FIFA-WM in Neuseeland und Australien: Die zwei Seiten der Schweizer Medaille
Am Freitag um 17:00 Uhr Lokalzeit startet die Schweizer Fussballnationalmannschaft der Frauen in Dunedin (NZL) ins WM-Abenteuer 2023. Für die Mannschaft von Nationaltrainerin Inka Grings (44) sind die Spiele in der Vorrundengruppe A eine grosse Chance, zwei Jahre vor der Europameisterschaft im eigenen Land ein Versprechen für die Zukunft abzugeben. Sie steht vor einem wegweisenden Turnier.
Zum zweiten Mal ins WM-Achtelfinale
Bei der siebten Austragung der FIFA-Weltmeisterschaft für Frauen war es endlich soweit: Die Schweiz debütierte 2015 in Kanada im Kreis der besten Fussballnationen der Welt und erreichte bei ihrer Premiere direkt das Achtelfinale. Acht Jahre später bietet sich der «Nati» nun beim Turnier in Australien und Neuseeland erneut die Gelegenheit, abermals den Sprung unter die letzten 16 zu schaffen. Ein solcher Erfolg käme zwei Jahre vor der Heim-EM 2025 genau richtig, um die zuletzt eher gedämpfte Stimmung rund um die Auswahl der besten Schweizer Fussballerinnen mit etwas Euphorie und Begeisterung zu befeuern. Doch unser Frauenfussball wurde in den letzten Jahren auf internationaler Ebene nicht nur von Erfolg geküsst. Leistungsträgerinnen wie Rekordnationalspielerin Ana-Maria Crnogorcevic (FC Barcelona), Ramona Bachmann (Paris Saint-Germain) oder Captain Lea Wälti (FC Arsenal) spielen und siegen zwar für europäische Topklubs, aber die Entwicklung der Nationalmannschaft hat zuletzt stagniert. Auf kontinentaler Ebene wurde der Sprung in die K.o.-Phase an den letzten beiden Endrunden verpasst, nach dem bereits der Weg durch die Qualifikation harzig verlief. Und auch der Einstand der neuen Trainerin Inka Grings hätte besser verlaufen können. Nach sechs Vorbereitungsspielen wartet die ehemalige deutsche Top-Stürmerin weiter auf ihren ersten Sieg.
Umso grösser ist die Chance, mit einer erfolgreichen Gruppenphase in Neuseeland innerhalb weniger Tage eine Trendwende einleiten zu können. Ein Einzug in ein Achtel- oder sogar -Viertelfinale könnte jenen positiven Drive auslösen, den die Schweizerinnen mit Blick auf die Europameisterschaft in zwei Jahren gut gebrauchen könnten.
Eine vielversprechende Ausgangslage
Bereits bevor der erste Pass an der Frauen-WM in Neuseeland gespielt ist, ist klar: Die Schweiz hat in der Vorrundengruppe A gute Chancen, sich fürs Achtelfinale zu qualifizieren. Als Weltnummer 20 geht die Nati gegen die Philippinen (Nr. 46) und Gastgeber Neuseeland (Nr. 26) favorisiert ins Spiel und verfügt auch im Duell mit Norwegen über intakte Chancen. Bereits im Startspiel gegen den mutmasslich schwächsten Gruppengegner Philippinen hat die Mannschaft von Inka Grings die Gelegenheit, die Weichen frühzeitig in Richtung K.o.-Phase zu stellen. Mit einen weiteren zählbaren Ergebnis gegen Norwegen könnte der Achtelfinaleinzug dann bereits Tatsache sein. Und auch ein kleines Finale im letzten Gruppenspiel gegen Co-Gastgeber Neuseeland hätte seinen Reiz und könnte bei positivem Verlauf sehr viele Energien freisetzen, sowohl für den weiteren Turnierverlauf, als auch mit Blick auf die EM 2025.
Die Gefahr
So vielversprechend sich die Ausgangslage präsentiert, verbirgt sich in ihr auch eine Gefahr. Ein Scheitern in der Vorrunde wäre eine grosse Enttäuschung - um nicht zu sagen ein Rückschlag. Sich in dieser Vorrundengruppe nicht durchzusetzen, würde die Zweifel an der Entwicklung des Schweizer Frauenfussballs weiter verstärken und auch Fragen zur unmittelbaren sportlichen Zukunft des Teams und seiner Trainerin nach sich ziehen. Auch wenn eine solche Konstellation per se ein Vorteil sein kann, um Versäumnisse der Vergangenheit aufzudecken und mit Blick in die Zukunft zu beheben, wünscht man sich im Hinblick auf die EM in zwei Jahren doch eine andere Ausgangslage. Zum Beispiel eine erfolgreiche WM, die als Sprungbrett dafür dient, das grosse Ziel «Heim-EM» mit gestärktem Selbstvertrauen, einer Portion Euphorie und entfachtem Interesse in der Bevölkerung anzugehen.