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Fischer in Mainz angekommen – und bereit fürs Kellerduell

Andy

Ein Lautsprecher ist Urs Fischer nicht, doch nach einem geglückten Start beim 1. FSV Mainz 05 hat er am Sonntag die grosse Chance, mit einem Heimsieg gegen St. Pauli ein weiteres fettes Ausrufezeichen zu setzen und mit seinem Team am Tabellenende den Anschluss zu schaffen.

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Urs Fischer steht mit Mainz vor einem wegweisenden Spiel. © IMAGO / STEINSIEK.CH

Drei Spiele ist Fischer als Nachfolger des gefeuerten Bo Henriksen nun bei Mainz im Amt. Zuerst führte er sein Team zu einem Unentschieden in der Conference League gegen Posen (0:0), dann in einem heroischen Auftritt in der Allianz-Arena zu einem Punktgewinn gegen die Bayern (2:2). Und am Donnerstag gab es nun den ersten Sieg, der auch gleich ein historisches Ereignis war: Dank dem 2:0 gegen Samsunspor zieht Mainz erstmals in die Achtelfinals eines europäischen Wettbewerbs ein.

Urs Fischer ist schnell in Mainz angekommen und hat vor dem Kellerduell gegen St. Pauli die Weichen gestellt, damit der Weg vom Tabellenende weg führt. Am Donnerstag konnten die Fans in Mainz endlich mal wieder feiern und Nationalspieler Nadiem Amiri, Torschütze des 2:0 gegen Samsunspor, sagte: «Ein Riesenschritt für den Verein, ein kleiner Schritt für uns wieder in die richtige Richtung. Ich denke, das war die mit Abstand beste Saisonleistung von uns. Auf die Leistung können wir aufbauen. Ich bin total stolz auf die Jungs.»

Taktische Arbeiten

Für das erste Tor der Mainzer war Captain Silvan Widmer verantwortlich. Unter Bo Henriksen war der Stellenwert des Schweizer Internationalen gesunken, nun konnte auch er endlich wieder strahlen und sagte nach dem Sieg: «Das war eine super Stimmung. Was jetzt für uns gilt, ist die Positivität mitzunehmen für das Spiel am Sonntag», so Widmer. Urs Fischer habe eine riesige Erfahrung und im taktischen Bereich mit dem Team gearbeitet, die wenigen Trainingseinheiten intensiv genutzt, «nun haben wir gesehen, was das bereits bringt». Fischer behielt derweil die Ruhe, die ihn generell auszeichnet und sagte: «Die Jungs sollen sich heute wirklich über diesen Sieg freuen, sie mussten in der Vergangenheit viel erdulden.» Gleichzeitig wusste er natürlich, dass solche Siege helfen, um sich aus dem Schlammassel herauszuarbeiten.  

Fischer hat damit schon mal gezeigt, dass er der gesuchte Feuerwehrmann sein kann, der in Mainz für den Turnaround sorgt. Nach zwei Jahren Pause ist der 59-Jährige zurück in der Bundesliga und gab vor allem mit dem Unentschieden und dem beherzten Auftritt in München und dem Sieg gegen Samsunspor eindrückliche Statements. Es passt zu Fischer, der sich selber als pragmatisch bezeichnet, dass er lieber mit Taten statt mit Worten überzeugt. Er liefert harte und ehrliche Arbeit, ist geerdet und definitiv kein Selbstdarsteller.

Ruhe statt Emotionen und Glamour

Immer wieder wurde sein Name in Trainerdiskussionen seit seinem Abgang von Union Berlin erwähnt, doch erst jetzt mit Mainz kam es zu einem Vertrag. Der Grund? Bei Fischer muss das Gefühl stimmen. Nur wegen des Geldes, wegen möglichem Ruhm oder Ehre steigt er nicht ein. Die Beziehung zu seinem Arbeitgeber, dessen DNA, ist essenziell. Beim FC Basel hatte er zwar Erfolge, doch er verkörperte am Rheinknie wohl zu wenig Glamour und wurde mit der Zeit auch im Umgang mit den Medien immer zurückhaltender.

Fischer ist das Gegenteil seines Vorgängers Henriksen, dem Dänen mit den grossen Emotionen. Und so stellte Fischer nun auch in Mainz sofort klar: «Ein Vulkan bin ich nicht.» St. Pauli ist für Fischer, der als Persönlichkeit und durch seine Ruhe, Gelassenheit und Empathie überzeugt, und sein Team nun das letzte Spiel vor der Weihnachtspause, ehe es am 10. Januar zum emotionalen Auswärtsspiel gegen Union Berlin kommt. Gegen seinen Arbeitgeber, bei dem er Kultstatus erlangt hatte und mit seinen Erfolgen auch in Deutschland zum «Trainer des Jahres» gewählt wurde. Mainz-Manager Christian Heidel sagte nun nach Fischers Verpflichtung: «Mit seiner Schweizer-Art, mit einer ruhigen, sachlichen Art, aber trotzdem auch mit einem verschmitzten Humor – also er passt.» Und: «Urs Fischer hat als Trainer bei allen Stationen im Profi-Bereich eindrucksvoll bewiesen, dass er Mannschaften strukturieren, entwickeln und darüber hinaus mit seiner ruhigen, aber empathischen Art jede Kabine gewinnen kann.»

Ein gutes Omen…

Nun geht es darum, nach dem Erfolg gegen Samsunspor gegen St. Pauli den nächsten Heimsieg folgen zu lassen, was für die Mainzer gerade in der Meisterschaft keine Selbstverständlichkeit ist. Den letzten Heim-Dreier in der Bundesliga gab es im Februar – mit einem 2:0 gegen St. Pauli. Es ist ein gutes Omen, aber nicht mehr. Ein Sieg würde weiter Schwung geben, eine Niederlage wäre ein Rückschlag, doch so oder so gilt, was Urs Fischer gewohnt bodenständig und pragmatisch sagt: «Der Weg hinten raus in der Bundesliga ist lang.» Ein Erfolgsrezept habe er nicht, er habe versucht, an Kleinigkeiten zu arbeiten: «Es geht um Stabilität, Kompaktheit und die Basics. Das war ein kleiner Schritt. Ich hoffe, wir nehmen ein gewisses Selbstvertrauen mit in den Sonntag.»

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