Die 14 Schweizer in der Bundesliga – von A(menda) bis Z(esiger)
Heute Abend eröffnen Titelverteidiger Bayern München und RB Leipzig die neue Bundesligasaison, in der auch wieder viele Schweizer Spieler im Fokus stehen werden, wie ein kurzer Überblick zeigt.
14 Schweizer Akteure stehen aktuell bei den 18 Klubs unter Vertrag, wobei diese Zahl noch ändern kann, solange das Transferfensteroffen ist. Dass auch Schweizer Fussballqualität bei unseren Nachbarn geschätzt wird, widerspiegelt sich in der Tatsache, dass die Schweiz am viertmeisten Söldner stellt – einzig Kicker aus Frankreich (34), Österreich (28) und Dänemark (15) sind momentan noch höher im Kurs.
Unsere Fussballer, von A wie Amenda oder Avdullahu bis Z wie Zesiger bekleiden in ihren Teams verschiedene Rollen, vom Leistungsträger oder Führungsspieler über den Neuling und Hoffnungsträger bis hin zum Akteur auf dem Abstellgleis. Doch in den kommenden Wochen müssen sie sich neu beweisen oder haben die Chance zur Rehabilitierung.
Aurèle Amenda, Eintracht Frankfurt
Der Innenverteidiger war letzte Saison nur Teilzeitarbeiter, kam auf acht Einsätze und insgesamt 89 Spielminuten. Entweder wurden ihm von Dino Toppmöller andere Spieler vorgezogen oder er litt an den Folgen eines Syndesmosebandanrisses. Kein Wunder, gab es rund um den viermaligen Nationalspieler Wechselgerüchte; es wurde über Interesse vom FC Turin und von West Ham spekuliert. Doch Amenda ist geblieben und kürzlich schwärmte Trainer Toppmöller: «Aurèle hat ein brutales Mindset, wie er mit seiner Situation umgegangen ist.» Die Aussichten auf einen Stammplatz sind zwar nicht gut, doch er steht bereit, wenn ein Stammverteidiger ersetzt werden muss.
Leon Avdullahu, Hoffenheim
Zehn Millionen Euro hat der defensive Mittelfeldspieler mit seinem Wechsel nach Hoffenheim dem FC Basel in die Kasse gespült, und diese Summe ist ein Zeichen, dass man ihm viel zutraut und auf ihn setzt. Er soll die Defensive stabilisieren und kam im DFB-Pokal beim 4:0-Sieg gegen Rostock über die volle Distanz zum Einsatz. Er hat alles dazu, um sich in Hoffenheim sofort durchzusetzen und zu etablieren.
Nico Elvedi, Gladbach
Der Innenverteidiger geht bei der Borussia in seine elfte Saison, obwohl sich immer wieder mal Wechselgerüchte um ihn rankten. Er hat bereits 329 Spiele für Gladbach absolviert und steht im Klub-Ranking gemeinsam mit Rainer Bonhof auf Rang 12 – direkt hinter Yann Sommer (335). Elvedi ist eine fixe Grösse und hat zuletzt im Pokal mit seinem 3:2-Siegtreffer sein Team gegen den Oberligisten Atlas Delmenhorst vor einer Blamage bewahrt.
Silvan Hefti, Hamburger SV
Er kam im vergangenen Sommer aus Genua nach Hamburg und schaffte mit dem HSV den lange ersehnten Aufstieg. Er war aber weit von einem Stammplatz entfernt und hat nun miserable Perspektiven. Der HSV setzt nicht auf ihn, er soll sich auf der Streichliste befinden und am besten so schnell wie möglich einen neuen Klub finden. Die Karriere des Rechtsverteidigers steht im Zeichen von Klubwechseln. Er begann in St. Gallen, zog 2020 zu YB weiter, verliess die Berner nach eineinhalb Saisons in Richtung Genua, stieg zuerst ab, schaffte 2023 den direkten Wiederaufstieg, kam aber nur wenig zum Einsatz und wurde im Januar 2024 nach Montpellier ausgeliehen und im vergangenen Sommer zum HSV transferiert. Und jetzt droht ihm bereits der nächste Wechsel…
Luca Jaquez, Stuttgart
Der Innenverteidiger hat in Stuttgart nur ein halbes Jahr gebraucht, um sich in den Fokus zu spielen. Im Supercup gegen die Bayern stand er in der Startelf und spielte durch. Beim 0:1 von Harry Kane leistete er sich einen Patzer, wurde aber von seinen Kollegen danach in Schutz genommen. Goalie Fabian Bredlow etwa sagte: «Luca hat viele Stärken: Er ist gut am Ball, sehr schnell. Ein cleverer Verteidiger. Das 0:1 ist unglücklich, aber sonst hat er eine gute Vorbereitung gespielt und auch gegen Bayern ein gutes Spiel gemacht.» Und auch Trainer Sebastian Hoeness war zuletzt voll des Lobes: «Luca hat in den letzten drei, vier Wochen eine richtig gute Vorbereitung gespielt. Er ist ein junger Bursche, der mit seiner Entwicklung nicht am Ende ist.»
Gregor Kobel, Dortmund
Seit vier Jahren hext der Nati-Goalie nun schon in Dortmund, Jahr für Jahr zählt er zu den besten Keepern der Liga. Doch letzte Saison war er weniger überragend und dominant als auch schon, wobei dies eine «Kritik» auf hohem Niveau ist. Dennoch: Kobel ist bei der Borussia gefordert, schliesslich ist er mit einem Marktwert von 40 Millionen Euro gemeinsam mit Diogo Costa, Gianluigi Donnarumma und David Raya der wertvollste Torhüter der Welt. Kobel hat Ambitionen, will irgendwann zu einem Klub mit noch grösserer Strahlkraft weiterziehen – und dafür muss er in dieser Saison wieder seine absoluten Topleistungen abrufen.
Johan Manzambi, Freiburg
Vor einem Jahr war der junge Genfer Johan Manzambi (19) in der Fussballwelt noch kein grosser Begriff, doch dann wurde er zum Shootingstar. Er legte einen eindrücklichen Steigerungslauf hin, wurde zuerst Bundesligaspieler und -torschütze, kam dann auch zu seinen ersten Länderspielen und seinem ersten Treffer für die Schweizer Nati. Keine Frage: Der bei Servette fussballerisch gross gewordene Mittelfeldspieler ist ein Juwel. So sagt sein Coach Julian Schuster: «Er hat die Qualität im Offensivbereich, auch über die Eins-gegen-Eins-Situationen in engen Räumen, wo er den Ball festmachen kann, um dann torgefährlich zu werden.» Beeindruckend sei auch die Flexibilität, dass er nicht nur im zentralen Mittelfeld, sondern auch hinter den Spitzen oder als Spielmacher eingesetzt werden könne. «Genau das zeichnet ihn aus, dass er auf mehreren Positionen spielen kann.»
Miro Muheim, Hamburger SV
Er heuerte vor vier Jahren beim HSV an und träumte wie der ganze Klub von einem schnellen Aufstieg in die Bundesliga. Die Rückkehr liess aber auf sich warten, gelang erst in der vergangenen Saison. Und der Linksverteidiger war da ein wichtiger Faktor, erzielte ein Tor (gegen Düsseldorf) und glänzte mit 13 Vorlagen als Assistkönig. Muheim ist beim HSV eine feste Grösse, stand letzte Saison wenn er fit und nicht gesperrt war immer in der Startformation und ist unter Murat Yakin Nationalspieler geworden. Er wird auch in der Bundesliga in seinem Team eine wichtige Rolle einnehmen.
Bruno Ogbus, Freiburg
Er wechselte vor dreieinhalb Jahren aus dem GC-Nachwuchs in jenen des SC Freiburg und spielte sich Stufe um Stufe hoch, bis er am 24. August 2024 mit 18 Jahren, acht Monaten und sieben Tagen gegen den VfB Stuttgart zu seinem ersten Teileinsatz in der Bundesliga kam und eine Woche später bei der Niederlage gegen Bayern erneut knapp zehn Minuten Auslauf erhielt. Er erlebte seine Feuertaufe in der Bundesliga noch vor Johan Manzambi, erlitt aber später einen Achillessehnenriss, der ihn zu einer monatelangen Pause zwang. Nun ist Ogbus, der als eines der grössten Schweizer Verteidigungstalente gilt, zwar wieder einsatzbereit und hat auch schon in der Regionalliga Spielminuten gesammelt, doch den Sprung zurück in die Bundesliga muss er erst noch schaffen.
Jonas Omlin, Gladbach
In den letzten beiden Saisons wurde der Goalie ganz bös vom Verletzungspech getroffen und fiel insgesamt während rund 300 Tagen aus. Und wenn er mal spielte, war er nicht über alle Zweifel erhaben. Die schon fast logische Konsequenz: Omlin verlor seinen Stammplatz und seine Captainbinde. Es ist ein tiefer Fall, und eine Besserung würde wohl nur ein Klubwechsel ermöglichen. Der Vertrag des Torhüters läuft bis 2027, allerdings wäre die Borussia für einen Transfer ziemlich sicher gesprächsbereit.
Joël Schmied, 1. FC Köln
Der Innenverteidiger hat im vergangenen Winter von Sion zum 1. FC Köln gewechselt und mit seinem neuen Arbeitgeber den Aufstieg in die 1. Bundesliga geschafft. Es schaut danach aus, dass der 26-Jährige als Stammspieler in die Saison startet, auch wenn er zuletzt den Ball flach hielt und sagte: «Der Konkurrenzkampf ist so gross wie noch nie. Speziell auf meiner Position hatten wir Neuzugänge. Ich will meine Chance nutzen, sobald ich sie bekomme.»
Leonidas Stergiou, Stuttgart
Der Aussenverteidiger wurde in den letzten Jahren immer wieder durch Verletzungen gebremst, so auch letzte Saison, als ihm zuerst eine Rücken- und dann eine Fussverletzung zu schaffen machte. So kam er auf lediglich zwölf Bundesligaeinsätze und 856 Spielminuten. Aufgrund einer Syndesmosebandverletzung verpasste er nun die gesamte Vorbereitung und hinkt im Kampf um einen Stammplatz gegenüber Zuzug Lorenz Assignon (aus Rennes) und Josha Vagnoman weit hinterher. Die Perspektiven sind für den Ostschweizer also nicht gerade rosig – da ist Geduld gefragt, auch wenn er zuletzt wieder beim Aufwärmen mit dem Team auf dem Trainingsplatz war und individuelle Einheiten mit Ball absolvierte.
Silvan Widmer, Mainz
Der Rechtsverteidiger ist in Mainz Captain, aber im Team von Ex-FCZ-Trainer Bo Henriksen nur noch eine Teilzeitkraft, stand in der letzten Bundesligasaison nur dreimal in der Startelf. Nun erhielt er im Pokal zwar 90 Minuten Auslauf, drückte aber in der Conference League-Qualifikation gegen Trondheim die Bank. Vom Coach erhielt er zuletzt aber dennoch Lob, so sagte Henriksen: «Silvan ist ein überragender Kapitän, er bringt alle zusammen und ist ein guter Mensch.»
Cédric Zesiger, Augsburg
Der Innenverteidiger spielte nach seinem Wechsel von Wolfsburg zu Augsburg eine starke Rückrunde und wurde vom FCA fix übernommen und mit einem Vertrag bis 2029 belohnt. «Meine Erwartungen an den Wechsel haben sich voll erfüllt. Ich fühle mich im Team und in der Stadt sehr wohl. Das ist für mich neben der sportlichen Perspektive auch enorm wichtig. Als Mannschaft haben wir eine Entwicklung genommen, sind aber noch nicht am Ende angelangt. Deshalb freue ich mich, auch in Zukunft ein Teil des FCA zu sein und möchte weiter meinen Beitrag dazu leisten, unsere Ziele zu erreichen», erklärte Zesiger nach dem Transfer. Nun muss er seinen Worten auch noch Taten folgen lassen.