Formel 1: Plötzlich fährt die Spannung wieder mit
Sieben GP und drei Sprintrennen stehen in der Formel 1-WM 2025 noch auf dem Programm. Es wird das unerwartet spannende Finale der Saison, in der auch Sauber wieder für positive Schlagzeilen sorgt.
An diesem Wochenende gastiert der GP-Zirkus in Singapur und lanciert das Saisonfinale, in dem ein Pilot noch maximal 199 Punkte gewinnen kann. Nachdem es lange so aussah, als würde diese WM langweilig und mit einer totalen Dominanz von McLaren enden, fährt plötzlich die Spannung wieder mit. Und dies mehrfach.
Nach dem ernüchternden Rennen in Baku, wo Oscar Piastri ausschied und Lando Norris den enttäuschenden siebten Platz belegte, ist McLaren gefordert. In der Konstrukteurswertung ist der Titel dem Papaya-Team zwar sicher, aber in der Fahrer-WM ist auch Max Verstappen im Titelrennen wieder mit dabei. Noch liegt der Niederländer mit 255 Punkten nur auf Rang 3, mit respektablem Abstand auf Leader Piastri (324) und Verfolger Norris (299), aber abgeschrieben hat er den fünften WM-Titel in Serie ganz sicher noch nicht – vor allem, wenn McLaren mit einer Stallorder nicht für klare Verhältnisse sorgt und die Piloten sich im Duell um die WM-Krone so hart bekämpfen sollten, dass Kollisionen für Nuller sorgen. Man darf gespannt sein, wann man sich für einen der beiden Fahrer entscheidet und ihm in der Titeljagd den vollen Support gibt.
Verstappen: Jedes Rennen ein Final
Für Verstappen seinerseits wird nun jedes Rennen ein Final – und auf dem knapp fünf Kilometer langen Strassenkurs von Singapur muss er endlich einmal glänzen. 67 GP-Siege hat der Niederländer bislang gefeiert, aber in Singapur stand er noch nie zuoberst. Auch zu einer Pole-Position oder einer schnellsten Rennrunde reichte es ihm an diesem Grand Prix noch nicht, zweite Plätze 2018 und 2024 waren seine Bestresultate – im letzten Jahr hinter Sieger Lando Norris und direkt vor Oscar Piastri im McLaren-Sandwich. Nach den Siegen in Monza und Baku ist Verstappen aber nun in Singapur mit Blick auf die WM eigentlich zum Siegen verdammt.
«Das Layout der Piste macht Spass, aber ich habe dort noch nie gewonnen, also könnte man sagen, es gibt für mich in Singapur eine offene Rechnung», sagt Verstappen vor dem Nachtrennen, in dem das Wetter mit Regenschauern oder gar Gewittern ein Schlüsselfaktor sein kann. Und weiter: «Die letzten beiden Rennen liefen grossartig für unser Team. Wir haben erhebliche Fortschritte gemacht, eine gute Abstimmung fürs Auto gefunden und befinden uns auf dem richtigen Weg. Aber wir brauchen eine starke Leistung des ganzen Teams, wenn wir mit einem Spitzenergebnis liebäugeln wollen.» Die Strecke in Singapur sei körperlich ziemlich anstrengend und in diesem Rennen gehe es darum, sich den Strapazen so gut wie möglich anzupassen.
Sauber im Millionen-Kampf
Ähnlich sieht es Jonathan Wheatley. Der Teamchef von Sauber sagt: «Singapur ist ein anspruchsvolles Rennen für das gesamte Team. Von der Präzision, die auf dem Stadtkurs erforderlich ist, bis hin zur Hitze und Luftfeuchtigkeit ist Singapur eine echte Ausdauerprüfung.» Er ist mit seinem Team gefordert, nachdem es in Aserbaidschan mit den Rängen 11 (Gabriel Bortoleto) und 16 (Nico Hülkenberg) einen Nuller gab. In der WM liegen die Hinwiler damit auf Rang 8 – sieben Punkte hinter Aston Martin und elf Zähler vor Haas. Damit wären Punkte in Singapur höchst willkommen, denn in der Endabrechnung wird jeder bessere Platz in der Team-WM mit Millionen belohnt.
Heiss aufs Rennen ist auch Nico Hülkenberg, der seit Silverstone und seinem ersten Podestplatz überhaupt im Sauber nicht mehr richtig auf Touren gekommen ist und fünfmal ohne Punkte blieb, während es Teamkollege Bortoleto in dieser Zeitspanne dreimal in die Top Ten schaffte, zuletzt in Baku als Achter. «Es ist etwas Besonderes, unter den Lichtern Singapurs zu fahren, mit der Stadt rund um sich herum. Die Strecke ist eine echte Herausforderung, mit Mauern, die keinen Raum für Fehler lassen, und Kurven, die volle Konzentration erfordern. Die Luftfeuchtigkeit ist ein weiterer Faktor», so «Hülk», der sich in Singapur aber wohl fühlt und es bei elf Starts sechsmal in die Punkte schaffte: zweimal als Zehnter, viermal als Neunter, zuletzt im vergangenen Jahr im Haas, als sich Sauber mit den Rängen 15 (Zhou Guanyu) und 16 (Valtteri Bottas) begnügen musste.
Für den Brasilianer Gabriel Bortoleto ist Singapur in seiner ersten Formel 1-Saison dagegen Neuland. In der Vorschau seines Teams sagt er: «Die Strecke ist für mich völlig neu – obwohl ich mich im Simulator darauf vorbereitet habe –, daher bin ich sehr gespannt, was sie für uns bereithält. Das Nachtrennen, die Mauern, die Hitze und die Luftfeuchtigkeit – es wird eine grosse Herausforderung.» Er wolle sich so schnell wie möglich mit der Strecke vertraut machen, den Rhythmus finden und jede Chance nutzen, «die wir an diesem Wochenende bekommen».