Exklusiv - Yann Sommer: "Es ist Bayern gegen PSG nicht Mbappe gegen Sommer"
Wenige Tage vor dem Spiel gegen PSG, bei dem die ganze Welt zuschauen wird. Yann Sommer, der Schweizer Torhüter des FC Bayern, gab uns ein exklusives Interview. Er blickt auf seine ersten Monate in der bayerischen Landeshauptstadt zurück und freut sich schon auf die nächsten entscheidenden Spiele.
Als wir das letzte Mal mit dir sprachen (August 2022), hast du uns gesagt, dass du am Ende der laufenden Saison über deine Zukunft nachdenkst. Heute bist du ein Spieler des FC Bayern, kannst du uns erzählen, wie es dich hierher verschlagen hat (Überlegungen, erste Kontakte)?
Der erste Kontakt kam vor ungefähr 2 oder 3 Monaten zustande, nachdem Manuel Neuers Verletzung passiert ist. Danach ging es eigentlich sehr schnell. Als alles entschieden war, bin ich nach München gekommen und direkt nach zwei Tagen war bereits das erste Spiel. Und klar, es verändert sich natürlich ziemlich viel. Man ist in einem neuen Club, der grosse Ansprüche und Ziele hat, was natürlich schön ist als Fussballer. Ich habe mich über diesen Wechsel sehr gefreut. Natürlich passt man dann auch seine eigenen Ansprüche und Ziele an. Daher freue ich mich jetzt auf die nächsten Aufgaben.
Wie hast du dich an den Verein angepasst? Hattest du schon "Freunde", die dir bei der Integration geholfen haben?
Nein, ich kannte noch niemanden wirklich gut vorher. Aber das ging sehr schnell. Die Mannschaft hat mich nach meiner Ankunft gut aufgenommen und der ganze Club hat mich sehr herzlich empfangen. Das ist als Spieler natürlich sehr wertvoll, wenn man zu einem neuen Club kommt und es einem einfach gemacht wird, sich wohl zu fühlen. Auch in der Kabine hat alles super geklappt.
Welche Vorurteile hattest du über den FC Bayern (Verein, Kabine, Atmosphäre), bevor du unterschrieben hast, die jetzt, da du den Verein von innen gesehen hast, ausgeräumt bzw. widerlegt sind?
Eigentlich nicht, nein. Ich habe mich natürlich vorher, als ich noch bei Borussia Mönchengladbach gespielt habe, mich mit Bayern München nur als Gegner beschäftigt. Und klar, wenn sie in der Champions League gespielt haben, habe ich mir gewisse Spiele angeschaut. Aber ansonsten habe ich mich nicht gross mit Dingen beschäftigt, die in Bayern stattfanden, da ich mich mit Gladbach beschäftigt habe. Was ich aber gemerkt habe ist, dass der Club gross ist: Es ist ein Weltclub mit grossen Zielen, und trotzdem intern sehr, sehr herzlich, bodenständig und menschlich. Das ist etwas, was mich nicht überrascht hat, aber ich habe mich sehr darüber gefreut. Man hat das harte Business auf der einen Seite, und intern im Club hat man professionelles Arbeiten, aber sehr, sehr menschlich, und das ist schön.
Welcher Spieler hat dich im Training am meisten überrascht?
Ich kannte die Spieler natürlich schon sehr gut, weil wir in der Liga schon oft gegeneinander gespielt haben. Daher gab es auch keine extremen Überraschungen. Ich war sehr positiv überrascht, wie die Mannschaft lebt und wie sie auf dem Platz funktioniert. Auch in den Trainings sind die Ansprüche untereinander sehr gross. Man erwartet viel von den anderen Spielern und das ist extrem positiv, weil es als Mannschaft der erfolgreichste Weg ist. Ich wusste über die Qualität der Mannschaft und der einzelnen Spielern und darum ist es jeden Tag eine tolle Zusammenarbeit.
Und auf persönlicher Ebene bist du schon mit deiner Familie umgezogen oder wohnst du im Moment noch in einem Hotel?
Wir sind gut angekommen. Meine Familie ist auch seit ein paar Tagen hier. Wir haben auch ein Zuhause gefunden, in das wir jetzt einziehen konnten und alles ist mittlerweile gut eingerichtet. Das war für mich auch ein wichtiger Schritt, dass wir als Familie jetzt richtig ankommen können. Davor war ich ein paar Wochen im Hotel, was natürlich nicht das gleiche ist und daher bin ich sehr glücklich darüber, dass wir jetzt zusammen hier sind.
Wie fühlst du dich ein paar Tage vor einem der wichtigsten Spiele der Saison, Bayern gegen PSG (auf Sky Sport mit blue Sport)?
Ja, natürlich. Der Druck ist grösser, wenn es ein KO-Spiel ist und es darum geht, ob man weiterkommt oder nicht. Aber ich freue mich riesig auf solche Aufgaben. Das sind genau die Aufgaben, die du als Fussballer haben willst. Die entscheidenden Spiele gegen grosse Mannschaften, zusammen mit einer grossen Mannschaft. Es gibt eigentlich nichts Schöneres. Es wird sehr spannend sein, denn es sind zwei gute Mannschaften, die gegeneinander spielen. Und wie bereits gesagt, werden wir uns sehr gut vorbereiten und alles dafür tun, um eine Runde weiterzukommen.
Du triffst auf einen Kylian Mbappe (zu 100 %), 2 Jahre nach eurer letzten berühmten Begegnung im Elfmeterschiessen bei der EM. Bist du bereit für dieses Duell im Spiel? Wie verhinderst du, dass dieser Spieler ein Tor schiesst?
Zuerst einmal sehe ich es als Duell von uns als Mannschaft gegen PSG. Es ist klar, dass sie individuell - wie mit Mbappe, Messi oder Neymar - sehr viel Qualität haben, wie wir auch. Darum ist es das Spiel “Bayern gegen PSG”. Natürlich bereitet man sich auf Spieler wie Mbappe sehr gut vor und man überlegt sich als Defensivmannschaft, wie man gegen ihn spielt. Und dann probiert, ihn im Spiel zu stellen und zu schauen, dass er wenig Freude am Spiel hat. Dann haben wir einen guten Job gemacht. Das ist primär unser grösstes Ziel.
Hier bist du endlich in einem "Anwärterteam" in der Bundesliga und in der Champions League. Welchen Unterschied siehst du in deiner Position, wenn du für einen Aussenseiter oder einen "Favoriten" spielst?
Was sich verändert ist, dass man in gewissen Spielen vielleicht ein bisschen weniger zu tun hat. Sonst verändert sich nicht viel. Vom Stil, wie der Fussball gespielt wird, ist es sehr ähnlich, wie wir es bei Gladbach gemacht haben. Ich war im Spiel sehr eingebunden und war hinten eine Anspielperson, und das bin ich bei Bayern jetzt auch. Aber es gibt halt viele Spiele in der Liga, bei denen man weniger zu tun hat. Das ist grundsätzlich aber etwas Positives: Das bedeutet, dass die Mannschaft sehr gut verteidigt, dass wir gut und kompakt stehen, und auch viel den Ball haben. Das ist für den Torwart absolut positiv. Das ist so das einzige, was sich in meinem Torwartspiel verändert hat.