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Donnarumma auf dem Abstellgleis: Zeigt PSG sein hässliches Gesicht? Zwei Meinungen

Im Supercup zwischen Paris Saint-Germain und Tottenham ist er nicht mehr dabei. Nach vier Jahren Paris wurde Keeper Gianluigi Donnarumma kurz vor dem ersten Saison-Highlight durch Lucas Chevalier ersetzt und vor die Türe gesetzt. Ein schwacher Zug des amtierenden Champions League-Siegers? Unsere Redaktoren Andy Maschek und Patrick Y. Fischer sind sich nicht einig.

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Heute sind Trainer Luis Enrique und Goalie Gianluigi Donnarumma keine jubelnden Freunde mehr... © IMAGO / Eibner

Andy Maschek sagt: Ja

Es ist keine allzu mutige Aussage: Ohne Goalie Gianluigi Donnarumma hätte PSG den Titel in der Champions League nicht gewonnen. Der Italiener war der gefeierte Held bei dieser europäischen Krönung. Er glänzte mit Paraden und war der grosse Titelhexer. Nun, nur wenige Wochen später, ist er bei PSG kein Held mehr, sondern nur noch Statist. Es ist eine ebenso bemerkenswerte wie brutale Degradierung.

Aber ist sie auch verständlich oder schlicht nur undankbar? Schliesslich haben die Pariser Lucas Chevalier kaum für über 50 Millionen Euro zu sich geholt, um ihn sich als Backup zu leisten. Er soll die Nummer 1 werden – und dies mit der vollen Unterstützung von Trainer Luis Enrique.

Der Spanier hat in der Vergangenheit keinen Hehl daraus gemacht, dass Donnarumma nicht seine Torhüter-Wahl war, schliesslich war der Italiener ja schon da, bevor er selber kam. Nun hat sich Enrique die Chance geboten, den Wechsel zu vollziehen und einen Keeper seiner Gnaden zu holen. Oder wie er nun sagte: «Ich kann nur Gutes über Gigio Donnarumma sagen: Er ist zweifellos einer der besten Torhüter, die es gibt, und als Mensch noch besser, aber wir haben nach einem anderen Torwartprofil gesucht.»

Diese Neuorientierung ist natürlich das gute Recht des Trainers, der dabei aber wohl vergisst, dass der Triumph in der Königsklasse nur dank Donnarumma möglich war. Der Italiener, in der Vergangenheit nicht immer über alle Zweifel erhaben, steigerte sich in eine Gala-Form, hexte wie nie zuvor und brachte in der Champions League die Gegner an den Rand der Verzweiflung. Als Lohn ist er nun einer der Nominierten des diesjährigen Ballon d’Or. Und mit seinen Leistungen hat er wohl auch Luis Enrique, der bei einem frühen Ausscheiden ziemlich sicher schnell gefeuert worden wäre, den Job gerettet.

Sportlich-rational gibt es also keinen Grund, dem Italiener einen neuen Mann vor die Nase zu setzen. Auch wenn sein Vertrag im Sommer 2026 ausläuft und er nicht bereit ist, diesen für weniger Geld als heute zu verlängern und zu akzeptieren, dass in der neuen Salärpolitik von PSG ein Drittel des Lohns variabel und leistungsabhängig ist. Die Ausbootung ist für mich viel mehr das Signal, dass es keinen neuen Fall Mbappé geben soll. Dass kein Star den Klub ablösefrei verlässt. Und es ist auch ein Muskelspiel, in dem Luis Enrique im Starensemble seine Stärke beweisen will, getarnt mit der Ausrede, ein anderes Profil zu suchen und mit dem subtilen Hinweis, dass der Italiener geldgierig sei.

Donnarumma sind die Millionen wohl definitiv zu wichtig. Aber er hätte es dennoch verdient, dass PSG offiziell kommuniziert: «Uns passen sein Gesicht und sein geldgieriges Verhalten nicht mehr.» Und dass man gemeinsam eine «freundliche Trennung» anstrebt. Denn am Ende werden PSG, Enrique und der Goalie mit diesem Benehmen weder Sympathien noch weitere Titel gewinnen.

Patrick Y. Fischer sagt: Nein

Knapp zehn Wochen nach dem langersehnten Triumph von München ist es also vorbei: Gianluigi Donnarumma, langjähriger Stammtorhüter von Paris Saint-Germain und erst 26 Jahre alt, wird beim amtierenden Champions League-Sieger durch einen Jüngeren ersetzt. Ohne grosse Vorwarnung und innerhalb von nur  wenigen Tagen – und wohl auch deshalb für den Betroffenen schwer zu verdauen. Klar ist aber auch: Im Profi-Fussball ist ein Gebaren wie jenes von PSG nicht nur alltäglich, sondern auch absolut legitim.

Schliesslich muss es auch einem Champion erlaubt sein, sich im Erfolg zu verbessern.  Und genau das ist es, was die Pariser gemäss Trainer Luis Enrique mit dem Wechsel zu Chevalier bezwecken. Denn gemäss der Beurteilung des 55-jährigen Spaniers ist klar, dass sich der 24-jährige Franzose in Sachen Spielverständnis und Technik eindeutig von seinem italienischen Vorgänger abhebt. Ob diese Einschätzung dann auch dem Test des Wettkampfs standhält, wird man sehen. Aktuell hat PSG aber gar keine andere Wahl, als dem Wunsch des eigenen Trainers zu entsprechen.

Auch deshalb tut es gut, sich in dieser mit einer gewissen Emotionalität geführten Debatte zwei ungeschriebene Gesetze des Fussballs vor Augen zu führen: 1) Keiner ist unersetzlich und 2) natürlich geht es immer auch ums Geld. Das weiss auch Donnarumma, der noch vor vier Jahren von erzürnten Milan-Fans als «Dollarrumma» verspottet wurde, nachdem er von seinem Ausbildungsklub ablösefrei zum neureichen französischen Hauptstadtklub wechselte. Und das bestimmt nicht nur der zahlreichen Pariser Sehenswürdigkeiten wegen.

Nun also hat der Pendel zurückgeschlagen und der italienische Nationalkeeper wurde ein Jahr vor Vertragsende durch Chevalier ersetzt. Aus sportlich und wirtschaftlich durchaus nachvollziehbaren Gründen, mögen sie den 1,96 Meter grossen Hünen aus der Nähe Neapels auch noch so sehr gekränkt haben. All zu laut beschweren sollte sich «Gigio» allerdings nicht, schliesslich muss auch er alles andere als um seine Zukunft bangen. Anstatt, wie von seinem Agenten Vincenzo Raiola öffentlichkeitswirksam propagandiert, für weniger Geld weiterhin das blaue Trikot der Parisiens zu tragen, dürfte er bald für einen fürstlichen Sold das Trikot eines anderen europäischen Grossklubs tragen. Schliesslich muss man auch bei Manchester City & Co. nicht darben.

 

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