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Exklusiv - Yann Sommer: "Wir haben eine gute Generation mit sehr hoher Qualität"

Younes

Der Kapitän der Nati gab uns nach dem Spitzenspiel gegen die Bayern ein exklusives Interview. Er empfing uns mit seiner gewohnten Freundlichkeit und spricht über alle Themen mit grosser Offenheit und der gleichen Überzeugung, mit der er sein Tor beschützt.

Die erste Frage, die wir Ihnen stellen möchten, lautet ganz einfach: "Wie geht es Ihnen?"

Mir geht es gut, danke. Unser Saisonstart war gut, es herrscht eine tolle Stimmung in der Mannschaft und rund um den Verein und wir freuen uns auf die anstehenden Aufgaben – es gibt aktuell viel Positives. 

 

Sie haben bereits den Beginn der Saison erwähnt. Wie beurteilen Sie Ihre Situation mit acht Punkten nach vier Spielen?

Mit dem Saisonstart können wir sehr zufrieden sein. Wir sind im Pokal eine Runde weiter und sind nach vier Bundesligaspielen ungeschlagen. Das gibt einem immer ein gutes Gefühl. Uns ist aber natürlich auch bewusst, dass wir noch sehr früh sind in der Saison. Daher gilt es weiter hart zu arbeiten und nachzulegen.

 

Das jüngste herausragende Ergebnis war ein 1:1-Unentschieden beim deutschen Rekordmeister FC Bayern München. Wie bewerten Sie diesen gewonnenen Punkt?

Sehr positiv, das ist ein sehr guter Punkt. Wir hatten uns im Vorfeld viel vorgenommen, wir wollten auch in München punkten. Natürlich muss man in einem solchen Spiel viel aushalten, wir hatten uns darauf vorbereitet, dass viele Offensivwellen der Bayern kommen werden. Denn, wir müssen nicht drumherum reden: Bayern ist in einer absoluten Top-Form und eine der besten Mannschaften in Europa. Aber wir haben das sehr leidenschaftlich verteidigt und uns gegenseitig gepusht.

Sie hatten grossen Anteil daran, indem Sie mit 19 Paraden in einem Spiel einen neuen Bundesligarekord aufgestellt haben. Sind Sie glücklich über eine solche Statistik?

Eigentlich habe ich es lieber, wenn ich in einem Spiel weniger gefordert werde. Aber wenn ich mit diesen Paraden helfen konnte, ein 1:1 in München zu holen, freut mich das. Es freut mich einfach insgesamt, dass wir dadurch weiterhin auf einem guten Weg sind. Und für meine Paraden ist es auch enorm wichtig, wie ich mit meinen Abwehrspielern zusammenarbeite. Wenn beispielsweise ein Innenverteidiger schon eine Ecke des Tores abgedeckt hat und ich mich daher früher für die andere Ecke entscheiden kann, weil der Gegner nur noch dorthin schiessen kann. Das sind wichtige Details, die zusammenpassen müssen. Da macht die Verteidigung einen richtig guten Job.

"Ich hätte nicht gedacht, dass ich mal so viele Bundesligaspiele machen würde"

Sie kommen aus einer sehr harten Saison mit vielen Spannungen, was ist bei Adi Hütter schief gelaufen? Ist seine Botschaft bei der Gruppe angekommen? Können Sie im Nachhinein erkennen, was in der letzten Saison schief gelaufen ist?

Stimmt, wir hatten eine sehr schwierige und komplizierte vergangene Saison. Es hat einiges nicht gepasst. Wir haben als Mannschaft unsere Leistung nicht konstant genug gebracht, um in der Bundesliga unsere Ziele zu erreichen. Aber das liegt hinter uns. Unser kompletter Fokus liegt nun auf dieser Saison.  

 

Mit welcher Einstellung gehen Sie und Ihre Mannschaftskameraden in die neue Saison? Was sind Ihre Ziele?

In erster Linie wollen wir, dass sich unsere Fans mit Borussia und der Art und Weise wie wir spielen, identifizieren können. Das neue Trainerteam um Chefcoach Daniel Farke hat eine Spielphilosophie eingebracht, die sehr gut zu uns passt. So wollen wir  als Mannschaft gut verteidigen , wir wollen aktiv sein im Spiel - mit Ball und gegen den Ball. Unser Ziel ist es auf jeden Fall, eine konstant gute Saison zu spielen. Was am Ende dann dabei rauskommt, werden wir sehen.

 

Sie sprachen gerade über den neuen Trainer, der gekommen ist. Was hat Daniel Farke bereits mitgebracht? Was unterscheidet ihn von anderen Trainern, die Sie kennen?

Ich vergleiche Coaches nicht gern untereinander. Daniel Farke ist ein sehr, sehr guter Typ, sehr angenehm im Umgang und er hat eine klare Idee, wie er mit uns spielen möchte - mit viel Ballbesitz, mit Gegenpressing, vertikal nach vorne, mit viel Tempo und Qualität. Für mich ist es ein Stil, der sehr gut zu uns als Mannschaft passt. Und sein ganzer Staff, den er mitgebracht hat, ist sehr professionell und arbeitet gerne und viel. Die bisherigen Eindrücke von ihm sind also durchweg sehr positiv.

"Wir haben eine gute Generation mit sehr hoher Qualität"

Im Sommer war viel von Kontakten zu OGC Nizza die Rede. Sie haben noch ein Jahr Vertrag bei Mönchengladbach, können Sie uns sagen, wo Sie stehen? 

Natürlich mache ich mir Gedanken darüber wie ich meine Zukunft gestalten will. Ich bin jetzt seit acht Jahren bei Borussia und fühle mich im Verein sehr wohl. Ich kenne die Verantwortlichen sehr gut und habe mit ihnen einen sehr offenen Austausch. Wir sind ständig in guten, offenen Gesprächen.

 

Haben Sie dieses Interesse in Betracht gezogen, um wieder mit Lucien Favre, den Trainer, der Sie nach Mönchengladbach geholt hat, zusammenzuarbeiten? Oder war es Ihnen bereits klar, dass Sie diesen Sommer nicht wechseln würden?

Natürlich macht man sich Gedanken und es ist immer auch positiv, wenn es von einem anderen Klub Interesse gibt. Es zeigt, dass man nicht alles falsch gemacht hat und Lucien Favre war der Trainer, der mich nach Gladbach geholt hat. Natürlich schaut man sich das dann an und überlegt es sich. Ich habe aber für mich entschieden, dass es derzeit nicht das Richtige ist. Deswegen habe ich auch abgesagt.

"Es bringt aber nichts im vornherein zu sagen: "Wir wollen Weltmeister werden""

Dies ist vielleicht die wichtigste Saison Ihrer Karriere, denn die Weltmeisterschaft steht vor der Tür und Sie scheinen in Topform zu sein, welches Ziel haben Sie und das Team sich gesetzt?

Ich freue mich sehr auf diese Weltmeisterschaft. Es war eine intensive und schwierige Qualifikation und wir haben es uns verdient, dabei zu sein. Ich glaube, es ist wichtig, sich keine zu grossen Ziele zu setzen. Ich bin ein Freund von kleinen Zielen und daher hat es für mich oberste Priorität, dass wir es schaffen, die schwierige und spannende Gruppe zu überstehen und ins Achtelfinale kommen. Danach schauen wir weiter und setzen uns neue Ziele. Mit Kamerun, Brasilien und Serbien ist es eine spannende Gruppe. 

 

Sie sind wahrscheinlich die beste Generation in der Geschichte des Schweizer Fussballs und haben sich gegen die besten Nationen des Sports behauptet. Meinen Sie nicht, dass es an der Zeit ist, gieriger zu werden? Kann die Schweiz davon träumen, etwas Aussergewöhnliches zu leisten wie Griechenland bei der Euro 2004 oder Chile bei der Copa America 2015 und 2016?

Grundsätzlich ist immer alles möglich. Ich glaube aber, dass Griechenland damals nicht mit dem Ziel, Europameister zu werden, ins Turnier gestartet ist. Natürlich möchtest du immer das Maximum: Du möchtest Titel gewinnen und erfolgreich sein. Es bringt aber nichts im vornherein zu sagen “Wir wollen Weltmeister werden”. Dadurch macht man sich unnötigen Druck und schürt sehr grosse Erwartungen in der Öffentlichkeit. Ich bin ein Fan von kleinen Zielen, die man erreichen kann und die einen beflügeln. Nach Erreichen des Ziels macht man einen Haken dahinter und setzt sich neue Ziele. Wir haben eine gute Generation mit sehr hoher Qualität, sehr vielen jungen und guten Spielern - und da ist auf jeden Fall alles möglich.

"Es macht dennoch Spass gegen Lewandowski & Haaland zu spielen"

Im Bundesligaspiel gegen die Bayern haben Sie einen weiteren Rekord aufgestellt. Mit 266 Spielen sind Sie nun der Schweizer mit den meisten Bundesligaspielen. Sie haben somit Ciriaco Sforza abgelöst.

Das ehrt mich. 266 ist eine riesige Zahl. Als ich vor acht Jahren zu Borussia gekommen bin, hätte ich nicht gedacht, dass ich mal so viele Bundesligaspiele machen würde. Und Ciriaco Sforza kenne ich gut, er war eine Zeit lang mein Coach in der Schweiz. Ihn abzulösen, macht mich stolz.

Was sagen Sie zu denen, die sagen, dass die Bundesliga jedes Jahr eine ausgemachte Sache ist? Ist es nicht frustrierend, eine Meisterschaft zu haben, bei der der Titel immer ausser Reichweite zu sein scheint?

Die anderen Klubs sind dafür zuständig, dass sich das mal ändert. Die Bayern hatben es in den vergangenen Jahren einfach sehr gut gemacht und sie haben sich den Erfolg verdient. In Italien und Frankreich hat sich die Situation im Laufe der Zeit geändert, in England ist es auch spannender, aber es liegt wie gesagt an den anderen Klubs, dem FC Bayern mehr Konkurrenz zu bieten. Genau das versuchen wir jedes Jahr. Seit 2011 hat Borussia beispielsweise insgesamt 32 Punkte gegen die Bayern geholt, mehr als jedes andere Team der Liga.

 

Die Bundesliga hat gerade mit Lewandowski, mit dem Sie sich viele epische Duelle lieferten, und Haaland zwei weitere Monster verloren. Welchen Verlust werden Sie am meisten bedauern?

Beide sind Top-Stürmer und es war immer eine grosse Challenge, gegen sie zu spielen. Sie sind sehr verschieden in ihrem Stil: Haaland hat sehr viel Power, Wucht und Schnelligkeit. Lewandowski ist eher der Spieler mit dem Auge, guten Laufwegen, sehr viel Qualität vor dem Tor und am Ball. Daher ist es schwierig, beide Spieler zu vergleichen. Als Torwart sind beide sehr unangenehm, aber es macht dennoch Spass gegen sie zu spielen.

"Ich noch locker 4 oder 5 Jahre Fussball spielen kann"

Ein grosser Mann des Sports sagte vor ein paar Jahren, dass Sie wahrscheinlich der am meisten unterschätzte Torhüter in Europa seien, wissen Sie, wen wir meinen?

Hmm Peter Schmeichel?

 

In der Tat, es war Peter Schmeichel, nicht irgendwer...

Ich habe ihn zweimal getroffen und schätze ihn sehr. Er war eine absolute Legende damals und ich habe ihm sehr gern zugeschaut. Ich war immer ein Fan von Peter Schmeichel.

 

Sind Sie mit seiner Aussage einverstanden?

Schwierig zu sagen. Ich probiere einfach für mich, das Maximum herauszuholen und jede Saison eine gute Leistung zu bringen. Bewerten können diese Leistung dann andere. Ich versuche einfach so gut zu sein, wie es geht. Ich freue mich aber über das grosse Kompliment von ihm.

 

Bereuen Sie es nicht, dass Sie keine Erfahrung in Spanien, Italien oder England gemacht haben?

Gute Frage. Ich habe eine sehr gute Situation in Gladbach und fühle mich wohl. Ich habe einen guten Klub, bin als Nummer Eins gesetzt und habe mir eine gute Position erarbeitet. Es muss also viel passen, wenn man sich etwas anderes anschauen will.

 

Hatten Sie jemals eine Option, dorthin zu gehen?

Natürlich gab es immer wieder mal Interesse und diese Möglichkeiten schaut man sich dann zumindest mal an. Aber wie gesagt, ich habe eine gute Situation hier und fühle mich wohl.

Haben Sie einen Verein im Sinn, bei dem Sie Ihre Karriere in ein paar Jahren beenden möchten? Mönchengladbach? Basel?

Nein, noch nicht. Ich mache mir über mein Karriereende auch noch keine Gedanken. Ich bin jetzt 33 und fühle mich so, als wenn ich noch locker 4 oder 5 Jahre Fussball spielen kann. Aber irgendwann  wird der Zeitpunkt sicher kommen, an dem  man sich überlegen muss, wo man seine Karriere beenden will.

 

Wie sieht es mit Ihrer Karriere danach aus? Sehen Sie sich immer noch im Fussball (Trainer, TV-Berater, etc.) oder träumen Sie von etwas ganz anderem?

Warum nicht TV-Experte bei Sky? (Lacht)

 

Sie sind im letzten Jahr Vater geworden. Was hat die Vaterschaft in Ihrem Leben als Sportler verändert? Wir können uns zum Beispiel vorstellen, dass die Nächte etwas unruhiger gewesen sein müssen und die Zeit weg von zu Hause schwerer zu ertragen?

Vater zu werden, verändert alles - fast ausschliesslich zum Guten. Ich liebe es, Papa von zwei Mädchen zu sein. Logisch waren die Nächte am Anfang schwierig und intensiv, aber wir haben mittlerweile viel Glück, da die beiden gut schlafen. Man hat vielleicht ein bisschen weniger Regeneration am Tag, aber ansonsten habe ich mich daran gewöhnt, zudem macht meine Frau Alina einen super Job als Mama und unterstützt mich sehr.

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