Der FCA braucht ein Barrage-Wunder: So wirds gemacht Aarau
0:4 im GC-Exil in Lugano, 4:24 Abschlüsse und damit eigentlich bereits das Ende aller Hoffnungen auf eine SL-Rückkehr nach zehn Jahren Challenge League. Der FC Aarau erlebte im Barrage-Hinspiel einen Abend zum Vergessen und muss vor dem Rückspiel morgen Freitag nach Strohhalmen greifen. Wir liefern den Aarauern drei frei Haus und sagen, warum es mit dem Aufstieg vermutlich dennoch nicht mehr klappen wird.
Super-League-Barrage 2009: FC Luzern vs. FC Lugano
So wollte man die altehrwürdige Luzerner Allmend dann doch nicht in den verdienten Ruhestand verabschieden. Doch nach der 0:1-Pleite beim FC Lugano im Hinspiel drohte den Zentralschweizern im letzten Spiel in der alten Heimat doch tatsächlich der Abstieg in die Challenge League. Vor vollen Rängen startetet der FCL furios, erzielte früh das 1:0 und fand sich kurze Zeit später aber dennoch am Abgrund wieder. Der Grund: Unmittelbar neben einem der beiden Linienrichter war eine Petarde explodiert, der Spielabbruch und somit der Abstieg drohten. So Schritt Präsident Walter Stierli zur Tat und beruhigte das Publikum mit einer spontanen Ansprache auf dem Platz höchstpersönlich. Danach positionierte er sich für den Rest der Partie vor der Kurve und sah von dort, wie die Luzerner in der zweiten Hälfte mit vier weiteren Toren alles klar machten. 5:0 hiess es am Ende, ein Resultat, dass am Freitagabend auch dem FC Aarau zum Aufstieg in die Super League genügen wurde.
Bundesliga-Relegation 2021: 1. FC Köln vs. Holstein Kiel
Die grosse Kölner Wende im Abstiegskampf der Saison 2020/2021 begann mit einem Interview, dass in Köln noch heute, vier Jahre später, Kultstatus geniesst. Unmittelbar nach der schockierenden 0:1 Heimniederlage gegen Zweiligist Holstein Kiel raunzte FC-Captain Jonas Hector nämlich in die Reporter-Mikrofone: «Immer diese Scheissfragen. Das ist ja Ihr Job, dumme Fragen zu stellen. Das machen Sie gut. Wir aber haben am Samstag noch die Möglichkeit, das Ding zu drehen.» Und tatsächlich. Vier Tage später siegten die Kölner im hohen Norden mit 5:1, wobei Hector den Torreigen pflichtbewusst bereits in der dritten Minuten eröffnete. Zwar glich Holstein noch einmal aus, nach 40 Spielminuten und drei weiteren Kölner Treffern war die Entscheidung jedoch gefallen. Der FC blieb oben – trotz bescheidener Ausgangslage.
Bundesliga-Relegation 2024: VfL Bochum vs. Fortuna Düsseldorf
«Wir haben so gut vorgelegt, wir waren so dicht dran», sagte Düsseldorfs Sportvorstand Klaus Allofs unmittelbar nach dem Relegations-Rückspiel gegen den VfL Bochum vielsagend und fügte ernüchtert an: «Ich habe es gesagt: Wir brauchen zwei gute Spiele, und heute war es kein gutes Spiel.» Nein, als «gut» konnte man die 0:3 Heimpleite gegen Bundesliga-Kellerkind Bochum in der Tat nicht bezeichnen, vor allem aber war sie ultrabitter. Denn damit vergab die Fortuna wohl eine Jahrhundert-Chance, um in die 1. Bundesliga zurückzukehren und das nur vier Tage nach einem überzeugenden 0:3- Auswärtserfolg beim Revierklub. Doch ein Doppelpack von Philipp Hofmann, dem im Hinspiel noch ein Eigentor unterlaufen war, sowie ein Treffer von Kevin Stöger stellten die Relegations-Uhren bis zur 70. Minute wieder auf Null. Schliesslich versagten dem Japaner Takashi Uchino in der Penalty-Lotterie beim 13. Elfmeter die Nerven – Düsseldorf blieb unten, Bochum auf nahezu unmögliche Arte und Weise doch noch oben. An ein ähnliches Wunder müsste man auch in Aarau glauben.
GC kann sich nur noch selber schlagen
Klar: Auch uns ist nicht entgangen, dass der FCA vorgestern nicht mit 0:1 an einem unterklassigen Gegner scheiterte oder dass ihm drei Tore eben nicht bereits den Weg in ein Elfmeterschiessen ebnen würden. Doch das grösste Problem der Aarauer am Freitagabend dürfte sein, dass die Hoppers den Blueprint für ein erfolgreiches Gastspiel im Brügglifeld bereits kennen. Treten sie nämlich erneut so agressiv, lauffreudig und mit teilweise erdrückendem Pressing an, ist schwer vorstellbar, wie der Challengeligist zu vier Toren kommen soll. Es sei denn, Aarau gelingt irgendwie ein frühes Tor und schafft es dann, die Zürcher mit Hilfe des heimischen Publikums zu verunsichern. Doch die Hypothek ist so gross, dass sich die Grasshoppers eigentlich nur noch selbst schlagen können.