EHC Biel-Bienne: Wie gut funktioniert der neue Trainer?
Lediglich ein Sieg fehlte in der letzten Saison dem EHC Biel-Bienne zum Gewinn des ersten Meistertitels seit 1983. Die grosse Frage ist nun: Können sich die Seeländer an der Tabellenspitze halten?
Es war schon beeindruckend, was die Bieler leisteten. Das Team von Antti Törmänen beendete die Regular Season auf Rang 2, punktgleich mit dem Servette-Genève HC. In den Playoffs eliminierte Biel dann zuerst den SC Bern, fegte danach die ZSC Lions mit 4:0 Siegen vom Eis und verlor den Kampf um den Meistertitel gegen Servette erst im siebten Spiel – die Genfer gewannen die Finalissima daheim mit 4:1.
Auf den ersten Blick ist zu erwarten, dass die Bieler auch in der neuen Saison ganz vorne mitspielen, da sie auf dem Transfermarkt keine Leistungsträger an die finanziell teilweise viel potentere Konkurrenz verloren haben. Im Gegenteil: Mit den Finnen Ville Pokka und Aleksi Heponiemi wurden zwei zusätzliche, vielversprechende Ausländer verpflichtet. Verteidiger Pokka ist der eigentliche Ersatz für den Schweden Viktor Lööv, der sich in der vergangenen Finalissima eine so schwere Halswirbelverletzung zuzog, dass man heute noch nicht weiss, wann er wieder einsatzbereit ist oder ob er gar seine Karriere beenden muss. Pokka ist jedoch ein würdiger Ersatz, in seinem Palmarès stehen Olympia- und WM-Gold und auch der Gewinn der KHL. Stürmer Heponiemi gilt als eleganter Spielmacher mit hohem Hockey-IQ, Übersicht und viel Speed, einer der für Spektakel sorgen kann.
So weit, so gut. Aber es gibt auch Gründe, weshalb die Bieler mehr Probleme haben könnten. Da ist die Tatsache, dass sich einige Spieler im Spätherbst ihrer Karriere befinden – Beat Forster ist 40, Damien Brunner 37, Robin Grossmann 36 und Luca Cunti 34 Jahre alt – und sich Strapazen bemerkbar machen können. Denn durch die Qualifikation für die Champions Hockey League stehen für die Bieler zwischen Ende August und Mitte Oktober sechs internationale Spiele, teilweise verbunden mit Reisen, auf dem Programm, die für eine Zusatzbelastung sorgen. Und danach könnte ja auch noch die K.o.-Phase folgen…
Ein anderer Faktor, der zu einer gewissen Skepsis Anlass gibt, ist der Trainerposten. Nach seiner erneuten Krebserkrankung musste der Erfolgstrainer Antti Törmänen sein Amt abgeben. Der bei den Spielern und im ganzen Klub beliebte Finne hinterlässt eine immense Lücke, die nur schwer zu füllen ist. Die Wahl fiel auf den Finnen Petri Matikainen, der zuletzt fünf Jahre in Klagenfurt tätig war und dabei zwei Meistertitel feierte. Im Gegensatz zu Törmänen, der den Ruf hatte, ein Spielerversteher zu sein, gilt der 56-jährige Matikainen eher als Hitzkopf und dürfte das Team enger und konsequenter führen. Es ist ein Stilwechsel, der zweifellos gewisse Risiken mit sich bringt.
Die Saisonprognose
Ganz klar, der EHC Biel verfügt eigentlich über alles, um erneut eine erfolgreiche Saison abzuliefern. Mit Harri Säteri und Joren van Pottelberghe stehen zwei äusserst starke Torhüter im Kader – kein anderer National League-Klub verfügt über ein Goalie-Duo dieser Güteklasse. Auch in der Defensive finden sich namhafte Spieler mit grosser Qualität. Starke Ausländer wie den Russen Iakoveno, den Finnen Pokka und allenfalls auch den Schweden Lööv, routinierte Schweizer wie Forster, Grossmann und Rathgeb, ein grosses Talent wie Noah Delémont – und neu auch Yannik Burren, der von Ambrì gekommen ist. Und im Sturm garantieren Namen wie Toni Rajala, Jesper Olofsson und die restlichen Ausländer, aber auch Gaëtan Haas, Fabio Hofer, Damien Brunner, Tino Kessler & Co. Spektakel und Tore. Dazu kommt eine kompetente und ruhige Klubführung, in der Sportchef Martin Steinegger durch seine immense Erfahrung besticht und immer wieder die richtigen Entscheide zum richtigen Zeitpunkt fällt. So weit, so gut: Aber der neue Trainer und die Zusatzbelastung sorgen dafür, dass es für die Bieler im Unterschied zum letzten Jahr keine reibungslose Regular Season wird. Für einen Platz ganz vorne reicht es nicht, sondern «nur» für Rang 5.