EHC Kloten: Zaubern die Imports auch in dieser Saison?
Rang 9 und die Qualifikation für die Playoffs: In der letzten Saison war Aufsteiger EHC Kloten eine der positiven Überraschungen der Liga. Diese starke Leistung zu bestätigen, wird nun aber schwierig.
Wohl kaum jemand hätte gedacht, dass die Zürcher bei ihrem Comeback in der oberste Liga eine so gute Figur abgeben. Der neunte Platz nach der Regular Season und die Qualifikation für die Pre-Playoffs, die dann gegen den SC Bern mit 1:2 Siegen verloren gingen: Ja, die Klotener kehrten mit Pauken und Trompeten in die National League zurück. Massgeblich mitverantwortlich waren fünf starke Ausländer, vom finnischen Goalie Juha Metsola über den schwedischen Verteidiger Lucas Ekestahl Jonsson, die beiden finnischen Stürmer Miro Altonen und Arttu Ruotsalainen bis zum kanadischen Topskorer Jonathan Ang. Dazu kam die brillante Saison des erst 18-jährigen Verteidigers David Reinbacher, der in der Regular Season auf satte 22 Skorerpunkte kam und am Ende mit einem Erstrundenpick der Montreal Canadiens belohnt wurde. Und natürlich Jeff Tomlinson, der Erfolgscoach, der Kloten im Frühling 2022 zurück in die National League geführt hatte, nachdem ihm dieses Kunststück bereits vier Jahre zuvor mit den Rapperswil-Jona Lakers geglückt war, mit denen er auch den Cup gewonnen hatte.
Ojamäki mit grossem Starpotenzial
Die erwähnten Importspielern sind bis auf den teuflisch schnellen Ruotsalainen, der sein Geld nun unter den Palmen Luganos verdient, weiter an Bord. Dazu kommt mit Niko Ojamäki ein weiterer Finne, der sein immenses Können schon unter Beweis gestellt hat. Er wurde 2022 Olympiasieger und 2019 Weltmeister, war in der Saison 2021/22 bester Torschütze in der KHL sowie letzte Saison Champions League-Sieger und finnischer Meister mit Tappara und in der Liiga mit zwölf Treffern bester Torschütze in den Playoffs. Es ist eine beeindruckende Visitenkarte, die Ojamäki nach Kloten mitbringt.
Der zweite neue Söldner im Kader der Zürcher ist der 31-jährige Kanadier Tyler Morley, dem letzte Saison in der DEL in insgesamt 63 Spielen 58 Skorerpunkte gelangen und der im Jahr zuvor mit Tappara die finnische Meisterschaft gewinnen konnte. Auf dem Papier sind die Imports Klotens nicht schlechter geworden, aber es bleibt die Frage, ob das Quartett der Gebliebenen – Metsola, Ekestahl Jonsson, Altonen und Ang – wieder das Vorjahresniveau erreicht.
Dazu kommen weitere Unsicherheitsfaktoren. Gelingt dem 18-jährigen Reinbacher die Saison der Bestätigung? Kann er mit der gestiegenen Erwartungshaltung umgehen? Ist die Verteidigung defensiv sattelfester als noch letzte Saison, als Kloten in der Regular Season mit 173 Tore am zweitmeisten Gegentreffer aller National League-Klubs kassierten und nur Ajoie (192 Tore) hinten noch schwächer war? Aber vor allem: Wie wirkt es sich aus, dass Jeff Tomlinson sein Amt aus gesundheitlichen Gründen niedergelegt hat und nur noch als Berater tätig ist? Kann der neue Coach Gerry Fleming – als Spieler einst mit viel mehr Härte als Talent am Werk – das an der Bande entstandene Vakuum genügend gut lösen? Und wie funktioniert Sportchef Larry Mitchell, der auf Patrik Bärtschi gefolgt ist?
Die Saisonprognose
Ganz klar, es stellen sich viele Fragen rund um den EHC Kloten. Noch ist der EHC Kloten ein zartes Pflänzchen, das gehegt und gepflegt werden muss und bei dem man nicht weiss, wie es eine Schlechtwetterphase mit Sturm und Turbulenzen übersteht. Die Klotener können wieder positiv überraschen und in den Top Ten mitspielen. Doch dafür muss alles passen. Die Imports müssen wieder brillieren wie letzte Saison, die Schweizer Spieler einen Schritt nach vorne machen und – wohl fast der wichtigste Punkt – der neue Coach Gerry Fleming muss den Draht zu seinem Team finden, so wie es Vorgänger Tomlinson so meisterhaft gelungen war. Passen all diese Puzzleteile zusammen, kann es für die Fans in der stimo arena eine stimmungsvolle Saison werden. Aber es gibt auch die andere Möglichkeit, dass zu wenig zusammenpasst, die designierten Leistungsträger schwächeln, die Chemie zwischen Coach und Team nicht stimmt – was sich direkt auf die Resultate auswirkt. Weil viele Faktoren mitspielen und eine ausgeglichene Meisterschaft zu erwarten ist, tippen wir beim EHC Kloten im Jahr der Bestätigung auf einen Rückschritt – und auf Rang 12.