Die nächste Sternstunde von Noah Okafor?
Letzte Saison glänzte Noah Okafor in der Champions League mit RB Salzburg gegen die AC Milan, später wurde er mit einem Vertrag bei den Italienern belohnt. Heute Abend fordert er mit seinem neuen Klub nun die Borussia Dortmund und seinen Nati-Kollegen Gregor Kobel.
Zuerst eine Körpertäuschung, dann ein Tunnel gegen Kalulu und einer gegen Goalie Maignan – und schon ist die Führung für Salzburg perfekt. 393 Tage ist es her, seit Noah Okafor für RB Salzburg gegen die AC Milan ein Ausrufezeichen setzte und das 1:0 erzielte. Die Österreicher waren begeistert von unserem Nati-Stürmer, kramten die ganz grossen Buchstaben hervor. «Okafor Weltklasse» titelte die «Krone» und verlieh ihm die Bestnote 6. Auch aus Italien gab es viel Lob. Italiens Sport-Bibel «La Gazzetta dello Sport» verglich ihn gar mit den grössten Stars in der Salzburger Fussballgeschichte: «Der Schweizer bildete mit Fernando ein hochkarätiges Offensivduo, wie es in Salzburg Tradition ist (Haaland und Mané waren schon hier).»
Dieser Auftritt am 6. September 2022 katapultierte Okafor ins Rampenlicht, und als er auch in den folgenden Champions League-Matches gegen Chelsea und Dinamo Zagreb traf, waren die internationalen Begehrlichkeiten endgültig perfekt. Regelmässig gab es Transfergerüchte, als mögliche Arbeitgeber wurden Juventus, die AS Roma und Lazio oder auch englische Klubs genannt. Das Rennen machte am Ende die AC Milan, die durch Okafors Auftritt in der Champions League ganz offensichtlich beeindruckt war.
In Italien muss der Schweizer Internationale nun um seinen Platz kämpfen. In den ersten sieben Meisterschaftsspielen durfte er nur einmal von Anfang an stürmen, am 27. September gegen Cagliari, und im ersten Champions League-Spiel gegen Newcastle sass er 90 Minuten auf der Bank. Dennoch scheint es, dass es mit Okafor und Milan klappt, denn die Tendenz zeigt klar aufwärts. In den letzten zwei Spielen, gegen Cagliari und Lazio Rom, konnte sich der 23-Jährige als Torschütze feiern lassen. Und würde dafür erneut von der «Gazzetta» gelobt: «Er ist genau der richtige Mann, um den Stammspielern eine Pause zu gönnen, ersetzt zum Teil Leão, zum Teil Giroud – er ist überall gut».
Heute Abend wird Okafor gegen Borussia Dortmund wohl zuerst erneut mit der Reservistenrolle Vorlieb nehmen und hinter dem Franzosen Olivier Giroud und dem Portugiesen Rafael Leão anstehen müssen. Doch die Wahrscheinlichkeit ist gross, dass der Stürmer im Verlauf des Spiels eingewechselt wird und dann seinen Nati-Kollegen Gregor Kobel im Tor der Borussia zu ärgern versucht. Denn aktuell scheint klar: Noah Okafor ist in Mailand angekommen und bereit, auch in diesem Jahr auf der ganz grossen Bühne zu glänzen. Und mit einem Sieg in Dortmund könnten die Italiener die Deutschen im Kampf ums Weiterkommen bereits um vier Punkte distanzieren.
Für Okafor ist die AC Milan der nächste Schritt in einer Karriere, die einst beim FC Basel begann. Sein Debüt in der Super League gab der Stürmer am 19. Mai 2018 unter Raphael Wicky gegen den FC Luzern, 17 Jahre, 11 Monate und 25 Tage war er jung. Für den FCB bestritt er 54 Spiele und erzielte sieben Tore, ehe er im Januar 2020 zu RB Salzburg weiterzog. Mit einer Transfersumme von 11,2 Millionen Euro war er damals der teuerste Spieler der Geschichte in der österreichischen Bundesliga; mittlerweile liegt er in diesem Ranking auf Rang 3, nachdem die Bullen für den Franzosen Lucas Gourna-Douath (von St. Étienne) 13 Millionen und für den Amerikaner Brenden Aronson, der später an Leeds verkauft wurde und aktuell an Union Berlin ausgeliehen ist, 12,7 Millionen an Philadelphia überwiesen haben.
«Die Augen sind am meisten auf Red Bull Salzburg gerichtet. Hier schleifen sie die Spieler. Es ist das Optimale für einen jungen Spieler, sich hier zu entwickeln. Davon bin ich überzeugt. Ich will ein wichtiger Leistungsträger der Mannschaft sein und das auch als Sprungbrett nutzen, um irgendwann den nächsten Schritt zu machen», sagte Okafor nach seinem Abgang aus Basel und dem Transfer nach Salzburg, der auch erfolgte, weil er damals unter Trainer Marcel Koller meist nur noch zu Kurzeinsätzen gekommen war.
Rückblickend ist der Plan des Schweizer Stürmers aufgegangen. Und man darf gespannt sein, ob er heute Abend in Dortmund das nächste Ausrufezeichen setzt und eine nächste Sternstunde erlebt.