Manchmal sind es nicht die lauten Duelle, die die grösste Spannung bergen. Kein Gepolter, keine Spitzen, keine gezückten Ellenbogen. Und doch: Im Volkspark brodelt's.
Nicht auf der Tribüne, sondern tief unten, da wo das Netz zappelt - oder eben nicht. HSV, Sommer 2025. Im Fokus: Zwei Männer mit Handschuhen. Zwei Daniels. Ein Ziel.
Wer wird die Nummer eins?
Daniel Heuer Fernandes, 31, abgeklärter Typ, Stammkraft, Aufstiegsheld. Er weiss, wie sich Druck anfühlt - und wie man ihn kanalisiert. "Wie immer gleich, wie jede Saison gleich", sagt er, als ginge es um die Wettervorhersage. Konkurrenzkampf? Kennt er. Liegt ihm. Gehört dazu. "Ich bleib da ganz bei mir und bin da ganz entspannt."
Klingt lakonisch - ist aber kein Schulterzucken. Heuer Fernandes will mehr. Bundesliga ist für ihn kein Selbstzweck, sondern nächstes Kapitel. "Ich will mich weiter verbessern, die ganze Mannschaft will sich verbessern." Kein Wort zu viel, aber jedes aufgeladen mit dem Selbstverständnis eines Mannes, der weiss, was er kann - und dass er sich trotzdem neu beweisen muss.
Und dann ist da Daniel Peretz. 24, Manuel-Neuer-Schüler, Zugang mit Format. Die Augen wach, der Ton reflektiert. "Natürlich ist es mein grosses Ziel, zu spielen", sagt er. Und schiebt nach: "Im Leben wie im Fussball gibt es aber für nichts eine Garantie." Klug. Und bezeichnend.
Peretz gibt sich nicht als Herausforderer, der mit der Tür ins Tor fällt. Er denkt grösser. Erst kommt der innere Wettkampf. "Ich konkurriere zunächst einmal mit mir selbst: Ich will jeden Tag auf und abseits des Platzes besser werden." Einer, der den langen Atem sucht, nicht den schnellen Triumph. Der mit Energie kommt, aber keinen Stromausfall im Team riskieren will: "Für mich ist es sehr wichtig, eine gute Energie und Stimmung im Team zu haben."
Heuer Fernandes & Peretz eint die Professionalität
Man könnte meinen, hier prallen Gegensätze aufeinander. Der eine: etabliert, erfahren, mit jeder Faser Volkspark. Der andere: ehrgeizig, diplomatisch, mit klarem Plan. Doch die Wahrheit ist vielschichtiger. Beide eint ein professioneller Umgang mit der Realität - und mit sich selbst. Kein Hickhack, keine Eitelkeit, sondern Haltung. Heuer Fernandes hat das Zeug zum Leader. Peretz die Aura des Herausforderers mit Feinsinn.
Es ist ein Duell auf Augenhöhe - mit feinen Nuancen. Der eine sucht den nächsten Schritt, der andere will erstmal ankommen. Beide senden klare Botschaften - nicht mit Lautstärke, sondern mit Substanz. Wer am Ende zwischen den Pfosten steht? Entscheidet das Trainerteam. Doch egal, wie das Rennen ausgeht: Der HSV hat auf der Linie ein Luxusproblem. Und das ist in diesem Fall kein Fluch, sondern Segen.
Denn während andere noch Störfeuer löschen, liefern sich Heuer Fernandes und Peretz ein Torwart-Duell mit Klasse - und Charakter. Das Ziel: Bundesliga. Die Methode: Professionalität. Und am Ende? Könnte es wirklich ein Foto-Finish werden in der Volkspark-Bude.