Die Schweizer in den Top 5-Ligen: Schwarzer September für Fischer – Ketchup-Effekt bei Okafor?
Granit Xhaka surft mit Bayer Leverkusen auf der Erfolgswelle, Urs Fischer steckt mit Union Berlin in der Krise, Manuel Akanji kassiert mit Manchester City in der Premier League die erste Saisonniederlage und Noah Okafor trifft zum zweiten Mal in Folge für die AC Milan. Ein kurzer Blick in die Top 5-Ligen zeigt, wie es ihnen und anderen Schweizern am Wochenende gelaufen ist.
Deutschland
3:0 auswärts gegen Schlusslicht Mainz (mit Edimilson Fernandes, ohne den weiterhin verletzten Captain Silvan Widmer), fünf Siege und ein Unentschieden nach sechs Spielen, der beste Saisonstart in der Klubgeschichte und die Leaderposition in der Bundesliga: Bayer Leverkusen und Nati-Captain Granit Xhaka surfen auf der Erfolgswelle. Xhaka sah bereits nach vier Minuten die Gelbe Karte, war aber dennoch einmal mehr der Spiritus Rector im Bayer-Mittelfeld. «Es war kein spektakuläres Spiel», sagte er nach dem Sieg. Man könne schön fürs Auge spielen, aber wenn man nicht fighten könne, werde es schwierig. «Wir arbeiten seit Wochen und Monaten hart und präzise und tun, was der Trainer verlangt», so Xhaka, deshalb sei der aktuelle Erfolg für ihn keine Überraschung. Und gegenüber der «NZZ am Sonntag» erklärte er: «Wenn wir so weiterarbeiten und die Füsse auf dem Boden behalten, können wir etwas erreichen.»
Erster Verfolger von Bayer ist der überraschend starke VfB Stuttgart, der auswärts gegen Köln siegte. Der Wermutstropfen aus Schweizer Sicht: Innenverteidiger Leonidas Stergiou wartet seit seinem Wechsel Ende August von St. Gallen zu den Schwaben weiterhin auf seinen ersten Einsatz in der Bundesliga, sass einmal mehr 90 Minuten nur auf der Bank. Einen Punkt dahinter folgen Titelverteidiger Bayern München und Dortmund. Bei der Borussia trug Goalie Gregor Kobel beim 3:1 gegen Hoffenheim einmal mehr die Captainbinde, weil Emre Can zu Beginn nur auf der Bank sass.
Wechselhaft ist die Gefühlslage bei den Schweizer Trainern in der Bundesliga: Gerardo Seoane feierte mit einem 3:1 in Bochum endlich seinen ersten Bundesligasieg mit Mönchengladbach. Bei der Borussia spielte Nico Elvedi 64 Minuten und fehlte der verletzte Captain Jonas Omlin, Noah Loosli fehlte im Aufgebot von Bochum ebenso wie Filip Stojilkovic bei Aufsteiger Darmstadt, der gegen Bremen den ersten Saisonsieg feierte.
Urs Fischer kassierte dagegen mit Union Berlin beim 0:1 gegen Aufsteiger Heidenheim eine bittere Niederlage – es war die fünfte Schlappe im fünften Pflichtspiel im September. Aktuell liegt die in den letzten Jahren erfolgsverwöhnte Union nur auf Rang 11 und Coach Fischer sagt: «Wir haben über 90 Minuten ein gutes Spiel gemacht. Ich habe vier oder fünf Grosschancen für uns gezählt, aber wir belohnen uns nicht, und dann sieht die Situation so aus, wie sie jetzt ist», sagte Fischer, dessen Team nun seit 332 Minuten auf ein Tor wartet, nach der Niederlage. Und: «Wir sollten schleunigst zusehen, wieder ein Erfolgserlebnis einzufahren. Wir haben nun zwei Tage Zeit, um uns auf die nächste Aufgabe zu konzentrieren.» Diese nächste Aufgabe steht morgen in der Champions League gegen Sporting Braga auf dem Programm. In der Liga gehts am Samstag gegen Dortmund weiter.
Nach zwei Spielen mit nur einer Einsatzminute kehrte Cédric Zesiger bei Wolfsburg wieder in die Stammformation zurück, zeigte beim 2:0 gegen Frankfurt eine solide Leistung und wurde nach 73 Minuten verwarnt. Die dritte Auswärtsniederlage im dritten Spiel auf fremdem Terrain kassierte Augsburg beim 0:2 in Freiburg. Ruben Vargas wurde bei den Augsburgern nach 57 Minuten ausgewechselt, Kevin Mbabu spielte zum dritten Mal in Folge durch.
England
Triple-Gewinner Manchester City und Manuel Akanji verloren nach sechs Siegen in Folge in der Premier League erstmal in dieser Saison – 1:2 in Wolverhampton mit 1:2. Dennoch bleiben die Citizens einen Punkt vor Tottenham und Arsenal Leader. Verteidiger Fabian Schär gewann mit Newcastle das Schweizer Duell gegen Burnley und Stürmer Zeki Amdouni mit 2:0. Amdouni hatte in der Startphase eine gute Torchance für den weiterhin sieglosen Aufsteiger, durfte knapp eine Stunde spielen und sah in der 29. Minute Gelb; Innenverteidiger Schär spielte bei Newcastle einmal mehr durch.
Italien
Nach der Heimniederlage gegen Sassuolo zeigten Inter Mailand und Yann Sommer eine starke Reaktion – 4:0-Sieg auswärts gegen Salernitana dank vier Treffern des in der 54. Minute eingewechselten Argentiniers Lautaro Martinez. Nati-Goalie Yann Sommer blieb in seinem siebten Seria A-Spiel zum fünften Mal ohne Gegentor. Bei Nati-Stürmer Noah Okafor könnte der Ketchup-Effekt eingetroffen sein. Nachdem er unter der Woche beim, 3:1 gegen Cagliari sein erstes Tor für die AC Milan erzielt hatte, doppelte er nun beim 2:0 gegen Lazio Rom nach. In der Tabelle liegt Milan auf Rang 2, punktgleich mit Leader Inter. Bologna mit dem Schweizer Trio Remo Freuler, Dan Ndoye und Michel Aebischer feierte beim 3:0 gegen Empoli dank drei Toren von Riccardo Orsolini den zweiten Saisonsieg. Aebischer wurde in der 68. Minute für Freuler eingewechselt, Ndoye spielte bis zur 86. Minute. Silvan Hefti sass beim 2:2 von Genua gegen Udinese zum zweiten Mal in Folge 90 Minuten auf der Ersatzbank, Ricardo Rodriguez spielt mit dem FC Turin erst heute Abend gegen Hellas Verona.
Frankreich
Goalie Philipp Köhn und Denis Zakaria verteidigten mit Monaco dank einem 3:2-Sieg gegen Marseille die Tabellenspitze – und vermiesten so Ex-Sion-Trainer und -Spieler Gennaro Gattuso das Debüt an der Seitenlinie von Marseille. Fabian Rieder stand bei Rennes erstmals in der Startelf, spielte 71 Minuten und gewann das Schweizer Duell gegen den bei Nantes unter Vertrag stehenden Eray Cömert mit 3:1. Jordan Lotomba wurde beim 0:0 von Nizza im Spitzenkampf gegen das zweitplatzierte Brest in der 68. Minute ebenso eingewechselt wie Vincent Sierro beim 3:0-Sieg von Toulouse gegen Metz. Gleich einen 3:0-Erfolg feierte Becir Omeragic mit Montpellier auswärts gegen Lorient mit Keeper Yvon Mvogo. Ex-FCZ-Verteidiger Omeragic kommt in Montpellier immer besser in Fahrt, so sagt sein Trainer Michel Der Zakarian: «Ich finde, er macht wirklich gute Spiele. Er ist aggressiv und stark in den Zweikämpfen. Im Spielaufbau ist er furchtlos, spielt gute Pässe.»
Spanien
Mittelfeldspieler Djibril Sow traf mit dem FC Sevilla auswärts auf den FC Barcelona, kam 66 Minuten zum Einsatz – und sah dann von der Ersatzbank aus, wie sein Teamkollege Sergio Ramos eine Viertelstunde vor Ende das Spiel mit einem Eigentor entschied. Nach der vierten Niederlage im siebten Meisterschaftsspiel liegen Sevilla und Sow in der Tabelle nur gerade auf Rang 14.