winterthur und begann bald darauf eine KV-Lehre. Auf der Schützenwiese schaffte er am Ende auch den Sprung in die erste Mannschaft, aber nicht den endgültigen Durchbruch. «Einerseits hatte ich vielleicht noch nicht die Voraussetzungen, um mich auf meiner Position als Innenverteidiger durchzusetzen, andererseits spielte ich mehr als rechter Aussenverteidiger, was mir nicht so behagte. Ich habe meine Qualitäten in der Innenverteidigung, im Zweikampf, im Kopfballspiel», so Jan Elvedi.
Der wichtige Schritt zurück
Im März 2016 durfte der «ältere» Elvedi für einen kurzen Moment den FC Winterthur mit Borussia Mönchengladbach tauschen. In der Nati-Pause konnte er während einer Woche mit der U23 trainieren und als krönenden Abschluss mit einem aus Spielern der ersten Mannschaft und der U23 gemischten Team ein Testspiel gegen Bielefeld bestreiten. Zu einem Vertrag reichte es nicht, ein bleibendes Erlebnis war es allemal. Zurück in Winterthur folgte eine Standortbestimmung. Jan Elvedi spürte, dass er eine Luftveränderung braucht, dass er in Winterthur nicht vorwärtskommt. Er stellte sich auch die Frage, ob es Sinn macht, weiterhin so viel in den Sport zu investieren. Er machte schliesslich einen Schritt zurück, liess sich von Winterthur an den SC Cham ausleihen und sammelte während eines Jahres Spielpraxis in der Promotion League. Und dann ging es schon wieder aufwärts: Er wechselte zum FC Wohlen in die Challenge League, zog ein Jahr später weiter zum SC Kriens, blieb zwei Saisons, wechselte 2020 zu Jahn Regensburg in die 2. Bundesliga und im vergangenen Sommer nach dem Abstieg von Jahn weiter zum 1. FC Kaiserslautern.
Einst war für Jan Elvedi die Super League das grosse Ziel, nun kann er durchaus davon träumen, es seinem Zwillingsbruder Nico gleich zu tun und in der Bundesliga zu spielen. Er stand immer im Schatten von Nico, war aber nie neidisch, wie er schon vor ein paar Jahren sagte: «Ich habe mich nie mit Nico verglichen. Damals spielten wir nicht auf derselben Position, zudem war er schon beim FCZ ein riesiges Talent und wurde früh sehr gelobt. Ich war körperlich zu wenig weit, Nico war weiter, ist früher gewachsen und hatte mehr Kraft. Ich wusste, dass er es ganz nach oben schaffen wird. Er war und ist ein mega Ansporn.»
Klar ist, dass Jan Elvedi mit einer weiteren Top-Leistung und einem Finaleinzug heute Abend noch mehr Eigenwerbung betreiben und weiter aus dem Schatten seines Bruders treten kann. Denn die «richtige» Bundesliga ist in seinem Kopf weiterhin präsent. Oder wie er sagt: «Jeder, der in der 2. Liga spielt, will irgendwann noch rauf. Ich werde weiter an mir arbeiten und Gas geben. Vielleicht geht mal ein Türchen auf und ich kann noch Bundesliga spielen.»