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Exklusiv - Yann Sommer: «Wir brauchen viel Unterstützung, das Land hinter uns!»

Andy-YnS

Nati-Goalie Yann Sommer spielt bei Inter Mailand überragend und ist auch aus dem Tor der Schweizer Nationalmannschaft nicht mehr wegzudenken. In diesem grossen zweiteiligen Interview, das 48 Stunden vor dem Spiel gegen Dänemark geführt wurde, sprach der in Morges geborene Sommer unter anderem über die Nati, Granit Xhaka und die EM in diesem Sommer.

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Goalie Yann Sommer während einem Training. © © KEYSTONE / PETER KLAUNZER

Mit 88 Länderspielen sind Sie unter den Goalies mit grossem Abstand der Schweizer Rekordinternationale. Wie wichtig sind Ihnen solche Zahlen und Statistiken?

Yann Sommer: Klar, alle positiven Statistiken freuen mich. Und die Länderspiele zeigen mir: Wow, ich hatte schon eine lange Nati-Zeit! Das freut mich. Ich gebe zwar nicht viel Gewicht auf solche Statistiken, aber sie widerspiegeln, was man in den letzten Jahren gemacht hat, was man leistet.

 

Weitere Länderspiele werden dazu kommen, auch an der EM in Deutschland. Für Sie ist es bereits der sechste Grossanlass. Wird das langsam zur Routine?

Eine Routine wird das nie. Aber klar, wenn schon mehrmals erlebt hat, wird man sicherer, weiss, wie alles läuft, was einen erwartet – aber jedes einzelne Turnier ist sehr speziell, emotional. Als Fussballer mit dem eigenen Land einen solchen Grossanlass zu bestreiten, die Schweiz zu vertreten – das ist Stolz pur und wird immer so bleiben!

 

Es ist für Sie auch die Rückkehr nach Deutschland. Wie gross ist die Vorfreude?

Ich denke, dass Deutschland für eine tolle Stimmung sorgen wird, in den Städten und auch in den Stadien, die ich alle gut kenne. Ich habe viele Jahre in Deutschland gespielt, kenne viele Leute, es wird cool! Ich freue mich sehr auf dieses Turnier – und mit dieser Mannschaft die nächste Challenge anzugehen und so gut wie möglich abzuschneiden.

 

« Wir arbeiten für neue Highlights! »

 

Zum Abschluss der Gruppenphase kommt es auch noch zum Duell gegen die Deutschen, das ist ein Hammer…

Absolut, und das wird ein gutes Messen mit einer in meinen Augen immer noch besten Fussballnationen. Die Deutschen haben enorme Möglichkeiten bei den Spielern, und wir werden uns auch genau auf dieses Spiel in Frankfurt gegen Deutschland sehr gut vorbereiten.

 

Die 100-Länderspiele-Marke ist nicht mehr weit entfernt – und auch ein Ziel für Sie?

Wenn es passiert – cool! Aber ich warte ab, bin nicht auf solche Zahlen fixiert und brauche nicht 100 Länderspiele, um sagen zu können, dass nun meine Nati-Karriere abgerundet ist. In erster Linie will ich nun ein tolles und erfolgreiches Turnier spielen – und dann schauen wir doch einfach mal, wieviele Länderspiele noch dazu kommen.

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Tainer Murat Yakin diskutiert vor einem Training mit Goalie Yann Sommer. ©Keystone / Peter Klaunzer

Die Atmosphäre rund um die Nati war zuletzt etwas angespannt, die Leistungen durchzogen, es gab viel Kritik. Der Verband hat Trainer Murat Yakin bis zur Euro bestätigt und wollte nun auch vorzeitig verlängern. Wurden Spieler wie Sie vor dieser Entscheidung konsultiert?

Das ist die komplette Entscheidung des Verbandes, der die Gespräche mit dem Coach geführt hat. Aber natürlich werden die Spieler immer wieder mal gefragt, wie es läuft, wie es sich anfühlt. Da werden offene Gespräche geführt, was sehr wichtig ist. Wir haben resultattechnisch keine gute Qualifikation gespielt, das EM-Ticket aber gelöst und so unser wichtigstes Ziel erreicht. Selbstverständlich schauen wir als Team, mit dem Coach und dem Staff, sehr akribisch an, was wir was wir in Zukunft besser machen müssen. Denn wir wollen uns verbessern und gegen die grossen Nationen, auf die wir schon in der Gruppe treffen, erfolgreich sein.

 

Eine Viertelfinalqualifikation wie 2020 nach dem heroischen Weiterkommen im Penaltyschiessen gegen Frankreich würden wir Fussballfans schon sehr gerne wieder erleben…

…wir auch! Immer wenn man an ein Turnier reist, will man den maximalen Erfolg erreichen. Wir haben eine harte Gruppe, gute Gegner, gegen die wir eine sehr gute Tagesform und Leistung brauchen, um erfolgreich zu sein. Das erste Ziel ist immer, eine gute Gruppenphase zu spielen und die Achtelfinals zu erreichen. Das haben wir in der Vergangenheit oft geschafft, das ist toll, doch zuerst stehen die Gruppenspiele im Zentrum – das werden gute und taffe Spiele.

 

Denken Sie eigentlich noch oft an diesen Penalty vom Kylian Mbappé zurück, den Sie damals gegen Frankreich gehalten haben?

Das ist selbstverständlich einer der schönsten Momente meiner Karriere. Mit der Schweiz erstmals die Viertelfinals zu erreichen, eine grosse Nation zu bezwingen, dies nach einem schwierigen Spiel, in dem wir 1:3 zurücklagen und schon fast draussen waren, dann doch zurückkamen und im Penaltyschiessen siegten – es war ein absoluter Krimi, auf fussballerischer Ebene schon fast Hollywood-verdächtig. Das hat man immer wieder mal im Kopf, doch es ist schon ein paar Jahre her – und nun arbeiten wir wieder für neue Highlights.

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Yann Sommer kennt Granit Xhaka besser als jeder andere. ©Keystone / Liselotte Sabroe

Manuel Akanji gewinnt möglicherweise mit Manchester City die Premier League, Granit Xhaka wird wahrscheinlich mit Leverkusen deutscher Meister und Sie gewinnen wohl mit Inter den Scudetto. Was können so viele Spieler mit solchen Erfolgen und prestigeträchtigen Trophäen in die Mannschaft einbringen?

Wenn es so rauskommt, wie wir uns das alle erhoffen, ist es für ein grosses Plus. Es sind Erfahrungen, die uns als Nationalmannschaft weiterbringen. Jeder Spieler, der einen so positiven Lauf hat, bringt diese Energie auch ins Nationalteam mit. Das haben wir in den letzten Jahren gesehen. Wir haben das grosse Glück, dass viele oder fast alle Spieler im Ausland tätig sind, auf verschiedenen Ebenen und in verschiedenen Klubs tolle Erfahrungen sammeln und Situationen erleben und dies dann ins Nationalteam bringen. Solche Titelgewinne bringen uns als Mannschaft noch mehr Erfahrung, was sehr wertvoll sein kann.

 

Ihr Mannschaftskamerad Granit Xhaka ist auf dem besten Weg, in dieser Saison mit Bayer Leverkusen etwas Grosses zu erreichen. Was sagen Sie über ihn als Spieler und als Menschen?

Ein absoluter top Spieler, ein richtiger Chef auf dem Platz, er hat sehr viel Qualität, ein gutes Auge, eine tolle Übersicht, ein gutes Gespür für Situationen im Spiel, weiss, wenn es eine Beruhigung oder mehr Tempo braucht. Er hat im Zentrum die Fäden in der Hand. Dasselbe macht er nun auch bei Leverkusen und hat es zuvor schon bei Arsenal getan. Er ist ein sehr, sehr wichtiger Spieler für uns und ein absoluter Top-Spieler in Europa.

 

Wird er in der Schweiz unterschätzt?

Das ist schwierig zu sagen. Es ist vielleicht auch eine Schweizer Art, nicht zu euphorisch zu sein. Es ist jedenfalls ein grosses Plus, dass er in unserer Mannschaft spielt. Er wird uns auch an der Euro mit seinen Leistungen extrem helfen.

 

Und der Mensch Granit Xhaka?

Wir kennen uns seit Jahren, haben in Basel und für die Schweiz schon im Nachwuchs zusammengespielt – er ist ein toller Typ, ein super Teamkollege. Und ein toller Captain, der Verantwortung übernimmt und mit seiner Art versucht, die Mannschaft erfolgreicher zu machen. Kurz: Ein toller Spieler, ein toller Mensch!

 

« Das sind Emotionen, die bei mir heute noch für Gänsehaut sorgen. »

 

Glauben Sie, dass Leverkusen das Double oder das Triple erreichen und die Saison ungeschlagen beenden kann? Und verfolgen Sie überhaupt Sie dies überhaupt?

Natürlich kann ich nicht alle Spiele live ansehen, aber ich verfolge immer, was meine Nati-Kollegen machen, schaue mir viele Highlights an. Die Bundesliga sowieso, nachdem ich für Gladbach und Bayern gespielt habe und mich diese Klubs nach wie vor besonders interessieren. Wie ich mitbekomme, hat Bayer einen tollen Coach, ein sehr gut zusammengestelltes Team mit viel Qualität, sie kassieren wenig Tore und spielen sehr, sehr erfolgreich. Das ist top! Ich wünsche Granit, dass die Saison so erfolgreich wird, wie er es sich vorstellt.

 

Haben Sie eine Botschaft, die Sie den Fans im Hinblick auf die Euro mitteilen möchten?

Wir als Mannschaft freuen uns sehr auf dieses Turnier. Auch auf die Stimmung mit den Fans, zusammen etwas zu erreichen. Diese Bilder, als wir damals gegen Frankreich den Viertelfinal erreicht haben, was da in der Schweiz passierte, wie die Menschen gefeiert haben und die Strassen voll waren – das ist wunderschön. Das sind Emotionen, die bei mir heute noch für Gänsehaut sorgen. Wir als Mannschaft brauchen viel Unterstützung, das Land hinter uns – und so ist mein Wunsch an alle Fans der Schweizer Nati: Dass wir zusammen probieren, in Deutschland eine absolut tolle Europameisterschaft zu spielen.

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