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Eishockey-Nati: Zwei Höhepunkte und ein wichtiger Entscheid

Andy

Zweimal WM-Silber in Serie und eine Euphorie rund ums Team: Die Schweizer Eishockey-Nati hat sich beeindruckend entwickelt. Heute startet sie im finnischen Tampere mit dem ersten Turnier der Euro Hockey Tour sportlich in die Saison, in der zwei Highlights herausstechen und in der geregelt werden muss, wer nach der WM als Headcoach an der Bande steht.

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Lars Weibel, Director Sport bei der Swiss Ice Hockey Federation. © KEYSTONE/Peter Schneider

Zweimal hat es knapp nicht gereicht. 2024 unterlag die Schweiz im WM-Final Gastgeber Tschechien nach zwei späten Toren 0:2, im vergangenen Mai folgte dann die bittere 0:1-Niederlage in der Overtime gegen die USA. Die Enttäuschung war gross, gleichzeitig waren die beiden WM-Silbermedaillen ein klares Zeichen dafür, dass die Schweiz in der Weltspitze angekommen ist. Aber, wie Lars Weibel, Director Sport bei der Swiss Ice Hockey Federation, sagt: «Man ist nie zufrieden, bis man irgendwann ganz zuoberst steht.»

«Als Weltnummer 2 gehört man automatisch zu den Favoriten»

Die beiden mit Silber veredelten Turniere haben rund ums Nationalteam einiges verändert. Oder wie Lars Weibel erklärt: «Patrick Fischer hat es richtig gesagt: Wir können nicht mehr an eine WM reisen und sagen, die anderen seien die Favoriten. Als Weltnummer 2 gehört man automatisch zu den Favoriten. Das ist ein komplett anderer Approach für uns, an dem wir auch wachsen. Die Mannschaft ist so entschlossen, hat keine Zweifel mehr, es ist keine Frage der Mentalität, sondern wie es uns gelingt, bis am Ende konsequent weiter zu powern.»

Ein Grund für die Entwicklung und die heutige Stärke der Nati ist auch die Teilnahme an der Euro Hockey Tour, an der sie in Tampere heute gegen Finnland, am Samstag gegen Schweden und am Sonntag gegen Tschechien spielt, ehe Mitte Dezember mit den Swiss Ice Hockey Games in Zürich der zweite Anlass stattfinden wird. Zu Beginn sei vereinzelt polemisiert und seien die Niederlagen ins Zentrum gestellt worden, sagt Lars Weibel über die Anfänge der Schweiz in der Euro Hockey Tour. «Aber ohne die Möglichkeit, sich in diesen Jahren mit den Top-Teams zu messen, wären wir heute nicht da, wo wir sind. Zudem sieht man den Prozess. Am Anfang haben wir oft verloren und hatten nur wenige Chancen, dann verloren wir knapp – und letztes Jahr haben wir begonnen, einzelne Spiele zu gewinnen. Da sieht man, wie man wächst und dass es viel besser ist, sich mit den Besten zu messen, auch wenn es am Anfang pickelhart ist.»

Diese Turniere sind auch in dieser Saison eine wertvolle Vorbereitung auf die ganz speziellen Momente, auf die zwei absoluten Highlights: die Olympischen Spiele in Italien im Februar und die Heim-WM in Zürich und Fribourg im Mai. Es seien zwei komplett unterschiedliche Turniere mit anderen Voraussetzungen, so Weibel: «Bei Olympia stösst die Hälfte der Mannschaft salopp gesagt zwei Tage vor dem Turnier zum Team, es gibt keine Vorbereitungszeit und man muss das Aufgebot schon im Dezember bekanntgeben, während man an einer WM vier Wochen Vorbereitung und einen Selektionsprozess hat.»

Planen kann man an den Olympische Spielen aber – Verletzungen ausgenommen – mit den Superstars aus der NHL, von Roman Josi, Nico Hischier oder Kevin Fiala und Timo Meier bis hin zu Jonas Siegenthaler und Nino Niederreiter. Sie gehören nicht nur zu den Weltbesten auf dem Eis, sondern sind auch eindrückliche Persönlichkeiten, welche die Nati in allen Belangen bereichern. «Sie sind geerdet, schätzen kleine Details extrem und legen auf diese auch grossen Wert», sagt Lars Weibel. Jeder in der Mannschaft lebe den «Team first»-Gedanken, das Credo «No one is bigger than the team» sei verankert. «Jeder wertschätzt und respektiert den anderen und jeder weiss, dass es nicht ohne den anderen geht. Das führt zu einer flachen Hierarchie, da spielt es keine Rolle, wer bei welchem Klub und in welcher Liga spielt. Das ist die wahre Power dieser Mannschaft.»

«Das olympische Turnier ist viel komprimierter, da heisst es: Achtung, fertig los und alles muss sitzen»

Die Spiele in Tampere sind nun der Aufgalopp in diesen speziellen Winter mit den beiden Highlights, wobei zuerst Olympia im Fokus steht. «Man kann Olympia und die WM aber nicht vergleichen, es sind andere Gegebenheiten«, so Weibel. «Das olympische Turnier ist viel komprimierter, da heisst es: Achtung, fertig los und alles muss sitzen. Das ist schwieriger zu planen und vorzubereiten.» Für ihn als Director Sport ist aber auch die Heim-WM eminent wichtig. Sie ist ein Leuchtturm, eine Chance, um das Eishockey zu positionieren, junge Mädchen und Jungs fürs Eishockey zu animieren, «davon hängt die Zukunft dieses Sports ab und deshalb muss diese Plattform gut genützt werden».

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Noch ist offen, ob Patrick Fischer auch in Zukunft Schweizer Nationalcoach ist.

Neben der anstehenden Höhepunkte hat Lars Weibel eine weitere wichtige Aufgabe zu lösen: Der Vertrag von Nationaltrainer Patrick Fischer läuft nach der Heim-WM aus. Es scheint gut möglich, dass dann eine zehn Jahre lange und erfolgreiche Ära endet. Verschiedentlich wurden schon mögliche Nachfolger thematisiert, von Jan Cadieux bis hin zu Thierry Paterlini oder Luca Cereda. «Fischi hat ein sehr gutes Gespür, ist extrem selbstreflektierend und selbstkritisch und hat klare Visionen und Ziele», erklärte Lars Weibel kürzlich, und wies dann in den letzten Tagen darauf hin, dass der Puck beim Nationaltrainer liege, der sich diese Priorität verdient habe. Gleichzeitig erklärte er, dass Fischer nicht wie teilweise spekuliert ein Ultimatum für den Entscheid gestellt worden sei: «Er darf sich seinen Entscheid auch länger überlegen, theoretisch sogar bis nach der WM.» Wobei der Verband selbstverständlich gleichzeitig an einem Plan B arbeitet, um bei einem Abgang Fischers nicht bei Null beginnen zu müssen. Klar ist damit, dass uns die Eishockey-Nati auch in den kommenden Wochen und Monaten beschäftigen wird. Auf und neben dem Eis.

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