Die Strassen von Baku – für Sauber wieder ein gutes Pflaster?
Am kommenden Wochenende geht zum achten Mal der GP von Aserbaidschan über die Bühne – und in der Vergangenheit war der Stadtkurs in Baku für Sauber immer mal wieder eine Reise wert.
Das erste Rennen in Baku stieg im Jahr 2016, damals noch als GP von Europa. Sieger wurde Nico Rosberg, der Sauber-Rennstall landete auf den Plätzen 12 (Felipe Nasr) und 17 (Marcus Ericsson). Auf die punktelose Premiere folgte im ersten «offiziellen» GP von Aserbaidschan im Jahr darauf die erste Platzierung in den Punkten – der Deutsche Pascal Wehrlein wurde im von Daniel Ricciardo gewonnenen Rennen Zehnter. Auch 2018, 2019 und 2021 gab es Punkte (2020 fiel das Rennen aufgrund der Pandemie aus) – mit den Plätzen 6 (Charles Leclerc, 2018) und 10 (Kimi Räikkönen 2019 und 2021) waren die Strassen von Baku für die Hinwiler ein gutes Pflaster. Danach dominierte im Schweizer Team in Aserbaidschan aber die Tristesse, das Bestresultat war ein elfter Platz von Valtteri Bottas 2022.
Doch nun reist die Sauber-Crew mit einem breiten Rücken und viel Hoffnung nach Baku. In der WM belegt Sauber in der Konstrukteurswertung Rang 8, hat bereits beachtliche 55 Punkte auf dem Konto und liegt damit nur sieben Zähler hinter Aston Martin und Rang 6. In den vergangenen acht Rennen gabs nur einmal einen Nuller (in Zandvoort), im letzten GP in Monza schaffte es Gabriel Bortoleto in seinem 16. Formel-1-Rennen zum vierten Mal in die Punkte – es war ein weiteres Zeichen seiner Stärke und unterstreicht auch die Qualität des Boliden und die grossen Fortschritte.
Monza als Moralschub
«Die Rückkehr in die Punkte in Monza war für alle ein Moralschub: Wir haben uns sowohl auf die Qualität als auch auf die Konstanz unserer Leistung konzentriert und sehen nun die Ergebnisse dieser Arbeit auf der Strecke», sagt Teamchef Jonathan Wheatley. Es sei natürlich frustrierend gewesen, dass Nico Hülkenberg aufgrund technischer Probleme nicht habe starten können, aber: «Wir haben im Werk hart daran gearbeitet, das Problem zu verstehen und sicherzustellen, dass es nicht wieder auftritt.»
Der Strassenkurs von Baku stellt mit seinen engen Abschnitten und einer der längsten Geraden im Kalender eine besondere Herausforderung dar, und so sagt Teamchef Wheatley: «Baku ist eine interessante Mischung aus anspruchsvollen Strassenabschnitten, auf denen Präzision entscheidend ist, und schnellen Abschnitten, auf denen Überholmanöver möglich sind. Wie bei allen unseren letzten Rennen wollen wir dabei sein, um Punkte zu holen, sowohl aufgrund unserer Leistung als auch indem wir Chancen nutzen, wenn sie sich bieten.»
Motiviert ist natürlich Nico Hülkenberg, dessen Start in Monza aufgrund eines Hydraulikschadens verhindert wurde. «Der Sonntag in Monza war ein Tag zum Vergessen. Positiv ist, dass unser Auto ein vielversprechendes Tempo gezeigt hat, was mir viel Zuversicht für Baku gibt», wird der Deutsche in der GP-Vorschau seines Teams zitiert. «Strassenkurse können knifflig sein: Man muss aufmerksam sein, den Verkehr managen und jede Gelegenheit nutzen. Es ist eine andere Herausforderung als auf einem traditionellen Kurs, aber wenn wir ab Freitag alles richtig machen, haben wir die Chance, Punkte zu holen und wieder ein starkes Wochenende zu erleben.»
Vorbereitung im Simulator
Der 20 Jahre junge Brasilianer Gabriel Bortoleto steigt mit einer grossen Portion Zuversicht in sein nächstes GP-Wochenende und sagt: «Es war ein gutes Gefühl, in Monza wieder unter die Top Ten zu kommen, eine weitere Bestätigung für die Qualität unserer Arbeit. Baku ist eine ganz andere Art von Rennstrecke – ich bin hier erst letztes Jahr gefahren, mit einem anderen Auto, und habe mich mit dem Simulator auf das Wochenende vorbereitet. Ich habe Vertrauen in unser Auto und in das Team: Wir haben alle hart daran gearbeitet, uns weiter zu verbessern. Unser Ziel ist es wie immer, ab Freitag alles zusammenzubringen, konstant zu bleiben und hoffentlich erneut Punkte zu holen.»
Auf ein starkes Wochenende hofft übrigens auch Saubers Ex-Pilot Charles Leclerc. Der Monegasse ist ein absoluter Baku-Liebhaber, startete in den letzten vier Jahren im Ferrari immer von der Pole-Position und landete zweimal auf dem Podest (2024 Rang 2 und 2023 Rang 3). Nur für den Sieg reichte es ihm noch nicht. Nun sagt er: «Ich liebe die Strecke in Baku, es gibt viele schnelle Abschnitte, man kann auch relativ leicht überholen. Von daher ist die Pole auch nicht ganz so wichtig wie danach in Singapur.» Wichtig wäre aber ein Erfolg für Ferrari, denn bei den Roten herrscht Alarmstufe Rot: Es bleiben nur noch acht Rennen, um die erste sieglose Saison seit 2021 zu verhindern!