Der Kampf um das Momentum
Nach einer starken Regular Season und einer 2:0-Führung im Viertelfinal gegen Lugano schien Fribourg-Gottéron auf direktem Weg in den Halbfinal zu sein. Doch die Tessiner zeigten Moral, feierten zwei Overtime-Siege – und setzten die Fribourger unter Druck.
Das Momentum – es ist ein viel bemühter Begriff in den Playoffs. Es wurde schon als eine hinzu gewonnene psychologische Kraft beschrieben, ausgelöst durch Erfolg, die das Verhalten beeinflusst und mit erfolgreicher Leistung einhergeht. Der mentale Vorteil also gegenüber einem Gegner, das Wissen um die eigene Stärke auf dem Weg zum Erfolg. Entsprechend wichtig ist dieses Momentum gerade in den Playoffs, wo jeder einzelne Sieg eine wichtige Etappe ist auf dem Weg zum Titel. Und jede Niederlage die Zweifel wachsen lassen kann.
Wie so viele Duelle ist auch der Viertelfinal zwischen Gottéron und Lugano zu einer Serie der mentalen Stärke geworden Die Fribourger führten mit 2:0, hatten alle Vorteile und das Momentum auf ihrer Seite – und verloren nun die letzten zwei Spiele gegen Lugano in der Verlängerung, kassierten so den Ausgleich in der Serie und gaben den psychologischen Vorteil an die Tessiner weiter. Entsprechend offen ist nun, wer in den Halbfinal einzieht. Klar ist aber, dass Lugano längst nicht mehr der Aussenseiter ist, sondern grossen mentalen Druck auf das Team von Christian Dubé ausübt, das in den letzten Jahren in den Playoffs immer wieder früh ausgeschieden ist.
Spieler und Trainer des HC Lugano halten aber den Puck vor dem heutigen Spiel in Fribourg – wohl bewusst – tief, wollen nicht von einem psychologischen Vorteil sprechen. «Wir haben alles getan, um diese zwei Spiele zu gewinnen, aber die Tatsache, dass wir sie nach der Verlängerung nach Hause bringen konnten, bedeutet sicherlich, dass wir einen Schritt weiter sind als die anderen. Wir haben uns nach den ersten beiden Spielen der Serie stark verbessert, die Defensive ist viel effektiver und nur so können wir gewinnen», sagt Lugano-Captain Calvin Thürkauf über die letzten zwei Siege nach Verlängerung.
Er glaube aber nicht, dass diese neue Ausgangslage mit dem 2:2 in der Best-of-Seven-Serie mental viel ändere, zumindest für ihn und sein Team: «Es wird eine kurze Serie, und wir wissen, dass wir noch mindestens einmal in Freiburg gewinnen müssen. Wir denken sowieso nicht darüber nach, wie viele Spiele noch übrig sind, als Team denken wir immer nur an das nächste und arbeiten daran, dieses zu gewinnen.»
Ähnlich sieht es Lugano-Coach Luca Gianinazzi. Er sagt: «Ich denke, dass zu diesem Zeitpunkt der Druck für beide Teams gleich gross ist. Fribourg wird im nächsten Heimspiel unter Druck stehen, wir selbst werden den gleichen Druck haben, um ein Ergebnis zu erzielen, da wir mindestens einen weiteren Sieg in der BCF-Arena brauchen, um die Halbfinals zu erreichen. Es wird eine kurze Serie, es wird wenig Zeit bleiben, um zu realisieren, welches Team stärker unter Druck steht.»
Im heutigen Spiel geht es aber nicht nur um den Sieg und den dritten Punkt in der Serie. Sondern vor allem auch darum, wer sich für den Dienstag in Lugano im Spiel Nummer 6 den ersten Matchpuck sichert. Und so das Momentum vielleicht vorentscheidend auf seine Seite zieht.