Mit 33 Spielern war Schalke in Neustift. Muslic wollte allen die Chance geben, sich zu zeigen. Jetzt muss der Bosnier aber die nächsten Entscheidungen fällen. Das dürfte ihm bei einigen Spielern leicht fallen. Es klingt komisch, aber obwohl das Trainingslager inhaltlich ziemlich erfolgreich war, gibt es mehr Verlierer als Gewinner.
Die Verlierer:
1. Anton Donkor:
Viel ist ihm in Österreich nicht gelungen, er muss sich sogar auf der linken Seite hinter dem jungen Vitalie Becker einreihen. In den Testspielen stellte ihn Trainer Muslic zweimal in der vermeintlichen B-Elf auf. Hier konnte Donkor kaum Akzente setzen, seine Aktionen wirkten hektisch und unglücklich. Vor allem defensiv steht er oft zu weit von seinem Gegenspieler weg. Donkor gibt sich selbstkritisch ("Ich bin schlecht in die Wochen gekommen"), aber es ist zweifelhaft, ob er die Lücke schliessen kann.
2. Amin Younes
Der Edeltechniker hat einen sehr schweren Stand. Der laufintensive und defensiv orientierte Fussball schmeckt dem Routinier so gar nicht. In den Trainingslager-Testspielen fand sich auch Younes gleich zweimal in der B-Elf wieder. Ohne Frage ist er ein klasse Fussballer, der aber einfach so gar nicht in das neue System passt.
3. Pape Meissa Ba
Erst im Winter gekommen, wäre eine schnelle Trennung wohl das Beste für alle Seiten. Der schlaksige Stürmer wirkt bei nahezu all seinen Aktionen unkoordiniert und ungefährlich, seine Zweikampfführung ist ungenügend. Es ist schwer vorstellbar, dass Ba auf Schalke Fuss fassen kann, egal wo probiert wird, ihn einzusetzen.
4. Martin Wasinski
Der Belgier erlebte am Samstag beim Doppel-Testspieltag eine herbe Enttäuschung: im ersten Spiel sass er 90 Minuten auf der Bank, in der zweiten Partie wurde er erst in der 76. Minute eingewechselt. Ein klares Zeichen von Trainer Muslic, dass Wasinski in seinen Gedanken gar keine Rolle spielt. Wirkliche Akzente konnte der Defensivspieler auch in den Einheiten nicht setzen.
Die Gewinner:
1. Vitalie Becker
Er gilt schon länger als Riesentalent, jedoch bremsten Verletzungen einen früheren Sprung ins Profiteam. Jetzt ist er fit. Becker hat seine Chance genutzt, Muslic nimmt sich viel Zeit für ihn. In beiden Testspielen durfte Becker die linke Seite beackern und machte seine Sache sehr gut. Ein weiterer Pluspunkt: Keiner in der Mannschaft tritt die Standards so gut wie der 20-jährige Linksverteidiger.
2. Frank Baumann
Diese Ruhe kennt Schalke einfach nicht, und sie tut dem Klub und dem Umfeld so gut. Im Trainingslager strahlte der neue Sportvorstand eine Souveränität und Sicherheit aus, die die Fans fast schon beseelte. Bei einer Fan-Fragerunde erntete Baumann Standing Ovations, ohne dafür irgendwelche grossen Versprechungen gebraucht zu haben. Auch bei einer Sponsoren-Veranstaltung schaffte es Baumann, die Teilnehmer spielend zu überzeugen.
3. Schalkes Fussball
Zwei Halbzeiten ordentlichen, teils sogar guten Fussball zu sehen, das gab es seit Monaten nicht mehr mit Schalker Beteiligung. Die ersten Halbzeiten in den Testspielen gegen Athen und St. Gallen machen endlich Hoffnung auf eine Veränderung ins Positive. Der Muslic-Fussball ist intensiv, laufstark und voller Druck. Das stresste die Gegner so sehr, dass Schalke zu einer Vielzahl von Chancen kam. Dazu stand die königsblaue Defensive sicher.
Was Muslic in so kurzer Zeit bei der Mannschaft einpflanzen konnte, ist beeindruckend. Spass am Fussball schauen - für Schalkes Fans ein ungewohntes Gefühl.
Mehr zum Autor Dirk grosse Schlarmann
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