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«Entscheidend ist, wer es am Tag X besser aufs Eis bringt»

Andy

Der SC Bern hat sich dank dem Last-Minute-Erreichen der Playoffs die Möglichkeit erarbeitet, eine bislang schwache Saison erfolgreich abzuschliessen. Im heute beginnenden Viertelfinal-Derby gegen den EHC Biel ist einmal mehr Verteidiger und Marathonmann Ramon Untersander (32) besonders gefordert.

Unti
Ramon Untersander ist der Marathonmann des SC Bern. © IMAGO / Pius Koller

Nach einer bescheidenen Regular Season hat der SCB mit den Siegen gegen Kloten die Playoffs erreicht. Wie gross ist die Erleichterung?
Ramon Untersander: Die ist auf jeden Fall gross. Es war unser Ziel, in dieser Saison die Playoffs zu erreichen, nun haben wir dieses erste Miniziel erreicht. Ein gewisser Druck ist sicher abgefallen, aber wir sind nicht völlig losgelöst oder so, sondern einfach froh, die Playoffs bestreiten zu können.

Der Gegner ist der EHC Biel, was erwarten Sie da?
Eine sehr gute Serie mit vielen Emotionen, es ist ein Derby. Biel ist eine sehr gute Mannschaft, hat eine unglaublich gute Regular Season gespielt, war offensiv eines der stärksten Teams der Liga. Die Bieler spielen ein sehr gutes Hockey, verfügen über viele technisch starke Spieler – das gibt sicher spannende und gute Spiele.

«Wir können uns in jedem Bereich steigern, von der Offensive über die Defensive, die Special Teams bis zum Spiel Fünf gegen Fünf»

Was muss beim SCB besser werden?
Wir können uns in jedem Bereich steigern, von der Offensive über die Defensive, die Special Teams bis zum Spiel Fünf gegen Fünf. Es besteht überall Potenzial und wir müssen probieren, uns Spiel für Spiel zu steigern und je nach Situation auch die richtigen Anpassungen vornehmen. Eine solche Serie ist ein Hin und Her, da muss man immer wieder reagieren. Da spielt auch die Taktik mit.

Sie standen in den Pre-Playoffs durchschnittlich 26:54 Minuten auf dem Eis – eine unglaubliche Zahl…
Ja, es ist viel Eiszeit und am Ende entscheidet der Trainer, wer wie lange auf dem Eis steht. Wenn ich spiele, versuche ich immer mein Bestes zu geben und nach den Spielen geht es darum, sich so gut wie möglich zu erholen. Manchmal gelingt das etwas besser, manchmal etwas schlechter. Nicht jeder Tag fühlt sich genau gleich an. Aber wichtig ist, gerade auch bei der Regeneration zu versuchen, das Maximum herauszuholen und dann in der Lage zu sein, die Eiszeit zu stemmen.

Sie waren auch während der Regular Season der meisteingesetzte SCB-Spieler. Ist es wichtig für Sie, ein Marathonmann und so im Rhythmus zu sein?
Mit unserem Verteidigercoach Christer Olsson ist abgesprochen, dass für mich die Dauer, bei der ich noch bei jedem Einsatz pushen kann, etwa 25 Minuten pro Spiel beträgt, auch wenn das natürlich je nach Intensität des Spiels unterschiedlich sein kann. Ist die Eiszeit grösser, kann es sein, dass man sich die Einsätze zwar nicht einteilt, aber nicht jeden Check fertig fährt, nicht jedes Duell gleich angeht. Während der Regular Season kann ich bei 25 Minuten jeden Shift voll pushen, in den Playoffs geht es dann aber um Alles. Wenn wir gegen Kloten das dritte Spiel verloren hätten, dann hätte ich nun Ferien und könnte mich erholen. So gesehen machen die paar Minuten, die ich nun mehr gespielt habe, den Braten auch nicht «feiss».

«Mein Körper auf diese Belastung vorbereitet, dafür trainiert, diese Eiszeit zu stemmen»

Ist Müdigkeit bei Ihnen überhaupt ein Thema?
Natürlich, das gehört dazu, aber wie gesagt: Ich versuche, mich so gut wie möglich von den Spielen zu erholen und investiere viel in die Regeneration, habe gute Unterstützung von meiner Frau, die mich am Morgen schlafen lässt und es ermöglicht, dass ich wegen den Kindern nicht immer aufstehen muss. Auch unser Hund hilft mir bei der Regeneration. Ich gehe täglich ein bis zwei Stunden mit ihm spazieren oder mit dem Velo an die frische Luft, bewege mich so. Ich habe erst vor ein zwei Jahren gemerkt, wie hilfreich mir unser Hund, den wir seit elf Jahren haben, bei der Erholung ist. Am Ende konzentriere ich mich aber einfach aufs nächste Spiel. Und es ist ja auch nicht jeder Match gleich streng wie der andere, wenn man mit zwei, drei Toren Unterschied führt ist es ein ganz anderes Spiel, als wenn man einem Rückstand nachrennen muss, was bei uns in dieser Saison oft der Fall war. Nun habe ich in dieser Saison 53 Spiele absolviert, was auch wie ein Training ist, zudem ist mein Körper auf diese Belastung vorbereitet, dafür trainiert, diese Eiszeit zu stemmen. Aber klar, jeder Mensch hat seine Grenzen, mal bessere oder schlechtere Tage, ist mal mehr oder weniger spritzig, mal etwas träge. Und dann versucht man, sein Spiel anzupassen, das Spiel generell besser zu lesen, einfacher zu spielen, die Shifts etwas kürzer zu halten, das ganze Paket so zu halten, um das Optimum herauszuholen.

Mit dem Viertelfinal gegen Biel kann der SCB die Saison retten, zumal Biel gewinnen muss und der SCB darf…
So würde ich das nicht unbedingt sagen, aber wir haben uns diese Situation nun erarbeitet. Wir mussten in dieser Saison viele Widrigkeiten wegstecken, aber als Mannschaft haben wir über diese sechs, sieben Monate hinweg jeden Tag hart an uns und am Team gearbeitet. Jetzt stehen wir im Viertelfinal und konzentrieren uns – so abgedroschen es tönt – aufs nächste Spiel. Heute interessiert mich nicht mehr, was war, das spielt keine Rolle mehr.

Wie erleben Sie die Polemiken, die es in dieser Saison rund um den SCB immer wieder gab? Kann man diese einfach so wegstecken?
(lacht) Wann hat es diese Polemiken nicht gegeben? 

«Wir müssen das ausblenden und dürfen uns nicht zu sehr darauf einlassen, was geschrieben oder gesagt wird»

Stimmt, der Wurm steckt schon länger drin.
In Bern sind die Medien immer ein grosses Thema, das wissen wir. Wir müssen das ausblenden und dürfen uns nicht zu sehr darauf einlassen, was geschrieben oder gesagt wird.

Grundsätzlich hat der SCB aber eine Mannschaft, die in die Playoffs gehört und da auch viel erreichen kann. Korrekt?
Das kann man so sagen. Wir haben eine gute Mannschaft, bringen sehr viel Qualitäten mit. Aber das ist bei den anderen Teams auch so. Die Liga ist nicht mehr wie vor fünf, sechs Jahren, heute liegt alles viel näher beieinander, alles ist ausgeglichen, am Ende sorgen die Details für die Differenz. Entscheidend ist, wer es am Tag X besser aufs Eis bringt.

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