FC Lugano: Grosse Hürde an historischer Städte
Einfach wird es nicht: Heute Abend trifft der FC Lugano im Rückspiel der 2. CL-Qualifikationsrunde auf Fenerbahce Istanbul und muss dabei mindestens ein Tor aufholen. Doch im Sükrü-Saracoglu-Stadion erlebte der Schweizer Fussball schon einmal eine Sternstunde.
Deutschland, wir kommen
Der 16. November 2015 ist ein besonderer Tag in der Geschichte unseres Fussballs. Es ist – wenn man so will – die Geburtsstunde der Schweizer Fussballnationalmannschaft, so wie wir sie heute kennen. Trotz einer 2:4 Niederlage im Rückspiel des WM-Playoffs gegen die Türkei qualifizierte sich die Nati um Köbi Kuhn, Rekordtorschütze Alex Frei und Captain Johann Vogel damals zum erst zweiten Mal nach 1966 wieder für eine Weltmeisterschaft. Doch neben der Qualifikation für das Turnier in Deutschland blieb jener Abend im mit 40'000 fanatischen Fans gefüllten Sükrü-Saracoglu-Stadion mindestens genauso wegen der tumultartigen Szenen direkt im Anschluss an das Spielende in Erinnerung, in denen türkische Spieler, Staff-Mitglieder und Ordner die Schweizer teilweise bis zur Garderobentür prügelten und verfolgten. Vorkommnisse, für welche die Türkei im Anschluss zu sechs Heimspielen auf neutralem Boden sowie zu einer Geldstrafe in der Höhe von CHF 220'000 verdonnert wurde. Für die Schweiz markierten sie jedoch den Beginn der erfolgreichsten Ära in der Geschichte der Nationalmannschaft. Seitdem hat die Nati keine WM und nur eine einzige EM-Endrunde verpasst und dabei mittlerweile sechsmal in Folge mindestens das Achtelfinale erreicht.
Besteht Lugano den Härtetest?
Fast 19 Jahre später wagt sich heute Abend also der FC Lugano in die Festung Sükrü-Saracoglu-Stadion. Das mittlerweile 116 Jahre alte Stadion wurde zwar unmittelbar nach der verpassten WM-Qualifikation gegen die Schweiz zum insgesamt dritten Mal renoviert, hat dadurch aber nichts von seiner beeindruckenden Aura verloren. Mit bis zu 50'000 Fans ist die nach einem früheren türkischen Ministerpräsidenten benannte Arena ein echter Hexenkessel, der Startrainer José Mourinho bei dessen heutiger Heimpremiere einen gebührenden Empfang bereiten möchte. Mourinho selbst wird sicher nicht davor zurückschrecken, die Begeisterung rund um sein Debüt noch zusätzlich etwas zu befeuern, sollte das Weiterkommen des klar favorisierten türkischen Vize-Meisters (Kader-Gesamtmarktwert von EUR 250 Mio.) heute noch einmal ins Wanken geraten. Doch unterschätzen sollte man die Tessiner (Gesamtmarktwert von EUR 35 Mio.) nicht. Zum einen schenkten sie Fener im Hinspiel mit haarsträubenden Abwehrfehlern quasi zwei Tore, zum anderen bewiesen sie vor nicht allzu langer Zeit schon einmal, dass sie in Istanbul bestehen können. Im vergangenen Herbst siegte die Mannschaft von Trainer Mattia Croci-Torti in der UEFA Conference League bei Besiktas und brachte dabei mit drei Toren in den letzten zehn Spielminuten eine anderes Istanbuler Stadion komplett zum Schweigen. Ob ein ähnlicher Exploit auch heute gelingt? Es wäre der noch grössere Coup und für Lugano mindestens mit der sicheren Teilnahme in der Gruppenphase der UEFA Conference League verbunden.