FC Bologna: Höhenflug mit Schweizer Power
Der FC Bologna ist in der Serie A die positive Überraschung, so gut wie noch nie in diesem Jahrtausend und schnuppert an der erstmaligen Qualifikation für die Champions League. Einer der Gründe für diesen Höhenflug sind die Schweizer Remo Freuler, Michel Aebischer und Dan Ndoye.
Heute Abend empfängt Bologna die AC Fiorentina zu einem Nachtragsspiel. Es ist eine kapitale Partie. Mit einem Sieg kann Bologna punktemässig zur Atalanta Bergamo aufschliessen, die aktuell Rang 4 belegt, der am Saisonende für den Einzug in die Champions League berechtigen würde.
Der Höhenflug von Bologna hat verschiedene Gründe. Da ist natürlich der einstige italienische Internationale Thiago Motta, der den Klub im September 2022 als Coach übernommen und vorwärtsgebracht hat. Da ist aber auch der technische Direktor Giovanni Sartori, der einst Chievo Verona aus der Anonymität bis in die Champions League geführt hat. Danach formte er als Sportchef Atalanta Bergamo zu einem Klub, der regelmässig im europäischen Business dabei ist und seit Mai 2022 ist er nun in Bologna tätig und ein wichtiges Puzzleteil auf dem Weg an die Spitze.
Sartori hat bereits einige clevere Transfers gemacht. Beispielsweise mit dem erst 22-jährigen Holländer Joshua Zirkzee, der einst bei Bayern München für viel Furore gesorgt hat, danach aber in eine Baisse geriet und im Sommer 2022 nach Leihgeschäften mit Parma und Anderlecht in Bologna gelandet ist – und heute in der Serie A als bester Torschütze des Teams überzeugt (acht Tore).
Viele Spielminuten für die Schweizer
Mitentscheidend für den Gipfelsturm des FC Bologna sind aber ganz sicher auch die Schweizer. Michel Aebischer, der im Winter 2022 von den Young Boys in die Universitätsstadt gewechselt hat, wurde zwar nicht von Sartori geholt, hat sich aber im Team zu einer fixen Grösse entwickelt, führte die Mannschaft schon mehrfach als Captain aufs Feld und hat mit 1363 Spielminuten in der Serie A am siebtmeisten Einsatzzeit des FC Bologna erhalten.
Unmittelbar vor ihm liegt in dieser Statistik mit Remo Freuler ein anderer Schweizer zentraler Mittelfeldspieler mit 1508 Minuten Einsatzzeit. Er kam im Sommer von Nottingham Forest zu Bologna, nachdem er bei den Engländern zuerst lange gesetzt und teilweise sogar Captain gewesen war, gegen Ende der letzten Saison aber plötzlich keine Rolle mehr gespielt hatte. Eine Luftveränderung war ebenso eine logische Folge wie die Rückkehr nach Italien, wo der Zürcher Oberländer zuvor während sechseinhalb Jahren bei Atalanta Bergamo eine eindrückliche Visitenkarte abgegeben hatte. Und auch dass die Wahl auf Bologna fiel (ein Leihgeschäft mit anschliessender Kaufpflicht), war alles andere als Zufall. Denn Sportchef Sartori hatte den Schweizer Internationalen einst von Luzern zu Bergamo geholt – und überzeugte nun auch Thiago Motta mit der Verpflichtung Freulers, denn der Coach schwärmte unlängst: «Freuler ist ein grossartiger Spieler!»
Gute Transfers aus Basel
Mit Dan Ndoye figuriert auch der dritte Schweizer in den Top Ten der eingesetzten Bologna-Spieler (1055 Minuten), und dies, obwohl er kürzlich wegen einer Oberschenkelverletzung fünf Spiele pausieren musste und erst am vergangenen Wochenende beim 4:0 gegen Lecce sein Comeback gab. Der 23-jährige Stürmer hatte letzte Saison beim FC Basel auf der europäischen Bühne brilliert und wurde ebenso mit einem Wechsel vom Rheinknie nach Bologna belohnt, wie der italienische Verteidiger Riccardo Calafiori, der ein Jahr bei Basel unter Vertrag gestanden war und nun bei Bologna ein Leistungsträger ist. Neun Millionen Euro investierte Bologna für Stürmer Ndoye – und Sportchef Sartori eine Menge Zeit. Kürzlich sagte er: «Um ihn von unserem Projekt zu überzeugen, telefonierten wir zwei Monate lang fast täglich.»
Der FC Bologna und die Schweizer – das passt. Der Klub spielt mit dem zweitjüngsten Kader der Liga (Durchschnittsalter 24,5 Jahre) ganz vorne mit und ist auf gutem Weg, sein bestes Ergebnis in diesem Jahrtausend zu realisieren; bis heute ist dies der siebte Platz in der Saison 2001/02. Ein Sieg heute gegen Florenz wäre ein weiterer wichtiger Schritt in diese Richtung – und eine Revanche für die Niederlagen in den ersten beiden Direktbegegnungen in dieser Saison. In der Meisterschaft gewann Florenz Mitte November mit 2:1 und in der Coppa Italia scheiterte Bologna Anfang Jahr im Viertelfinal im Penaltyschiessen am Klub aus der Toskana. Dies, nachdem im Achtelfinal einer der grössten Erfolge in dieser Saison gelungen war – der 2:1-Auswärtssieg nach Verlängerung gegen den souveränen Meisterschaftsleader Inter Mailand. Der Siegtorschütze damals? Dan Ndoye, allerdings nicht gegen Yann Sommer, der in diesem Spiel eine Pause bekommen hatte und Ersatz war.