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Die acht Podest-Helden in der Sauber-Geschichte

Andy

Mit seinem dritten Platz in Silverstone wurde Nico Hülkenberg zum Fahrer der Stunde im illustren GP-Zirkus. Und beim Sauber-Team raste er in die Annalen, wurde der achte Podest-Pilot und realisierte für den Rennstall aus Hinwil den 28. Top-3-Platz in der Geschichte der Königsklasse.

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Nico Hülkenberg feiert in Silverstone seinen ersten Podestplatz in der Formel 1. © KEYSTONE/EPA/PETER POWELL

Nein, erwartet worden war dieser Coup nicht. Dass sich Sauber nach einer Seuchens- und Leidenszeit wieder auf dem Weg nach oben befindet, hatte sich zwar in den letzten Rennen abgezeichnet. Aber dass ein Podestplatz alle Erwartungen übertrifft, widerspiegelt sich auch in der Tatsache, dass das Team keinen Champagner für die Podest-Feier dabei hatte und stattdessen die Konkurrenz aushelfen musste.

Ein Pilot in den Top 3 – es ist für Sauber in der Tat keine Selbstverständlichkeit, wie ein Blick zurück zeigt: Bei 28 Podestplätzen stehen die Schweizer in der Königsklasse nun, herausgefahren durch acht Piloten.

Robert Kubica

Der Pole fuhr zwischen 2006 und 2009 für das BMW Sauber F1 Team, wurde zuerst vom Test- zum Stammfahrer befördert und sorgte beim GP von Montreal 2008 für den bis heute einzigen Sieg des Schweizer Rennstalls in der höchsten Liga des Rennsports. In jener Saison reichte es Kubica in der Fahrer-WM auch zum starken vierten Platz. Sauber war damals als BMW-Sauber im Formel-1-Zirkus unterwegs und verfügte natürlich über ganz andere finanzielle Ressourcen als in vielen anderen Jahren. 2010 wechselte der Pole dann zu Renault und verletzte sich ein Jahr später bei einem Rallye-Unfall schwer. Zehn Jahre später kehrte Kubica als Ersatz- und Testfahrer nach Hinwil zurück und sprang auch als Ersatz von Kimi Räikkönen ein, als dieser an Corona erkrankt war. Neben seinem Sieg in Kanada feierte Kubica noch je vier zweite und dritte Plätze während seiner Jahre in Hinwil.

Nick Heidfeld

Der Deutsche war bei den Hinwilern ein Evergreen. Er fuhr von 2001 bis 2003 für Sauber, von 2006 bis 2009 mit Kubica für BMW-Sauber und besttritt für die Hinwiler 2010 nochmals fünf Rennen. Wie Kubica raste er unter Schweizer Flagge neunmal aufs Podest, allerdings blieb er ohne Sieg, kam auf sechs zweite und drei dritte Plätze. Am Sieg schnupperte Heidfeld 2008 in Kanada beim Triumpf von Robert Kubica mit Rang 2. Der Deutsche musste dem Polen quasi den Vortritt lassen, da er eine andere Boxen-Strategie verfolgt hatte. «Stallorder war ja nicht erlaubt. Deshalb habe ich den Befehl, Kubica vorbeizulassen, auch nicht sofort befolgt», erklärte Heidfeld später. Er liess Kubica dann aber doch vorbei: «Aus Teamsicht war das sicher der richtige Entscheid. Aber mir tut das heute noch weh.»

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Historisch: 2008 feierten Robert Kubica und Nick Heidfeld im BMW-Sauber in Montreal einen Doppelsieg.

Sergio Perez

Wie viele andere spätere Stars lancierte auch Sergio Perez seine Formel 1-Karriere in Hinwil. Von 2011 bis 2012 bestritt der Mexikaner die Rennen im Sauber und kam in seinem zweiten Jahr immerhin auf drei Podestplätze: die Ränge 2 in Malaysia hinter Fernando Alonso und in Monza hinter Lewis Hamilton sowie der dritte Platz im selben Jahr in Montreal hinter Sieger Hamilton und dem französisch-schweizerischen Doppelbürger Romain Grosjean. Seine weiteren Stationen nach Sauber waren dann McLaren, Force India, Racing Point und Red Bull, in seiner Formel 1-Statistik stehen sechs Siege und drei Pole-Positionen.

Heinz-Harald Frentzen

Der Deutsche machte 1994 seine ersten Schritte in der Formel 1 im Sauber, blieb bis 1996, ehe er auch für Williams, Jordan, Prost und Arrows fuhr und 2003 nach einem erneuten Sauber-Jahr seine Karriere beendete. In seinem zweitletzten Rennen für die Hinwiler raste HHF beim GP der USA in Indianapolis hinter Michael Schumacher und Kimi Räikkönen auf Rang 3 – es war der 18. und letzte Podestplatz in seiner Karriere, die durch drei Formel 1-Siege gekrönt war: 1997 GP San Marino in Imola im Williams; 1999 GP von Frankreich in Magny-Cours und GP von Italien in Monza jeweils im Jordan. Bei Sauber hatte er damals aber keine Zukunft mehr, weil es gegenüber den internationalen Sponsoren nicht vertretbar war, mit zwei deutschen Fahrern anzutreten (Frentzen und Heidfeld).

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2003 raste Heinz-Harald Frentzen in Indianapolis auf Rang 3.

Johnny Herbert

Der britische Pilot gehörte von 1996 bis 1998 zu Sauber, nachdem er zuvor mit Benetton, Tyrrell, Lotus und Ligier in der Königsklasse unterwegs gewesen war. Insgesamt feierte Herbert drei Siege (zwei für Benetton und einen für Stewart) und sieben Podestplätze, darunter zwei für Sauber: 1996 in Monaco mit dem dritten Platz hinter Olivier Panis und David Coulthard und ein Jahr später in Ungarn erneut mit Rang 3 hinter Jacques Villeneuve und Damon Hill.

Jean Alesi

Der temperamentvolle Franzose kam 1998 in die Schweiz, nachdem er zuvor schon für Tyrrell, Ferrari und Benetton Schlagzeilen produziert und einen Sieg (1995 im Ferrari in Montreal) und insgesamt 31 Auftritte auf dem Podest realisiert hatte. In seinen zwei Jahren in Hinwil schaffte es Alesi sechsmal in die Punkte (die es damals für die Top 6 gab) und mit dem dritten Platz 1998 in Spa-Francorchamps hinter Damon Hill und Ralf Schumacher einmal aufs Podest.

Kamui Kobayashi

Der Japaner sass von 2010 bis 2012 im Sauber-Cockpit, nachdem er von Toyota gekommen war und nach seiner Zeit in Hinwil dann zu Caterham weiterzog. Bei seinen ersten vier Rennen für Sauber sah er die Zielflagge nicht, schied zweimal mit technischen Problemen und zweimal nach Kollisionen aus. Während für den ersten und dritten Ausfall technische Probleme verantwortlich waren, waren beim zweiten und vierten Rennen Kollisionen ausschlaggebend. So haftete ihm auch schnell der Ruf an, ein Kamikaze-Pilot zu sein. Doch schon bald zeigte er, dass er anders kann und wurde ein regelmässiger Top Ten-Fahrer und eifriger Punktesammler. Der Höhepunkt: der dritte Platz beim GP von Japan 2012 hinter Sebastian Vettel und Felipe Massa – es war der letzte Hinwiler Podestplatz in der Königsklasse bis zum sensationellen Rennen von Nico Hülkenberg am Sonntag in Silverstone.

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Kamui Kobayasi sorgte 2012 in Suzuka für die für lange Zeit letzte Sauber-Sternstunde.

Nico Hülkenberg

Der Deutsche folgte beim Schweizer Rennstall 2013 auf Kobayashi, beendete zehn Rennen in den Punkten, mit einem vierten Platz in Korea als Bestresultat. Danach zog er weiter zu Force India, Renault, Racing Point, Aston Martin und Haas, ehe er auf diese Saison hin zu Sauber zurückkehrte. 238 Rennen bestritt er vor dem Silverstone-GP insgesamt, nie hatte er es aufs Podest geschafft. Er stellte so einen Rekord auf, den niemand will: So lange hat vor Hülkenberg in der Formel 1 kein Fahrer auf die Podest-Premiere gewartet. Nun also die Erlösung, die mehr als verdient war. Oder wie Sauber-Teamchef Jonathan Wheatley nach dem Höllenritt von Hülkenberg, der von Position 19 aus ins Rennen gestartet war, sagte: «Das war das am meisten überfällige Podium in der Historie der Formel 1. Das war eine Meisterleistung von Nico!»

Das Rennen seines Lebens sorgte dafür, dass Nico Hülkenberg als achter Podestfahrer in die Formel 1-Geschichte von Sauber eingeht. Wobei die Hoffnung lebt, dass diese Beziehung in Zukunft mit weiteren Erfolgen gekrönt wird.

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