Nach der Blamage fordern die Fans die Entlassung von Trainer Ruben Amorim. Auch der Portugiese selbst wird deutlich und plädiert für Änderungen.
Das hat sich Benjamin Sesko sicherlich anders vorgestellt. Der 90-Millionen-Euro-Neuzugang von RB Leipzig blamierte sich bei seinem Startelf-Debüt für Manchester United mit dem Premier-League-Riesen bis auf die Knochen. Bei Viertligist Grimsby Town lag United lange mit 0:2 zurück und schied letztlich nach einem epischen Elfmeterschiessen mit 11:12 aus dem Ligapokal aus.
United schon in der Krise
Die neue Saison hat gerade erst begonnen und United steckt bereits wieder tief in der Krise. In der Liga noch ohne Sieg, ist nun auch der erste Titel bereits futsch. Es ist der Tiefpunkt aller Tiefpunkte, denn die Leistung beim krassen Aussenseiter spottet jeglicher Beschreibung.
"Ich denke, die Spieler haben heute sehr deutlich zum Ausdruck gebracht, was sie wollen", sagte United-Coach Ruben Amorim nach der Blamage bei Sky Sports und ergänzte: "Es muss sich etwas ändern, und man kann nicht einfach wieder 22 Spieler auswechseln." Sein Team sei "völlig verloren" gewesen, so Amorim.
"Das Limit ist erreicht", urteilte der Coach weiter und wirkte zunehmend ratlos. "Ich würde gerne sehr kluge und wichtige Dinge sagen. Aber ich habe nichts zu sagen", betonte er: "Es tut mir wirklich leid für unsere Fans. Manchmal ist es einfach zu viel." Man müsse sich nun auf das nächste Spiel in der Liga gegen Aufsteiger FC Burnley konzentrieren, forderte Amorim, und danach "haben wir Zeit, Entscheidungen zu treffen".
Fans fordern Amorim-Entlassung
Welche Entscheidungen dies sein könnten, ist offen. Wenn es aber nach den Fans geht, ist der Übungsleiter dann schon gar nicht mehr in Amt und Würden. Besonders ärgerten sich die Anhänger darüber, dass der 40-Jährige während der Partie auf der Bank zu sehen war, wie er an seinem Taktikbrett herumbastelte, während das Team auf dem Platz hilflos agierte.
"Er sollte entlassen werden, noch bevor der Bus den Platz verlässt. Das ist unverzeihlich", so ein United-Fan bei X. Ein weiterer Anhänger schimpfte: "Er spielt mitten im Spiel Tic-Tac-Toe!", während ein Dritter scherzte, dass Amorim "so tut, als sei er mit seiner Arbeit beschäftigt."
Die Bilanz des ehemaligen Sporting-Trainers liest sich tatsächlich desaströs: In 45 Pflichtspielen hat er mehr Spiele verloren (17) als gewonnen (16). Nimmt man die zwölf Remis dazu kommt er nur auf eine Siegquote von 35,6 Prozent.
Grosse Investitionen ohne Ertrag
Dabei investierte United vor der Saison noch einmal im grossen Stil, um Amorim eine Mannschaft nach seinen Vorstellungen hinzustellen. Allein für das neue Sturm-Trio bestehend aus Sesko, Matheus Cunha und Bryan Mbeumo gaben die Roten Teufel weit über 250 Millionen Euro aus.
Dabei setzte der Anteilseigner Jim Ratcliffe erst vor wenigen Monaten noch massiv den Rotstift an. Ein massiver Personalabbau und eine Streichung der "Rente" von Sir Alex Ferguson seien unvermeidbar gewesen, da United sonst "bis Weihnachten pleite" gewesen wäre.
Superstars verschiessen Elfmeter
In Grimsby, wo der englische Rekordmeister zuletzt 1898 (!) gewann, als man noch Newton Heath hiess, standen alle drei Hoffnungsträger auf dem Platz. Sesko und Cunha liefen von Beginn an auf, Mbeumo wurde zur Halbzeit eingewechselt.
Mehr noch: Cunha verschoss den fünften Elfmeter, der United mit einem blauen Augen hätte davonkommen lassen können und Mbeumo versagten bei seinem zweiten Versuch die Nerven. Alle anderen Spieler verwandelten ihre Versuche, doch es reichte trotzdem nicht gegen den Viertligisten - auch weil Torhüter Andre Onana bei seinem ersten Saisonspiel bei beiden Gegentreffern schwer patzte. Mal wieder.
Presse mit harscher Kritik
Amorim wollte dem Unsicherheitsfaktor jedoch nicht die alleinige Schuld zuschieben: "Bei allem Respekt, wenn man gegen einen Viertligisten spielt, geht es nicht um den Torwart, sondern um alles", sagte er gegenüber Sky Sports. "Es ist das Umfeld, es ist die Art und Weise, wie wir den Wettbewerb angehen. Wir wissen, dass die Leute in diesem Moment auf alles achten werden, es ist enorm - jedes Detail."
Amorim führte weiter aus: "Ich weiss, dass die beste Mannschaft gewonnen hat, nämlich die einzige Mannschaft, die auf dem Platz war. Die besten Spieler verlieren, denn eine Mannschaft kann gegen jede Gruppe von Spielern gewinnen." Auch die Presse wurde deutlich nach dem erneuten Rückschlag. Die BBC urteilte, dass es "eines der schlechtesten Ergebnisse in der Vereinsgeschichte" war und die Daily Mail sah beispielsweise ein "düsteres, elendes United".
Eine Besserung ist derzeit nicht einmal ansatzweise in Sicht. Auch das hat sich Sesko sicherlich anders vorgestellt...