Erneut ein frühes Out: Auch Paris kann Wawrinka nicht mehr tragen
6:7, 3:6 und 2:6 in zwei Stunden und vier Minuten: Stan Wawrinkas French Open sind auch in diesem Jahr frühzeitig beendet. In seinem womöglich letzten Auftritte in Paris blieb der Romand gegen den Briten Jacob Fearnley (ATP 55) über weite Strecken chancenlos. Kehrt er noch einmal an sein Lieblingsturnier zurück?
Es reicht nicht mehr
Alles hatte man beim Pariser Grand-Slam-Turnier dafür getan, Stan Wawrinka noch einmal ein letztes sportliches Hurra zu ermöglichen. Erst verhalf man dem 40-jährigen Weltranglisten-138. mittels Wild Card zum direkten Einzug in die Main Draw, dann meinte es die Losfee in der Person von Jacob Fearnley (ATP 55) durchaus gütig mit dem dreifachen Grand-Slam-Champion. Gegen den in Paris debütierenden Briten musste doch was gehen, so zumindest die Meinung der noch immer zahlreichen Anhänger des Lausannois, doch gut zwei Stunden später hatte das Geschehen auf Court Nr. 14 alle wieder eingeholt. Im ersten Direktduell mit dem 23-jährigen Briten war Wawrinka nach ausgeglichenem Startsatz chancenlos, wie es eigentlich bei nüchterner Betrachtung nicht anders zu erwarten gewesen war. Zu schwach sind seit geraumer Zeit die Leistungen des Romands. Aber eben, es war Roland Garros, ein besonderes Turnier für den ältesten Teilnehmer in der Einzelkonkurrenz, der hier 2003 mit einem Sieg bei den Junioren seine grosse Karriere lancierte. Aber mittlerweile vermag ihn auch der Mythos French Open nicht mehr zu tragen.
Fortsetzung der letzten Jahre
Einst gehörte Stan Wawrinka auf der Anlage der Fédération Francaise de Tennis zu den alljährlichen Titelanwärtern, erreichte zwischen 2015 und 2017 zweimal das Endspiel, dazwischen das Halbfinale und triumphierte vor exakt zehn Jahren in einem denkwürdigen Finale vs. Novak Djokovic. Doch seit der Viertelfinalqualifikation 2019 kommt Wawrinka auch im Pariser Westen nicht mehr auf Touren. Zahlreiche Verletzungen und das zunehmende Alter haben Stan den Zahn gezogen, seine noch immer druckvollen Schläge und die wundervolle Backhand der Konstanz beraubt. Hinzu kommt, dass die vielen Niederlagen ihren Spuren hinterlassen haben. «Tennismässig und physisch habe ich mich wirklich gut vorbereitet, aber im Match habe ich zu sehr gezögert, ich vertraute mir nicht. Trotz all meiner Jahre Erfahrung», konstatierte Wawrinka im Anschluss an das Duell mit Fearnley. Eine ernüchternde Erkenntnis für einen alten Hasen wie den Romand, der genau weiss, dass ein Tennisprofi ohne Selbstvertrauen auf verlorenem Post steht. Überraschen konnte diese Erkenntnis jedoch nicht. Seit dem Sommer 2023 (3. Runde Wimbledon, Finale Umag, 3. Runde US Open) wartet Stan mittlerweile auf jene Art von Erfolgserlebnis, welches ihm als Basis für einen letzten Höhenflug dienen könnte.
Chancenlos – und trotzdem gefeiert
Immerhin ermöglichte ihm die Partie mit dem 23-jährigen Rechtshänder noch einmal eine temporäre Rückkehr in eine Zeit, in der Wawrinka das Pariser Publikum in Massen zu begeistern vermochte. Beim Stand von 6:7, 3:6 und 1:2 gelang «Stan the Man» noch einmal ein Break, was vom gefühlt zu 110% hinter im stehenden Publikum mit frenetischen Ovationen und Schlachtgesängen gefeiert wurde. Keine 15 Minuten später jedoch, schlug Fearnley einen letzten Service-Winner und beendete Wawrinkas French Open Kampagne – zumindest für dieses Jahr. Ob der Vaudois im nächsten Jahr und im Alter von dann 41 Jahren noch einmal auf der Anlange Nahe des Bois de Boulogne antreten wird, ist offen, erscheint aber auch Wawrinka selbst zunehmend unwahrscheinlich: «Es gibt keine Garantie, dass ich nächstes Jahr wieder dabei bin», sagte er. «Wenn ich nicht ein paar Matches gewinne, um mein Ranking zu verbessern, werde ich nicht mehr hier spielen.» Nicht nur Schweizer Tennisfans würde diese immer näher rückende Realität mit Sicherheit bedauern.