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Erlebt Liverpool die grösste Transfer-Pleite aller Zeiten? Zwei Meinungen!

Andy-Pat

482,9 Mio. investierte der FC Liverpool im Sommer in Transfers. Der mit Abstand grösste Betrag im europäischen Klubfussball, für Spieler wie Alexander Isak, Florian Wirtz, Hugo Etikité oder Milos Kerkez. Das Resultat: Niederlagen en masse, zuletzt ein 0:3 im Cup gegen Crystal Palace. Werden wir gerade Zeugen des grössten Transfer-Debakels aller Zeiten? Unsere Redaktoren Andy Maschek und Patrick Y. Fischer sind sich nicht einig.

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In dieser Saison kein seltenes Bild: Enttäuschung und hängende Köpfe bei Liverpool. © IMAGO / Propaganda Photo

Andy Maschek sagt: Ja

Siebter Platz in der Premier League, sieben Punkte Rückstand auf Leader Arsenal und als Titelverteidiger zwei Punkte weniger auf dem Konto als der von Granit Xhaka angeführte Aufsteiger Sunderland. Niederlagen gegen Crystal Palace in der Meisterschaft, Community Shield und im Cup, dazu verlorene Matches gegen Brentford oder Galatasaray. Der Liverpool FC ist angezählt, taumelt und wird in der Fussballwelt aktuell nicht nur belächelt oder bemitleidet, sondern gar verspottet. «Bitte spielt gegen uns», hiess es auf der Plattform X im Post eines Fanaccounts der Nationalmannschaft von San Marino unter einem Beitrag über die 0:3-Niederlage Liverpools im Cup gegen Crystal Palace. Das tut weh. Zur Erinnerung: San Marino belegt in der FIFA-Weltrangliste aktuell Rang 210…

Es ist natürlich zu früh, um final abzurechnen und Liverpool und seine Transfers im Boden zu versenken. Der Gewinn der Champions League ist nach wie vor möglich, und auch in der Premier League muss die Titelverteidigung noch lange nicht abgehakt werden. Aber Anspruch und Wirklichkeit klaffen bei den Reds aktuell weit auseinander, viel zu weit sogar.

Die aktuelle Misère ist auch ein Zeichen, dass Geld keine Tore schiesst und grosse Namen alleine den Erfolg nicht garantieren. 1,15 Milliarden Euro beträgt der Marktwert des Kaders, nur Real Madrid (1,40 Mia.), Arsenal (1,31 Mia.) und Manchester City (1,21 Mia.) werden von transfermatkt.de noch höher eingestuft. Einen grossen Anteil an diesem Wert haben die Millionentransfers dieses Sommers, von Alexander Isak (von Newcastle, 145 Millionen) über Florian Wirtz (Leverkusen, 125 Millionen), Hugo Ekitiké (Frankfurt, 95 Millionen), Milos Kerkez (Bournemouth, 47 Millionen), Jeremie Frimpong (Leverkusen, 40 Millionen) bis hin zu Giovanni Leoni (Parma, 31 Millionen).

Aber gerade diese «Star-Einkaufswut», die das Kader stärken sollte, könnte zumindest ein Teil des Problems sein. Denn die Bilanz der Neuen ist, gelinde gesagt, überschaubar. Isak kommt in wettbewerbsübergreifend acht Spielen auf ein Tor und einen Assist und ist nicht fit. Florian Wirtz wartet auch nach 13 Matches auf sein erstes Tor. Von den neuen Angreifern zeigte sich einzig der Franzose Hugo Ekitiké stark, mit sechs Treffern ist er der beste Torschütze des Teams, noch vor Mohamed Salah, der viermal einnetzte.

Der Grat ist im Spitzenfussball schmal. Liverpool kann sich erholen und auch in dieser Saison noch grosse Titel holen. Doch ich glaube, dass die Mischung nicht stimmt. Dass Liverpool zu viele hochbezahlte Häuptlinge und zu wenig Indianer hat. Dass zu wenig füreinander gekämpft wird und irgendwann die einzelnen Egos zu fest gepflegt werden, jeder sich selber am nächsten ist. So wie es vor nicht allzu lange Zeit bei Paris Saint-Germain der Fall war, als Lionel Messi, Kylian Mbappé und Neymar zwar viel Glamour versprühten, die Krönung in der Champions League aber ausblieb. Und im Endeffekt das Geld im Vergleich zum Geist überwog.

Noch kann Liverpool diese unheilvolle Tendenz stoppen. Doch der Turnaround muss bald folgen. Die nächsten drei Gegner sind Aston Villa, Real Madrid und Manchester City. Eine eindrückliche Reaktion ist gefragt. Denn wenn Arne Slot und sein Team erst mal richtig in der Negativspirale stecken, wird es schwierig, diese zu verlassen. Und dann kann man definitiv von der grössten Transferpleite aller Zeiten sprechen.

Patrick Y. Fischer sagt: Nein

Zugegeben, die nackten Zahlen sind nicht gerade berauschend: Sechs Niederlagen in den letzten sieben Partien (wettbewerbsübergreifend), Rang 7 nach neun EPL-Spieltagen und bereits sieben Punkte Rückstand auf die Tabellenspitze. Dazu offensive Hochkaräter mit Ladehemmungen (Florian Wirtz) und Verletzungen (Alexander Isak), aber eingekauft für gemeinsam 270 Mio. Euro. Oder anders ausgedrückt: Eine mehr als nur unglückliche Zwischenbilanz.

Aber genau das ist der Punkt: Wer sagt denn, dass sich das nicht auch wieder ändern kann? Schliesslich trifft Hugo Etikité, der dritte grosse Sommereinkauf im (offensiven) Bunde, bislang regelmässig (6 Tore). Und weder in der EPL, in der Champions League noch im weniger bedeutenden FA-Cup ist die Messe bereits gelesen – im Gegenteil. Gerade einmal ein Viertel der Saison ist gespielt und es ist absolut nicht ausgeschlossen, dass der FC Liverpool und seine neuen Stars genauso schnell wieder in die Erfolgsspur finden, wie sie diese vor wenigen Woche verlassen haben. Zur Erinnerung: Zum Start in die Saison reihten die Reds sieben Siege in Folge aneinander und bezwangen dabei u.a. die Tabellenführer FC Arsenal und Bournemouth.

Klar ist aber auch, dass die für viel Geld geholten Verstärkungsspieler, die in sie gesetzten Erwartungen bislang (z.T. auch aufgrund von Verletzungen) nicht erfüllen konnten. Bleibt es dabei, müsste man deshalb selbst im Fall eines Liverpooler Titelgewinns auf dem Rücken der gestandenen Kräfte um Virgil van Dijk, Mo Salah oder Dominik Szoboszlai konstatieren, dass der Liverpool Transfersommer 2025 nicht die gewünschten Ergebnisse herbeigeführt hat. Noch nicht.

Denn schliesslich hat der LFC den 18-jährigen Giovanni Leoni (31 Mio., Kreuzbandriss), den 21-jährigen Milos Kerkez (46,9 Mio.) den 22-jährigen Florian Wirtz (125 Mio.), den 23-jährigen Hugo Etikité (95 Mio.), den 24-jährigen Jeremie Frimpong (40 Mio.) und den zum Zeitpunkt des Wechsel noch 25-jährigen Alexander Isak (145 Mio.) nicht nur deshalb verpflichtet, weil sie dem letztjährigen EPL-Champion im Hier und Jetzt zur Titelverteidigung oder gar dem Titel in der UEFA Champions League verhelfen sollen. Liverpool hat diese Spieler verpflichtet, um mit ihnen frühzeitig den Aufbau einer neuen Mannschaft einzuleiten.

Dieses Vorhaben klappt bislang nicht wie erwartet (oder erhofft). Das alleine macht den Liverpooler Transfersommer 2025 aber nicht bereits drei Monate später zu einem der grössten Flops der Geschichte. Dazu braucht es mit Blick auf die aktuelle Spielzeit mindestens zwei bis drei weitere Niederlagen in der Premier League sowie ein Ausscheiden auf europäischer Ebene. Und was man bei den ganzen Diskussion um die «fehlinvestierten 500 Mio. Euro» ebenfalls nicht ganz ausser Acht lassen sollte: Liverpool hat diesen Sommer auch Spieler im Wert von 219,50 Mio. Euro verkauft.

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