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Exklusiv - Yann Sommer: «Dem Klub den zweiten Stern bringen!»

Andy-YnS

Nachdem wir in der ersten Hälfte des vor einigen Tagen veröffentlichten Interviews die kommenden grossen Termine mit der Nati besprochen haben, sprachen wir mit Yann Sommer über seine erste Saison in Italien, über Inter und... Elfmeterschiessen. Der Schweizer Torhüter hat sich offen und mit Präzision geäussert.

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Yann Sommer scheint in dieser Saison bei Inter auf seinem höchsten Niveau zu sein © IMAGO / ZUMA Wire

Es scheint, als sehen wir aktuell die beste und stärkste Version von Yann Sommer. Einverstanden?

Yann Sommer: Ich fühle mich im Moment sehr, sehr gut, spiele in einer Mannschaft, die mein Torwart-Spiel enorm unterstützt. Mir wird durch ihr wirklich sehr gutes Spiel die ganze Situation vereinfacht. Es funktioniert, die Verbindung zur Mannschaft passt. Ich trainiere sehr akribisch und hart – ja, das Momentum ist auf meiner Seite. Eine tolle Situation!

 

Wo sehen Sie die Unterschiede zu Yann Sommer vor einem Jahr bei Bayern München? Gibt es etwas, von dem Sie sagen, dass es speziell besser wurde?

Solche Vergleiche sind immer schwierig. Ich war bei Bayern München in einer ganz anderen Situation, kam im Winter in den Klub. Es waren für die Mannschaft und den Klub chaotische Zeiten, es war ein schwieriges, am Ende aber dennoch sehr erfolgreiches halbes Jahr. Nun ist es anders. Ich habe auf die neue Saison hin als Nummer 1 zu Inter Mailand gewechselt und hatte so am Anfang, in der Saisonvorbereitung, ein wenig Eingewöhnungszeit und konnte die Mannschaft und den Klub kennenlernen. Das vereinfacht alles ein wenig. Dazu kam, dass wir einen guten Saisonstart hatten, als Mannschaft konstant auftreten, auch wenn es zuletzt weniger erfolgreiche Spiele gab, beispielsweise das Ausscheiden aus der Champions League gegen Atlético oder das Unentschieden gegen Neapel. Die generelle Konstanz der ganzen Mannschaft hilft aber natürlich auch mir.

 

Erleben Sie die schönste Zeit in Ihrer Karriere?

Das würde ich nicht sagen. Ich habe mir kürzlich überlegt, was in den letzten Jahren alles passiert ist und kann sagen: Ich hatte eine wunderschöne Zeit beim FC Basel, eine wunderschöne Zeit bei Gladbach, eine sehr lehrreiche und am Schluss auch gute, Zeit in München – und nun erlebe ich eine sehr tolle Zeit bei Inter. Es waren in allen Phasen unterschiedliche Situationen, aber ich hatte viele Highlights und tolle Zeiten.

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Yann Sommer parierte einen Elfmeter gegen Atlético. IMAGO / NurPhoto

Haben Sie sich einst als kleiner Junior beim FC Herrliberg eine solche Karriere vorgestellt?

Natürlich nicht, zumal man sich als kleiner Junge nicht vorstellt, für einen grossen Klub oder die Nationalmannschaft zu spielen, sondern einfach das Ziel hat, Profifussballer zu werden. Ich hatte einfach immer mega Freude am Fussball, war in jeder freien Minute draussen am Spielen und habe alles in den Fussball investiert – dies aber aus Eigenmotivation, weil ich Spass daran hatte. Aber klar, wenn ich sehe, was in den letzten Jahren passiert und wie es gelaufen ist, ist es schon cool.

 

In der Champions League gegen Atlético wären Sie fast wie an der EM 2020 im Penaltyschiessen zum Helden geworden. Arbeiten Sie speziell an diesem Aspekt? Wie bereiten Sie sich in den Wochen vor, aber auch während des Spiels und vom Schlusspfiff der Verlängerung bis zum ersten Elfmeter vor?

Leider hat es dieses Mal nicht funktioniert. Aber ich bereite mich vor jedem Spiel, auch in der Serie A, auf mögliche Elfmeterschützen vor. Es ist immer ein Thema, wer der Schütze sein könnte, man schaut sich entsprechende Videos an und überlegt sich, wie er den nächsten Elfmeter schiessen könnte. In der Champions League war das auch so, wir haben uns so gut vorbereitet wie möglich, obwohl man im Vorfeld natürlich nie weiss, wer dann im Endeffekt der Schütze sein wird. Aber man bekommt so ein ungefähres Bild.

 

Simone Inzaghi ist ein extrem pingeliger Trainer, der dafür bekannt ist, seine Spiele bis ins kleinste Detail vorzubereiten. Wie sieht bei Inter die Spielvorbereitung mit ihm aus?

Er ist sehr, sehr akribisch, überlässt nichts dem Zufall, macht keine Kompromisse. Er gibt aber wie alle Cheftrainer auch Aufgaben an Assistenten ab, die dann beispielsweise den taktischen Teil auf dem Platz leiten. Da geht es etwa darum, wie man gegen diesen Gegner von hinten aufbaut, wie er steht, was unsere möglichen Lösungen sind. Und natürlich auch um Standardsituationen, denn für mich ist es wichtig, wie wir bei Eckbällen stehen, was der Gegner gut macht, wie er die Bälle schlägt. Wenn wir ins Spiel gehen, sind wir auf alles top vorbereitet –und trotzdem passiert immer wieder mal etwas Unerwartetes, dass wir nicht gut stehen oder mir ein Fehler unterläuft.

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Cheftrainer Simone Inzaghi und Yann Sommer feiern einen Sieg. IMAGO / sportphoto24.

Bayern und Inter sind Schwergewichte im Weltfussball. Gibt es dennoch Unterschiede zwischen den beiden Klubs und den Ligen?

Da gibt es grosse Unterschiede. Die Bundesliga hat einen anderen Stil Fussball als die Serie A, die in meinen Augen etwas defensiver ist. Damit will ich aber nicht sagen, dass alle Mannschaften nur verteidigen. Es wird ein sehr interessanter Fussball in der Serie A gespielt. Wir bei Inter verteidigen zwar sehr gut, sind aber auch offensiv sehr gefährlich und erspielen uns viele Chancen. Unserem Spiel zuzuschauen, wenn wir gut spielen, macht Spass. In der Bundesliga ist die Defensive dagegen oftmals etwas offener gestaltet, taktisch vielleicht nicht so akribisch wie in Italien.

 

Und wie sieht es mit den Klubs aus?

Die Mentalität in Italien ist eine ganz andere als in Deutschland. Es sind beides grosse Vereine, es besteht viel Druck, es läuft viel rund um die Klubs. Die Bayern waren in den letzten Jahren wohl etwas erfolgreicher, aber es sind beide absolute Topklubs, die auch sehr stark im Fokus der Medien stehen, die alles auseinandernehmen.

 

Wie haben Sie und Ihre Familie sich an die Stadt Mailand gewöhnt?

Wir haben uns mittlerweile gut eingelebt und wohnen etwas ausserhalb Mailands, eher in Richtung Como und Schweizer Grenze, wo auch unser Trainingszentrum liegt. In Italien funktionieren einige Dinge aber schon anders als in Deutschland. Es ist ein anderes Leben, was auch gut so ist, eine andere Mentalität der Menschen, ab und zu wird alles etwas legerer genommen als in Deutschland. Es ist sehr cool, und ich mag die Mentalität in Italien sehr, die Menschen sind freundlich und offen, zeigen, was sie denken und wie sie fühlen. Aber wir hatten auch in Deutschland eine gute Zeit.

 

Sie sind auf bestem Weg, nach der Meisterschale mit Bayern nun mt Inter den Scudetto zu gewinnen. Was würde Ihnen dieser Titel bedeuten? Wie wäre sein Stellenwert?

Es ist natürlich ein grosses Ziel von uns, in dieser Saison den Scudetto zu gewinnen. Dieser Titel würde dem Klub auch den zweiten Stern bringen, was eine grosse Bedeutung hätte. Meister zu werden, ist in jedem Land das Grösste, das man erreichen kann. Die deutsche Meisterschaft mit den Bayern war emotional sehr schön, auch wenn ich nur ein halbes Jahr da war. Nun bin ich ein ganzes Jahr in Mailand, arbeite mit dem Team, um alle drei Tage bereit zu sein, auf hohem Level Fussball zu spielen – und dann eine Saison mit dem Titel zu beenden, ist wunderschön. Wir werden alles dafür tun, um in den nächsten Wochen die fehlenden Punkte einzufahren.

 

Und der Stellenwert?

Im Endeffekt ist jeder Titel einzigartig, hat einen speziellen Stellenwert in einer Karriere.

 

Sie haben viel dazu beigetragen, dass Inter an der Spitze steht: Wettbewerbsübergreifend 37 Spiele, davon 23 ohne Gegentor, viel Lob von allen Seiten: Ihnen muss es hervorragend gehen…

Mir geht es sehr gut, ja. Aber diese zu-Null-Statistik ist für mich ein absoluter Teamwert. Wir arbeiten als Team dafür, unser Tor zu verteidigen – vom Goalie bis zum Stürmer, in jedem Spiel. Wenn wir als Mannschaft funktionieren, kompakt sind, mit viel Motivation und Energie unser Tor verteidigen, kann es solche Werte geben. Aber klar, als Goalie hat man auch seinen Anteil daran, muss seine Paraden zeigen. Am Ende haben wir aber bisher eine absolute Top-Teamleistung gezeigt.

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