skysport.ch
Sky Sport

Live-Sport ansehen auf

Sky Sport
Analysen Fussball

Der FCB mitten im Überlebenskampf

Andy

Seit gestern Abend ist es amtlich: Der FC Basel muss in dieser Saison den Gang in die Relegation Group antreten und versuchen, so schnell wie möglich den Ligaerhalt zu sichern. Denn die letzten Spiele werden für den FCB ein Überlebens- und Existenzkampf.

FCB_01
Frust und Ratlosigkeit sind beim FC Basel in dieser Saison ein gewohntes Bild. © KEYSTONE/Philipp Schmidli

Die FCB-Fans durchleben aktuell harte Zeiten. Dies zwar nicht erst seit dieser Saison, nun aber so heftig wie schon lange nicht mehr. Vor einem Jahr seuchte der FCB in der nationalen Meisterschaft dahin, hatte dafür aber einige magische Abende auf der europäischen Bühne und beendete die Saison unter den zehn Super-Ligisten auf Rang 5. Eine Platzierung, die für die aktuell auf dem zehnten Platz liegenden Basler nicht mehr möglich ist. Im Gegenteil: Der FCB befindet sich in akuter Abstiegsgefahr, muss hoffen, zumindest die Barrage zu verhindern – und darauf achten, dass von hinten nicht auch noch das auf dem direkten Abstiegsplatz liegende Stade-Lausanne-Ouchy, das zuletzt mit dem Sieg gegen Servette ein Ausrufezeichen gesetzt hat und am Samstag der nächste Gegner ist, herankommt.

Ein Abstieg des FCB könnte sich fatal auswirken und die Existenz des Klubs im Spitzenfussball nachhaltig gefährden. Die finanziellen Folgen einer Relegation – sie wären in mehrfacher Hinsicht brutal und gefährlich.

Der Rückzug von Novartis

Da ist der Fakt, dass der Vertrag mit Hauptsponsor Novartis nur noch bis zum Ende der nächsten Saison läuft. Der Pharma-Gigant war seit 2004 der grösste Partner der Basler, hat sich aber aus unternehmensstrategischen Gründen entschieden, den aktuellen Vertrag mit der Profimannschaft des FCB nicht zu verlängern. Novartis wird die freiwerdenden Mittel in gleichem Umfang in bestehende und neue Projekte investieren, welche der Bevölkerung in der grenzübergreifenden Region zugutekommen. Darunter auch im Nachwuchs- und Frauenbereich des FCB.

In den Anfängen des Hauptsponsorings hat sich Novartis gemäss damaligen Berichten der «Basler Zeitung» die jährliche Unterstützung pro Saison geschätzte 2,5 Millionen Franken kosten lassen. Wie gut der Vertrag heute dotiert ist, ist nicht bekannt. Klar ist aber, dass es schwierig oder eher unmöglich wird, diese finanzielle Lücke zu stopfen. Erschwerend käme hinzu, dass wohl auch viele andere Sponsoren, sofern die Folgen eines Abstiegs nicht vertraglich geregelt sind, aufgrund der massiv geringeren Reichweite Nachverhandlungen fordern würden.

Der Rückgang der TV-Gelder

Finanzielle Folgen hätte ein Abstieg auch auf die TV-Gelder. Aufgrund des aktuellen Vertrags mit Blue Sport sowie anderer Rechte (z.B. Namenssponsoring der Liga) kassiert jeder Super-Ligist fix 1,44 Millionen Franken pro Saison. Dazu kommt eine Ranglistenprämie – für den Meister zusätzliche 748'000 Franken, für den Tabellenelften 32'500 Franken. In der Challenge League fliesst das Geld massiv weniger üppig: Der Sockelbetrag liegt bei 400’000 Franken, der Meister erhält zusätzlich 125’000 Franken. Erschwerend kommt dazu, dass die Perspektiven wenig rosig sind. Der aktuelle TV-Vertrag mit Blue Sport läuft bis zu Ende der nächsten Saison, aktuell wird über die künftigen Rechte verhandelt. Das wahrscheinlichste Szenario ist, dass Blue auch in Zukunft am Ball bleibt. Und dass die Swiss Football League für die TV-Rechte in Zukunft tendenziell weniger oder höchstens gleichviel kassiert wie heute.

Das fehlende europäische Schaufenster

Weil nun klar ist, dass der FCB die Top 6 verpasst, ist ebenfalls schon fix, dass die Basler nächste Saison nicht europäisch spielen werden. Dies erstmals seit einem Vierteljahrhundert – und mit schmerzhaften Folgen. Da sind einerseits die TV-Gelder und Prämien, die es bei einer erfolgreichen Kampagne auf dem internationalen Parkett zu verdienen gibt. Und andererseits die Folgen auf den Spielermarkt.

«Das Jahr 2023 wird finanziell das schwierigste in der Geschichte des FC Basel», sagte Präsident David Degen vor knapp einem Jahr. Damals wusste er noch nicht, dass ihm die Transfers von Spielern wie Zeki Amdouni, Andy Diouf, Dan Ndoye, Wouter Burger, Riccardo Calafiori und Andy Pelmard Millionen einbringen und die finanzielle Situation entspannen würden. Doch mit der erneuten Seuchensaison und dem Scheitern in der Qualifikation zur Conference League in der laufenden Saison und dem Verpassen des europäischen Schaufensters in der kommenden Spielzeit sind solche Millionentransfers kurz- bis mittelfristig unmöglich. Die Marktwerte der aktuellen Spieler werden sinken, ebenso die Attraktivität des FCB für Talente, die man schleifen und dann mit grossem Gewinn weiterverkaufen könnte. Es sind Konsequenzen, die in den nächsten Jahren schmerzen werden.

FCB_02
Meistern Captain Fabian Frei und seine Teamkollegen den Druck im Abstiegskampf?

Damit wird für den FCB ab sofort jedes Spiel zum Überlebens- und Existenzkampf. Die Basler könnten einen Abstieg wahrscheinlich zumindest kurzfristig überleben, müssten sich aber als Klub wohl neu erfinden, um mittel- oder gar langfristig im Spitzenfussball zu bleiben. Oder aber eine «Hausbank» finden, wie es Christian Constantin beim letztjährigen Absteiger FC Sion ist.

«Jetzt geht es in dieser Saison einfach nur noch darum, den Totalschaden abzuwenden», sagt denn auch FCB-Defensivspieler Mohamed Dräger. Klar ist, dass Coach Fabio Celestini und sein Team am Samstag gegen Schlusslicht Stade-Lausanne-Ouchy zum Siegen verdammt sind. Gegen einen Gegner, gegen den die ersten beiden Direktbegegnungen 0:3 und 1:1 endeten. Wollen die Basler aber nach fünf sieglosen Spielen in Serie endlich wieder einmal gewinnen und zumindest ein wenig für Beruhigung sorgen, müssen sie offensiv gefährlicher werden: In den ersten 30 Spielen hat der FCB lediglich 36 Tore erzielt – einzig GC (33) und Lausanne-Ouchy (31) waren offensiv noch harmloser.

Es sind trostlose Zahlen für einen vor nicht langer Zeit noch erfolgreichen Klub, der nun statt um Titel und Erfolge um die Existenz kämpft. Mit einer Mannschaft notabene, in der in den letzten Jahren ein Kommen und Gehen herrschte, in der – bis auf Taulant Xhaka und auch den Thurgauer Fabian Frei, der beim FCB längst eine Legende ist – lokale Helden wie früher Massimo Ceccaroni, Beni Huggel, Marco Streller oder Alex Frei fehlen.

Bewerte den Artikel
42 Bewertungen
Ihre Stimme wird gezählt.

News-Feed

Lesen Sie auch

Mehr anzeigen

Live-Sport ansehen auf

Sky Sport
Copyright Sky Schweiz SA © 2001-2025. Erstellt von EWM.swiss