Der Fluch des Harry Kane: Diese fünf anderen grossen Spieler waren ebenfalls verflucht
Mit dem Bundesliga-Titel, der dem FC Bayern wohl nicht mehr zu nehmen ist, endet auch ein Fluch: der, laut dem Harry Kane niemals einen Mannschaftstitel gewinnen würde. Die Fussballgeschichte kennt jedoch noch viele andere Beispiele solcher Flüche – Sky Sport lädt euch ein, fünf weitere Spieler kennenzulernen, die von ähnlichem Pech verfolgt wurden.
Harry Kane mit einem Pokal in der Hand – das ist etwas, woran lange niemand geglaubt hätte. Und doch wird der englische Nationalspieler dem wohl bekanntesten Internet-Witz der letzten zehn Jahre ein Ende setzen. Worüber sollen die Leute jetzt lachen? Im Gegensatz zu Kane haben andere grosse Spieler ihre ganze Karriere lang einem Titel hinterhergejagt, ohne ihn je zu erreichen. Hier sind fünf Beispiele für Spieler und ihre ganz persönliche Titelfluch-Geschichte.
Gerrard und die Premier League
Geboren in Whiston, einem Vorort von Liverpool, ist Steven Gerrard eine echte Ikone der Reds. 17 Jahre lang trug er das Trikot des Klubs und verkörpert wie kein Zweiter den „Scouser“-Spirit. Champions League, UEFA-Cup (heute Europa League), UEFA-Supercup, FA Cup, Carabao Cup, Community Shield – mit seinem Herzensklub hat er alles gewonnen. Alles – bis auf einen Titel: die Premier League. Und es ist nicht so, als wäre er nie nah dran gewesen.
Dreimal wurde er Vizemeister mit dem Klub, der die meisten Titel in England geholt hat. Gerrard konnte den Pokal förmlich riechen, hatte ihn fast in der Hand – aber der grosse nationale Triumph blieb ihm immer verwehrt.
Noch schlimmer: In dem Jahr, in dem er dem Titel am nächsten war, zerstörte er die eigenen Hoffnungen durch einen folgenschweren Ausrutscher. Drei Spieltage vor Schluss, in einem entscheidenden Spiel um die Meisterschaft, rutschte er aus – eine Szene, die für immer in Erinnerung bleiben wird. Liverpool, damals angeführt vom Duo Gerrard-Suárez, war Tabellenführer und verlor das Spiel gegen Chelsea – vor einem verstummten Anfield. Selbst die besten Drehbuchautoren hätten sich kein dramatischeres Szenario ausdenken können.
Am Ende seiner Karriere (und seiner Jagd nach dem grossen Titel) musste Gerrard den Traum endgültig begraben. Und Liverpool? Die Reds haben diesen Titel inzwischen zweimal geholt – nach Gerrards Karriereende. Tja, Flüche…
Gianluigi Buffon und die Champions League
Gigi Buffon ist eine lebende Legende. Der Lieblingskeeper deines Lieblingskeepers, ein Vorbild für eine ganze Generation und zugleich der Albtraum zahlreicher Top-Stürmer. Mit zehn Scudetti, sieben Coppa Italia, zwei italienischen Supercups, einem UEFA-Cup (heute Europa League) und natürlich dem Weltmeistertitel hat Buffon sportlich fast alles erreicht – fast. Ein Pokal, der ihm besonders am Herzen lag, blieb ihm verwehrt: die Champions League.
Mit Juve stand er in zwei Finals, eines davon ging sogar ins Elfmeterschiessen – aber am Ende immer dasselbe Ergebnis: keine Trophäe. Gegen Ende seiner Karriere wurde das Ganze fast zur Obsession. So sehr, dass Buffon sich entschloss, zu PSG zu wechseln – einem Team mit Stars wie Mbappé und Neymar, das (auf dem Papier) wie gemacht war für den ganz grossen Coup. Doch der Fluch sollte ihn auch in Paris nicht loslassen.
Stattdessen wurde Buffon selbst zur tragischen Figur: Im Rückspiel des Achtelfinals gegen ein stark ersatzgeschwächtes Manchester United patzte er folgenschwer und leitete mit einem simplen Torwartfehler den Untergang der Pariser ein. Es war das Gegenteil der Rollen, die Buffon einst berühmt gemacht hatten – aus dem Matchwinner war ein Unglücksrabe geworden.
Buffon, der in seiner ganzen Karriere einer war, der grosse Spiele entschied, wurde plötzlich der, der sein Team versenkte. So grausam kann Fussball sein… Nach 124 Einsätzen in diesem Wettbewerb musste Gigi es akzeptieren: Er wird diesen Pokal nie gewinnen.
Marco Reus: Zwischen Bundesliga und Champions-League-Fluch
Marco Reus ist ein Musterbeispiel für Treue. Als einziger aus dem magischen Trio Reus-Götze-Lewandowski, der nicht zum FC Bayern wechselte, wollte der gute alte Marco nicht den leichten Weg zum Erfolg. Und doch: Auch er war mehrfach ganz nah dran an den beiden grossen Trophäen (sonst würden wir hier ja nicht von einem Fluch sprechen) – aber immer wieder stellte sich der FC Bayern in den Weg.
Wie bei den beiden vorherigen „Verfluchten“ meinte es das Schicksal auch mit Marco Reus nicht gut. In seiner vorletzten Saison im Trikot der Schwarz-Gelben glaubte er endlich, die Meisterschale in den Händen halten zu können. Dortmund lag vor dem letzten Spieltag an der Tabellenspitze – ein Heimsieg gegen ein Mainz-Team, für das es um nichts mehr ging, hätte gereicht. Doch der Fluch schlug wieder zu: Der BVB verlor mit 2:3, während Musiala den Bayern in der 89. Minute die Schale sicherte. Absolut herzzerreissend.
Und als wollte das Schicksal noch einen draufsetzen, erreichte Dortmund in Reus’ letzter Saison das Finale der Champions League – ausgerechnet gegen Real Madrid. Der BVB dominierte die erste Halbzeit, spielte mutig und stark. Doch am Ende jubelten – wie so oft – die Königlichen.
Und als wäre das nicht schon genug Tragik, sei noch daran erinnert: Reus hätte eigentlich Teil des deutschen Kaders bei der WM 2014 sein sollen. Doch eine schwere Verletzung zwang ihn kurz vor dem Turnier zum Verzicht… Deutschland wurde Weltmeister – ohne ihn.
Maldini und die italienische Nationalmannschaft
Wer ist ikonischer für die italienische Nationalmannschaft als Paolo Maldini? Eine unglaubliche Karriere, eine aussergewöhnliche Langlebigkeit – und trotzdem: kein einziger Titel im Trikot der Squadra Azzurra. Dieser Makel wird für immer an seiner Laufbahn kleben – selbst bei einer Legende wie ihm.
Und dabei mangelte es nicht an Gelegenheiten. Maldinis internationale Karriere begann auf besonders bittere Weise: mit einer Niederlage im Elfmeterschiessen im Halbfinale einer Heim-WM. Vier Jahre später erlebte er etwas noch Schlimmeres – eine Finalniederlage bei der Weltmeisterschaft gegen Brasilien.
Der Höhepunkt der Verfluchung kam aber im Finale der EM 2000. Italien, das Überraschungsteam des Turniers, führte gegen Frankreich und stand kurz davor, den Titel zu holen. Die Ersatzspieler standen schon jubelnd an der Seitenlinie, bereit zum Feiern. Doch dann, in der 93. Minute glich Sylvain Wiltord mit der letzten Aktion aus, bevor David Trezeguet in der Verlängerung mit einem Golden Goal – Regel inzwischen abgeschafft – alles beendete. Eine brutale Art, ein Finale zu verlieren.
Und um die Geschichte noch dramatischer zu machen: Paolo Maldini lehnte 2006 eine Rückkehr in die Nationalmannschaft ab – ausgerechnet vor dem Turnier, bei dem Italien den Weltmeistertitel holte… im Elfmeterschiessen… gegen das Team, das ihn sechs Jahre zuvor um den EM-Titel gebracht hatte. Es wäre eine perfekte Revanche gewesen. Später sagte Maldini: „Ich bin der grösste Verlierer der Fussballgeschichte“. Manchmal ist Fussball einfach unerbittlich.
Didier Drogba und der Afrika-Cup
Er war das Gesicht der Elfenbeinküste – und trotzdem hat Didier Drogba es nie geschafft, mit der Nationalmannschaft seines Herzens einen Titel zu gewinnen.
Zwar führte er die Éléphants zum allerersten Mal in ihrer Geschichte zu einer Weltmeisterschaft, doch beim Africa Cup scheiterte er mehrfach – und auf besonders bittere Weise – im Finale. 2006, auf dem Höhepunkt seiner Karriere in der Premier League, platzte sein Traum vom Titel gegen das starke Ägypten – im Elfmeterschiessen.
Sechs Jahre später: Drogba und die Elfenbeinküste stehen erneut im Finale. Diesmal gegen Sambia, das Überraschungsteam des Turniers. Alles sieht danach aus, als könne Drogba endlich den Pokal mit dem orangefarbenen Trikot in den Himmel stemmen. Doch wieder kommt es anders. Die mutigen Sambier, gecoacht von Hervé Renard – von allen dort nur „der weisse Zauberer“ genannt – holen den Titel. Und wieder… im Elfmeterschiessen.
2013 kehrt Hervé Renard zurück – diesmal als Trainer der Elfenbeinküste. Er tut alles, um Drogba für eine letzte gemeinsame Mission zu gewinnen. Doch ohne Erfolg. Die Chelsea-Legende, wohl zu sehr von ihrem eigenen Fluch verfolgt, lehnt ab. Die Ironie? Ohne ihn holte die Elfenbeinküste den Titel – mit Renard als Coach, aber ohne Drogba auf dem Siegerfoto.
Ein Nationalheld – doch ohne Titel. So grausam kann Fussball sein.